Erinnerungen

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Wochen vergingen.
Wochen die meine Mum und ich im Umzugsstress verbracht hatten. Ich wusste immer noch nicht, ob ich wieder zurückwollte. Vor allem nicht nach der Sache die mit Andy passiert war. Vor ein paar Tagen hatte ich es aufgegeben ihn Adrian zu nennen. Ich hatte mich durch diesen Kuss hoffnungslos in ihn verknallt. Ob man das verknallt nennen konnte? Keine Ahnung. Ich weiß nur das über ihn was mir Ava über ihn erzählt hatte. Egal wo ich war, egal was ich machte, meine Gedanken waren bei ihm. Ich vermisste das Gefühl von seinen Lippen auf meinen, aber ich hatte Angst. Angst das er das nur gemacht hatte, um mich zu verunsichern, ja um mich zu provozieren. Zuzutrauen wäre es ihm auf jeden Fall.

Aber was mir seit ein paar Tagen im Kopf herum schwebte, war das er das geplant hatte. Vielleicht hatte er irgendwo eine Kamera versteckt oder einfach zu jemandem gesagt hatte das er ein Bild machen sollte, wie wir in der Dusche herum machten.
Ganz einfach das mein Ruf schon von Anfang an weg war. Das klingt so als wäre ich paranoid. Vielleicht bin ich das auch.

Mein Kopf sackte gegen die Scheibe. Ich schloss die Augen. Wir saßen im Auto, hatten die letzten wenigen Sachen dabei und fuhren in unser neues altes Haus. Unsere ehemaligen Mieter waren ausgezogen. Meine Mutter hatte Heimweh. Sie war der Meinung es sei besser, wenn ich meinen Abschluss dort machte, wo ich auch meine Kindheit verbracht hatte. Ich verstand ihre Logik nicht immer. Aber wer tat das bei seinen Eltern schon meistens.

Meine Freunde vermisste ich jetzt schon. Sie waren immer für mich da gewesen und standen hinter mir. Egal was war. Irgendwie hatte ich das Gefühl, dass ich sie im Stich gelassen hatte. So wie damals als ich umzog. Wenigsten hatte ich jetzt meine alten Freunde wieder.

Auch wenn es den Umzug nicht weniger erträglich machte. Ich hatte immer noch das Gefühl, dass ich sie im Stich gelassen hatte. Wobei sie mir immer versicherten das alles in Ordnung war und ich hatte gehen müssen. Sie nicht sauer auf mich waren. Wusste ich doch, dass ich es hatte.
Ich hatte teilweise Kontakt mit ihnen. Aber es ist was anderes, wenn du jemanden fünf Tage die Woche siehst und dann auf einmal nicht mehr.

Ich habe stark gemerkt wer meine richtigen Freunde, meine Herzensfreunde und wer nur Schulfreunde waren. Die sich einen Dreck um mich gescherten.
Ich habe Angst das sich das bei meinen jetzigen guten Freunden auch heraus stellt. Das ich ihnen nicht wichtig bin. Und erneut in Vergessenheit gerate.

»Lio wir sind da.«

Da waren wir also. Unser altes Haus.
Es ist eindeutig kleiner als ich es in Erinnerung hatte.
Lag vermutlich daran das ich ein gutes Stück kleiner war als jetzt. Aber vielleicht auch daran das ich mich nur noch grob an das Haus erinnerte. Ich stieg aus dem Auto und schlug die Türe zu. Unsicher stand ich vor dem Haus.
Wir waren schon ein paar Mal da gewesen. Aber trotzdem war es komisch. Hier würde ich wohnen, bis ich ausziehen würde.

Ich lief zum Kofferraum und holte noch eine Kiste mit Sachen für mein Zimmer. Mum hatte Mittlerweile das Haus aufgeschlossen. Ich trug die Kiste, zielstrebig in mein Zimmer.

Ich stellte diese beiseite. Es war so anders wieder hier zu sein.
Es fehlte die Sternentapete und mein Kinderhochbett. Mein Dad der mit mir auf dem Boden saß und Lego spielte.

Nach Dads Tod waren wir umgezogen. In diesem Jahr ging alles den Bach hinunter. Der Autounfall, Dads Tod und das Mum ihren Job verlor.
Wenigstens war der Teppich von früher noch da. Weinend ließ ich mich auf den Teppich sinken. Zu viele schöne Erinnerungen lagen an diesem Zimmer. Diesem Teppich.

Bilder tauchten auf wo wir lachend als Familie in diesem Zimmer saßen und gespielt hatten. Ich schloss meine Augen und zwei warme Tränen flossen meine Wange hinunter. Die eine tropfte auf den Teppich und die andere trocknete an meiner Wange.

Langsam stand ich auf und lief zu der Kiste, die ich aus dem Auto hochgetragen hatte. Ich öffnete diese. Ich wühlte kurz durch Schulsachen und Bilder. Bis ich am Boden etwas entdeckte was mir ein leichtes Lächeln über die Lippen zauberte.

Langsam und vorsichtig, dass der Kopf nicht abbrach, zog ich den Dino aus dem Karton. Ich hatte ihn behalten.
Viele Erinnerungen hingen an diesem Spielzeug. Sowohl an meinen Vater, an die Freundschaft mit Ava und die Feindschaft mit Andy.
Was zu mindestens von meiner Seite aus mehr keine Feindschaft mehr war.

And In The End It's LoveWhere stories live. Discover now