Kapitel 19

246 9 0
                                    

„Möchtest du etwas trinken?", Hadar ging zu seinem Minikühlschrank. „Gerne", ich war zwar nicht durstig, aber so würde er vielleicht keinen Verdacht schöpfen. Er reichte mir eine Dose Cola, die er nur zu gerne trank, und setzte sich dann auf seinen Stuhl. „Also, wobei brauchst du meine Hilfe?", er wirkte unnormal interessiert. Ich trank einen Schluck aus der Dose, beugte mich leicht zu ihm vor und sprach mit gedämpfter Stimme: „Orli Elbaz will mich umbringen." Sein Gesichtsausdruck verdunkelte sich augenblicklich, wurde aber genauso schnell wieder etwas heller. Ich hatte ein ungutes Gefühl: wusste er etwas darüber? Steckte er mit DeMill und Elbaz unter einer Decke? Spannender konnte es echt nicht sein, ich wollte das alles hier aufklären. „Bist du dir sicher? Warum sollte sie so etwas tun? Hast du Beweise dafür?" Typisch Hadar, er hielt eher zu Elbaz als zu meinem Vater. „Ich bin mir sicher", ich reichte ihm einen Brief und ein Foto. Ich habe mir ein Bild aus der Waldhütte genommen und einen Drohbrief geschrieben, Schriften konnte ich schon immer gut fälschen. Er las das Ende des Briefes laut vor: „Weglaufen bringt nichts, ich kriege dich sowieso und dein Blut wird den Boden überfluten." Er wirkte überrascht und kratzte sich am Kopf: „Ähm... du bist sicher, dass er von Elbaz ist?" „Natürlich, die Sachen riechen wie ihr Parfüm", ich flüsterte dramatisch, „Ich habe Angst..." „Ich helfe dir selbstverständlich und schaue mir das hier noch mal genauer an." „Vielen Dank, ich gehe mir mal etwas die Beine vertreten. Das macht mich jedes Mal fertig", schluchzte ich glaubwürdig. „Mach das." Ich verließ sein Büro und schloss die Tür hinter mir. Hadar steckte ganz sicher mit denen unter einer Decke und war überrascht, das zu sehen. Schließlich gehörte das nicht zum Plan und war nicht echt, was er nicht wusste. Bei Cherrys Büro angekommen, trat ich ein und schloss hinter mir die Tür. Sie saß an meinem alten Tisch und legte gerade den Telefonhörer auf. „Kauft er es dir ab?", fragte Shira leise. „Hundertprozentig, er zweifelt die Geschichte nicht an." „Also, wir können los. Hast du deine Waffe?" Ich nickte und musste daran denken, als Tony mir die Glock im Krankenhaus gab. „Du auch?" „Klar", sie hob ihr T-Shirt an der rechten Seite hoch, dort sah man die glänzend schwarze Pistole. Ich hatte ganz vergessen, dass sie hier richtig ‚beim Mossad arbeitete.'

Es konnte spannender nicht sein. Wir standen im Fahrstuhl und mussten noch drei Stockwerke hochfahren. „Geht es dir gut, Ziva? Oder hast du Schmerzen?", Shira und ich hörten Abbys Stimme. „Es geht, gerade nur leicht." Die Fahrstuhltür ging auf und wir gingen zu Elbaz' Büro. Normalerweise waren auf dieser Etage immer Sicherheitsleute, heute nicht und auch Shira wunderte das sehr. Nichts desto trotz gingen wir in ihr Büro und schlossen leise die Tür hinter uns. „Da, der Safe", sie öffnete eine Schranktür und gab flink eine Zahlenkombination ein. Mit einem leisen Klicken entriegelte er sich und in ihm befand sich nur ein kleiner Schlüssel. „Ich habe keine Ahnung, wofür dieser Schlüssel ist. Auf jeden Fall geht dieser Computer nicht wie normale an", sie reichte mir den Schlüssel. Sie hat die den zwölf stelligen Code herausgefunden, das ist für diese drei Monate lange Arbeit schon ziemlich gut. „Ich vermute, dass er etwas mit dem Computer zu tun haben könnte." „Das ergibt Sinn", ich wendete den vergoldeten Schlüssel mit dem Rosenmuster in meiner linken Hand hin und her. Ich ging leisen Schrittes an den vielen Schränken vorbei und schaute, wo er passen könnte. Shira schaute auch und hat einige Male versucht, Schränke damit zu öffnen. Leider vergeblich. „Schau mal", ich winkte Cherry zu mir. Neben dem Blumentopf lag ziemlich viel Erde, sehr verdächtig. Ich nahm den Blumentopf in die Hände und merkte, dass er für seine Größe viel zu leicht war. Die Pflanze war aus Plastik, wie ich fühlen konnte und Shiras Neugier war auch geweckt. „Das ist so cool, durch die Ohrringe haben wir eine perfekte Sicht. Der Topf wirkt verdächtig. Das ist alles so aufregend", quiekte die quirlige Forensikerin. Ich grinste, typisch Abby, und hob diese wirklich hässliche Pflanze hoch. Wie ich vermutet hatte: eine kleine Schachtel lag in diesem Topf und nur eine kleine Schicht Erde lag auf ihr, trotzdem konnte man sie auf den ersten Blick entdecken. Echt schlampig Elbaz, so dumm hätte ich sie nicht eingeschätzt. Mit dem simplen Fingerabdruck wäre es beispielsweise noch schwieriger gewesen. Shira nahm die Kiste heraus und ich stellte die Pflanze wieder auf das Regal. Sie reichte mir den Schlüssel und die Box. Es lief alles viel zu gut bisher.

Rückkehr mit FolgenWhere stories live. Discover now