♕55 • Steinerner Weg ♛

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Ich bleibe stehen, als ich eine Weile geradeaus gelaufen bin und nichts passiert. Verwirrt blicke ich mich um, suche nach irgendeinem lebendigen Wesen außer den Bäumen und der Wiese, aber es ist nichts weit und breit. Plötzlich weht ein Wind durch die Bäume und als er mich erreicht, spüre ich wie eine Welle der Benommenheit meinen Körper erfasst.

Ich taumel kurz, bevor ich es schaffe gerade stehen zu bleiben und gerade aus zu sehen, während ich der sanften Stimme des Windes lausche. "Das hier ist nicht dein Weg, Taehyung", sagt sie und umwiegt mich sanft. „Du musst den steinernen Weg verlassen."

Es ist ohne jeden Zweifel die Stimme eines Mannes und dennoch habe ich das verlangen mich in diesen Wind zu werfen und mit nehmen zu lassen. Ein mal im Leben fliegen zu können, getragen von dem Wind mit der Stimme eines Engels. Ich reiße meine Augen auf, als ich spüre wie ich im Begriff bin sie zu schließen und es wirklich zu tun.

Wild drehe ich mich um mich selbst, aber egal wie sehr ich es versuche, ich schaffe es nicht über die Steine hinaus zu treten. Niedergeschlagen senke ich den Blick, als hätte ich wirklich etwas falsch gemacht, dabei sind das hier wieder nur meine eigenen Gedanken, die mich plagen. Ich bin wach und dennoch träume ich aus irgendeinem Grund.

Panisch schnappe ich nach Luft, als ich wieder in meinem Körper ankomme und fasse mir an meine brennende Wange und die schmerzende Schläfe. Ich stehe nicht länger am Geländer, ich hocke auf dem Boden und als ich hoch sehe, ahne ich auch warum. Sungjae steht über mir, die Hand zu einer Faust geballt und das lächeln voller Freude.

„Glaubst du, du wärst nicht austauschbar?", fragt er und holt zu einem Tritt aus. Ich versuche mein Gesicht mit einem Arm zu schützen, aber gerade als ich den anderen vor meinen Magen halten und die Knie anziehen will, landet sein Fuß mit der Spitze in meinem Bauch.

Ich kneife die Augen zusammen und versuche den rasenden Schmerz zu unterdrücken, aber die Tränen fließen unkontrolliert. Erneut schnappe ich nach Luft und rolle mich auf den Rücken um mich auf die andere Seite zu rollen, aber er tritt mit seinem Fuß auf meine Hand und setzt sich auf meine Hüfte. „Vater hat all das getan, von dem Bündnis bis zum Verrat an dir, weil seine Zeit ihm abläuft. Er glaubt an diese Vorsehung, die er vor langer Zeit gehört hat und ich möchte auch daran glauben, denn wenn es wahr ist, bedeutet das, ich bin bald König."

Die Vorsehung. Erst vor kurzem habe ich Jungkook von ihr erzählt. Ein Seher sagte meinem Vater am Tag seiner Krönung das er nicht lange regieren und das er in einem Krieg, aber nicht auf dem Schlachtfeld sterben wird. "Vater ist seit über zwanzig Jahren König und der Krieg ist vorbei."

„Nicht wenn es nach Vater geht. Er glaubt König Jeon plant etwas und er will ihm zuvor kommen." Er streicht mit seinen Händen über mein Gesicht und ich versuche nach ihnen zu greifen, aber er ist schneller und schließt sie um meinen Hals. Er hebt sein Becken an und lehnt sich mit aller Kraft in den Griff hinein, während ich versuche nach seinem Gesicht zu greifen oder ihn von mir zu treten.

Mein Hals fühlt sich sofort trocken an und er brennt, sowie er es noch nie getan hat. Verzweifelt schnappe ich nach Luft, aber es gelangt zu wenig durch meine Nase und meinen Mund in meinen Körper hinein. Ich spüre wie er schwächer wird, wie die Energie aus ihm weicht und die wärme vollends verschwindet.

Es ist das gleiche Gefühl, das ich im Traum verspürt habe. Es ist die Hilflosigkeit, dem ausgeliefert was einen eigentlich aus macht, der kälte. Ich spüre wie erneut eine Träne meine Wange hinunter läuft und meine Augen erschlaffen während mein Körper langsam träge wird.

Das hier darf nicht das Ende sein, alles was ich bisher getan habe wäre Umsonst. Ich schließe für einen kurzen Moment, nur den Bruchteil einer Sekunde die Augen und denke darüber nach, was es bedeuten würde zu sterben. Sungjae und der König würden gewinne, sie hätten den Krieg, aber der König häte die Waffe nicht mehr, die er in mir sieht. Der einzige der also als Gewinner aus der ganzen Sache heraus kommt ist Sungjae, denn nicht einmal Vater triumphiert von der ganzen Sache, weil ich den Armreif nicht trage.

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