Kapitel 5 | Durch Gondor

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Sie verließen Valinor im Morgengrauen. Weit im Osten ging die Sonne auf und verlieh dem Meer einen Goldenen Glanz.
Doch weder Vadrion noch Eonwe achteten auf diesen wunderschönen Anblick, als sie Segel Richtung Mittelerde setzten.

Vadrion lehnte sich mit dem Rücken an die Reling, die Arme vor der Brust verschränkt. "Hast du schon einen Plan, wie wir an ihn herankommen, Eonwe?"
Dem Maia entging die leichte Schärfe in seiner Stimme nicht.

"Sich ihm zu nähern wird nicht das Problem. Ihn still und heimlich zurückzubringen, das ist es eher. "
Vadrion zog herausfordernd die Augenbrauen hoch.
"Still und heimlich?"

Eonwe schnaubte.
"Denk nach, Vadrion.
Wozu braucht Sauron Daenor?
Einen Kriegsherrn? Um Krieg zu führen. Und ein Kriegsherr ist selten allein. Ich glaube nicht, dass es ratsam wäre, eine Armee aufzuhetzen. "

Über Vadrions Lippen huschte ein eisiges Lächeln, als er sich von der Reling abstieß und sagte:" Dann kämpfen wir uns durch. "

Eonwe fuhr entsetzt auf.
Der schwarzhaarige Maia wusste, wie impulsiv Vadrion sein konnte, dennoch hoffte er, dass er diesen Satz nicht ernst gemeint hatte. Denn obwohl Eonwe zu den besten Kriegern von Arda gezählt wurde, stünden ihre Chancen bei einem solchen Kampf denkbar schlecht.
"Dir ist klar, dass wir zu zweit sind? "

"Zwei Maiar gegen Orks."

"Gegen Orks und einen Elben."

Vadrion verdrehte die Augen. "Du überschätzt ihn, Eonwe. Aber ja, du hast recht. Es wird nicht leicht."
Eonwe nickte nur. Leicht würde es sicher nicht werden.

~

Sie legten im Delta des Flusses Anduin an, geschützt und verborgen vor feindlichen Blicken.
Die zwei Tage, die sie nach der Flucht auf See verbracht hatten, hatte Daenor beinahe ausschließlich zum Training genutzt.
Er musste sich wieder an Waffen gewöhnen, bevor er Sauron gegenüber trat.

Asrán hatte ihn die ganze Zeit beobachtet, sparte sich aber jeden Kommentar. Nachdem der Elb ihm schon einmal ein Messer an den Hals gehalten hatte, wollte er ihn lieber nicht verärgern.

Daenor schien überraschend schnell wieder in seinen Kampfrhythmus zu finden, ein Rhythmus, der auf Geschwindigkeit setzte und die Stärken des Elben perfekt ausspielte.

Während er trainierte strahlte Daenor eine Gnadenlosigkeit aus, die Asrán erschreckte. Hatte er ihn zuvor noch als ein gebrochenes Relikt der Vergangenheit betrachtet, so war er jetzt froh, ihn nicht zum Feind zu haben.

Übte er gerade nicht, fragte er Asrán über die Vergangenheit aus.
Er ließ sich jede Intrige und jeden Krieg Saurons erklären, vom Untergang Numenors, bis hin zum Schmieden der Ringe und seiner jetzigen, immateriellen Gestalt.

Er hatte Asrán wort- und ausdruckslos zugehört und höchstens ab und zu eine Frage gestellt- allerdings ohne seinen üblichen Sarkasmus.
Der Mensch hätte viel dafür gegeben, um zu wissen, was er dachte.

Jetzt ritt er schweigend neben ihm.
Die Pferde hatten sie von einem Mittelsman, der an der Küste auf sie gewartet hatte. Er war daraufhin, zusammen mit einem von Asráns Männern, mit ihrem Schiff zurück nach Umbar aufgebrochen.

Daenor saß zwar etwas unsicher im Sattel, schien aber zurechtzukommen.
Sie würden Mordor frühestens in zwölf Tage und Barad-dûr in etwa zwei Wochen erreichen. Chelhathol hatte also genug Zeit, sich wieder an den Sattel zu gewöhnen.

Dabei mussten sie allerdings feindliches Gebiet durchqueren.
Asrán war unwohl dabei, mit einer so kleinen Gruppe durch Gondor zu reisen.

Während er ihre Chancen bei einem Kampf abwägte, fiel ihm auf, dass Daenor selbst beim Reiten die Hand nicht von Nauring nahm.
"Woher habt Ihr dieses Schwert überhaupt? Ich weiß, dass Morgoth Euch gab, aber woher hatte er es?"

Die Rückkehr des Schwarzen Kriegsherren (Herr Der Ringe/Silmarillion ff)Where stories live. Discover now