Kapitel 33

209 6 0
                                    

Es musste ziemlich wichtig gewesen sein, wenn Tony so überstürzt verschwand. Vor allem, so, wie ich ihn kannte, hat er die ganze Zeit im Krankenhaus gewartet und wollte mich garantiert sehnsüchtig sehen. Ich zerbrach mir deshalb den Kopf, weshalb ich eine Weile nicht einschlafen konnte. Es war 22 Uhr und das Team war mittlerweile wieder weg. Meine ungewöhnlich starke Müdigkeit seit der Wiederbelebung brachte mich dann doch irgendwann dazu, endlich einzuschlafen.

Shira weckte mich am nächsten Morgen um 8.30 Uhr und das überraschte mich wirklich sehr, weil ich in dem Moment nicht damit gerechnet hatte. „Na, gut geschlafen?", sie reichte mir das Frühstückstablett. „Ja, schon. Und du?", ich aß hungrig. „Ich auch. Weißt du, weshalb Tony gestern so überstürzt weg musste? Ich kann ihn telefonisch nicht erreichen." Das bereitete mir etwas Sorgen: „Nein, ich habe keine Ahnung." „Du hattest aber recht, Tony und ich sind Freunde geworden." „Ich hab's dir ja gesagt", ich lächelte und sie auch. „Hast du etwas von meinem Team gehört?" „Allerdings, sie haben den Arzt verhaftet und sind schon auf dem Rückflug. Voraussichtlich sind sie um 13 Uhr wieder in D.C." „Das sind tolle Neuigkeiten, gab es irgendwelche Komplikationen? Wurde jemand verletzt?" Shira schüttelte den Kopf: „Nein, dein Team ist unversehrt." Ich atmete erleichtert aus und trank dann einen Schluck Kräutertee.
Es klopfte an der Tür: Meine Familie und der Arzt trat herein. „Guten Morgen Miss David. Ich wollte Ihnen nur sagen, dass wir Ihre Entlassung für 12 Uhr vorbereiten. Ich schaue nachher noch einmal vorbei, Sie haben ja jetzt Besuch." Nach meinem kurzen „Vielen Dank" verschwand er auch schon, vermutlich hatte er viel zu tun. „Wo ist Tony?", alles andere war gerade nebensächlich. „Wir wissen es nicht, aber mach dir keine Sorgen. Vielleicht taucht er bald wieder auf", Tim wirkte ziemlich gelassen. Ganz im Gegensatz zu Abby: „Wie kannst du nur so ruhig bleiben?! Tony ist seit über 13 STUNDEN nicht erreichbar! Vielleicht ist ihm etwas zugestoßen." „Abby", Gibbs hielt sie am Arm fest.
Pling „Was war das?", Shira schaute sich um. „Mein Handy, gibst du es mir bitte?" Es lag im Regal, viel zu weit weg für mich. Sie holte es: „Bitteschön." „Danke", antwortete ich und entsperrte es. Ich hoffte so sehr, dass es Tony war, der uns ein Lebenszeichen schickte. Es war still im Raum, alle waren auf die Nachricht gespannt. Mit leicht zitterndem Finger öffnete ich WhatsApp.





„TONY HAT GESCHRIEBEN!", schrie ich lauter als gewollt und alle beugten sich näher zu mir. „Er kommt zu meiner Entlassung vorbei... nur woher weiß er, dass ich heute entlassen werde?" Shira klärte uns auf: „Als wir gestern hier im Krankenhaus gewartet haben, hatte Tony kurzzeitig eine unangenehme Phase: Es waren echt nervige Stimmungsschwankungen. Er hat zum einen die Krankenschwester angebrüllt, warum es noch so lange dauere. Zum anderen hat er den Arzt angebettelt, dich zu entlassen. Dieser sagte, dass du morgen entlassen werden würdest." Abby kicherte wie ein kleines Schulmädchen: „Tony und Stimmungsschwankungen? Das hätte ich zu gerne gesehen." „Glaub mir, das war echt nicht lustig", wenn Shira das sagte, war es garantiert kein Zuckerschlecken.

