♕45 • Letzte Worte♛

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Ich dachte stets, dass ich niemals dieses Bild von ihm vergessen würde, das eines Königs, den die Welt verdient hat, aber als er sich wieder in Bewegung setzt und mit schnellen Schritten in meine Richtung kommt, verblasst der Bann. Ich sehe ihn an und auch sein Blick bleibt noch einen Moment an mir haften, aber gerade als er bei mir ankommt, wendet er ihn ab und läuft ohne irgendein Wort an mir vorbei.

Er hat wohl genauso wenig mit mir gerechnet wie ich mit ihm, aber ich war mir sicher, dass er mit mir sprechen würde, es war bisher immer so. Er hat jede Gelegenheit genutzt um mich in ein Gespräch zu verwickeln, er hat mich aufgesucht, ist mir sogar in die Stadt gefolgt und das obwohl ich ihn immer abwies. Also warum tut er jetzt so, als hätte es all das niemals gegeben?

"Willst du das wirklich tun?", frage ich laut um sicher zu gehen das er es hört. Ich weiß nicht, was in mich gefahren ist, wo es doch eigentlich genau das war, was ich wollte. War es nicht mein Plan, ihn auf Abstand zu halten, habe ich nicht sogar seine Verachtung und den Hass riskiert, nur um sicher zu gehen, dass genau das passiert? Das war mein Ziel, aber ich habe niemals damit gerechnet, dass es sich so schrecklich anfühlen würde.

Ich höre wie seine Schritte verstummen und schließe die Augen für einen Moment. Vielleicht wäre es besser gewesen ihn ziehen zu lassen, denn ich weiß, wenn ich jetzt etwas sage, gibt es kein zurück mehr. Ich weiß, dass ich nicht noch einmal zulassen kann, das wir uns so nahe kommen, denn dann wäre ich derjenige, der nicht mehr los lassen könnte, aber alleine der Gedanke das wir uns jeden Tag so begegnen werden, ohne ein einziges Wort miteinander zu sprechen, erscheint mir wie ein Albtraum.

Langsam öffne ich die Augen und drehe mich um. Er bedenkt mich mit demselben Blick, wie vorhin im Saal, derselbe Eiskalte Ausdruck in seinem Gesicht und erneut spüre ich wie die Wut sich in mir breit macht. Er weiß, was er getan hat und er wusste wie sehr es mich verletzen würde, aber ihn so zu sehen, ohne irgendwelche Reue, verletzt mich mehr als es seine Worte getan haben.

"Du kannst beruhigt sein", sagt er gerade mal laut genug das ich ihn hören kann. "Seok wird dir keine Probleme mehr bereiten."

"Glaubst du, Seok ist mein Problem?", frage ich und trete zwei Schritte nach vorne um den Abstand zwischen uns zu verringern. "Du warst bereit mich zu opfern."

Obwohl ich mich normalerweise immer unter Kontrolle habe, kann ich nicht verhindern, dass er das zittern in meiner Stimme bemerkt, denn mir wird nach dem aussprechen der Worte bewusst, wie viel Wahrheit darin steckt.

Seoks Plan war hinterhältig und er hätte nichts als Nachteile für mich bedeutet. Ich wäre nicht in der Lage mich zu verteidigen, wenn das irgendwann nötig sein sollte und das wird es, aber das schlimmste daran wäre, dass ich niemals die Möglichkeit hätte meine Fähigkeiten zu trainieren und das würde bedeuten, dass ich ständig mit der Angst leben müsste ich könnte die Kontrolle verlieren wenn ich sie einsetze.

Ich hatte Angst, als er den Armreif raus kramte und seine Idee dem König erläuterte. Ich hatte Angst, denn das einzige, was mich noch hier in Skravis hält, ist die beschränkte Freiheit, die mir gewehrt wird. Wenn ich diesen Armreif hätte tragen müssen, wäre das der Gefangenschaft gleich gekommen und die habe ich bereits mein Leben lang in Illiora ertragen müssen.

Zu meiner eigenen Überraschung war der Gedanke an diesen Armreif aber nicht der schlimmste für mich und Seoks Worte nicht die verletzendsten des Nachmittags, es waren Jungkooks. Seok hätte meine verstümmelung, verbannung oder sogar Hinrichtung vorschlagen können und es hätte mich nicht im Ansatz so sehr getroffen wie es Jungkooks Verrat getan hat.

Er senkt seinen Blick keine Sekunde, er hat ihn in meinem verankert und ich wünschte ich könnte irgendetwas anderes darin erkennen als Gleichgültigkeit, aber da ist nichts. „Kriege fordern Opfer", sagt er laut und mit fester Stimme.

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