Vor meiner Entlassung musste ich noch einen Bodycheck machen, glücklicherweise waren alle meine Werte in Ordnung, sodass ich entlassen werden konnte. Die Familie war für mich da: wir packten die Sachen und quatschten, 12 Uhr kam schneller als gedacht. Ich bekam noch Medikamente, um mich vollständig von der Wiederbelebung zu erholen. Ducky nahm sie an sich und wollte sie mit Abbys Hilfe erst überprüfen: Wir sahen Ärzte jetzt mit anderen Augen.
Kurz vor 12 Uhr kreuzte Tony auf, der bestens gelaunt wirkte. Er begrüßte uns alle, aber Abby verlangte noch vor mir eine Erklärung. „Es tut mir leid, dass ich gestern einfach so abgehauen bin. Mein alter Herr hat mir geschrieben, dass er mich über Skype anrufen wolle. Deshalb bin ich nach Hause gefahren. Ist es zu fassen: Senior will schon wieder heiraten und das schon übermorgen! Natürlich darf ich wieder alles planen..." „Wo will er denn heiraten?", fragte Palmer. „In New York. Ich bin seine Assistentin, die alles übers Telefon regeln muss. Und zu allem Überfluss: ich bin noch nicht einmal eingeladen! Sie wollen durchbrennen und in Afrika heiraten, er und meine zukünftige Stiefmutter Alana wollen nur zu zweit heiraten. Das ist echt absurd", Tony redete selbst für seine Verhältnisse etwas zu viel. „Aber jetzt bin ich da, es ist alles so stressig und dann ist ja da auch noch das Abendessen mit Mister Scott." „Stimmt, ich wollte es euch eigentlich erst sagen, wenn der Fall abgeschlossen ist: Mister Scott wollte uns alle zum Essen einladen, weil wir den Mörder seiner Frau haben. Ich sollte euch fragen, ob ihr Interesse habt", fügte ich hinzu. „Essen klingt immer gut", mit dieser Aussage von Gibbs hatte ich nicht gerechnet und auch Abby grinste. Alle stimmten zu und ich sagte abschließend zu dem Thema: „Okay, dann werde ich ihn nachher anrufen und einen Tag vereinbaren."

Es war ungewohnt, wieder zu laufen. Ich hatte ein ganz neues Körpergefühl, oder zumindest das alte komplett vergessen. Dennoch war ich froh, laufen zu können und das fast ohne Schmerzen. Ich nahm die verschiedenen Eindrücke meiner Umwelt anders wahr: es war wie ein Geschenk, noch zu leben und zusätzlich wieder laufen zu können. Ich war so unendlich dankbar für alles, aber am meisten für meine Familie. Das kühle Wasser prasselte auf meinen Körper, es war echt befreiend. „Glaubst du Tonys Geschichte?", Shira saß auf meinem Sofa, während ich duschte. Nach meiner Entlassung wollte ich mich frisch machen, bevor ich ins Büro kam. Shira wollte mich unbedingt begleiten, sodass Tony, der es auch anbieten wollte, nicht mehr tat. „Ich weiß es nicht, vielleicht teilweise. Obwohl ich mir das auch nicht so ganz vorstellen kann: ich meine, 13 Stunden hat er sich nicht gemeldet." „Wenn du möchtest, kann ich mal mit ihm reden. Wir haben ja auch einen guten Draht zueinander, natürlich frage ich indirekt." „Das wäre echt lieb von dir."

Ich fühlte mich wie frisch aus dem Ei geschlüpft, als ich das Büro betrat. Shira schnappte sich Tony für das Gespräch und ich setzt mich an meinen Tisch. Ducky kam zu mir: „Willkommen zurück Ziva. Du siehst gut aus." Ich trug eine schwarze Hose und ein olivgrünes T-Shirt, die Haare in einem Dutt: „Danke. Ich freue mich auch, wieder hier zu sein. Was gibt es neues?" Er reichte mir die Dose mit den Tabletten: „Sie sind sauber." „Gottseidank, ein zweites Mal hätte ich das nicht mitgemacht", ich legte sie in die oberste Schublade des Tisches. „Lass es bitte langsam angehen." „Das werde ich, danke Ducky", ich wählte nebenbei die Nummer von Mister Scott.

Rückkehr mit FolgenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt