Kapitel 3

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,,Wie konnte sie uns einfach verraten?
Wie?!" sagte eine etwas tiefe und männliche Stimme.
,,Tja, das ist der Job eines Doppelagenten." sagte eine weibliche Stimme, die mir sehr vertraut vorkam.
,,Das ist mir bewusst, aber... warum sie, sie war einer der besten und...", er brach mitten im Satz ab.
,,Jim, merk dir eins, Verräter verraten immer auf die schlimmste Art und Weise. Das heißt sie ist nicht die Richtige für die BWC...", sie machte eine kurze Pause, bevor sie leiser weitersprach, sodass ich mir nicht sicher war, ob ich mir das nur einbildete oder nicht,
,,... und dann auch nicht für dich.".
Ich konnte nicht entziffern, wer sie und wer er war, denn es pochte in meinem Kopf so unheimlich stark, dass ich einfach wieder in einen traumlosen Schlaf fiel.

Ich hörte es an der Tür klopfen, doch ich bekam keinen Ton aus meinem Mund heraus. Die Tür öffnete sich. Ich versuchte meine Augen langsam zu öffnen und sah, wie Ms. Taylor das Zimmer betrat.
,,Na, wie geht's dir?"
Ich versuchte mich aufzurichten, was mir nicht gelang, da mein Körper immer noch schwer wie Blei war und ich kaum einen Muskel wirklich spürte. Ich konnte meinen Kopf etwas anheben und die Augen offen halten, dadurch sah ich, dass ich Verbände um meinem rechten Oberschenkel und meinem linken Oberarm trug. Krampfhaft überlegte ich, woher diese Verbände abstammen konnten, bis mir die Erinnerung wie ein Schlag ins Gesicht hochkam.

Mrs. Siedes hatte auf mich geschossen.

Mich überkam beinahe eine Übelkeit, doch dazu kam ich garnicht, da ich erschrocken bemerkte, wie neben mir die Matraze nachließ. Ich dachte ich falle, als ich jedoch sah, dass Ms.Taylor sich nur neben mich gesetzt hatte, war ich erleichtert.
,,Ach das ist gar nichts, das verheilt schnell. Ich kenne schlimmere Sachen, glaub mir, viel schlimmere.", sagte sie mit einer abwertenden Handbewegung. Dann schaute sie aus dem Fenster und wenn ich mich nicht täuschte, glänzten ihre Augen so sehr, dass sie den Tränen nahe waren. Ich schaute mich um und hatte keine Ahnung, welches Krankenhaus das ist. Das letzte mal, als ich im Krankenhaus war, war noch auf der Kinderstation.
Als ich 8 war, hatte mich eine Wespe am Fuß gestochen und es ist nachts total angeschwollen. Als Dad das sah sind wir sofort ins Krankenhaus gefahren. Aber auch, wenn ich das letzte mal nur auf einer Kinderstation war, begriff ich trotzdem, dass das hier, kein normales Krankenhauszimmer ist.
,,In welchem Krankenhaus sind wir?",
fragte ich endlich, aber immer noch erschöpft.
Sie lächelte leicht doch dann wurde sie wieder ernster.
,,Wir sind in keinem Krankenhaus, sondern an einem viel sicheren Ort.", erklärte sie mir in einem sachlichen Ton, welcher mich daran erinnerte, dass sie eine Lehrerin ist oder war.
,,Wann kommen meine Eltern?" fragte ich nach, denn ich wollte nur noch die beiden sehen und ganz fest umarmen. Ich brauchte Moms Worte, die beruhigend auf mich einredeten und meinen Dad, der mir mit seinen Umarmungen das Gefühl gibt in Sicherheit zu sein. Ich fühlte mich wie ein kleines hilfloses Kind. Auch wenn ich 16 bin und schon bald 17 werde, aber im Moment gibt es nichts, was mir besser helfen könnte, als meine Eltern.
,,Ich...", sie seufzte, ,,...weiß es nicht.".
Ich dachte nochmal über alles nach, was passiert ist, es muss doch einen Grund dafür geben, dass ich jetzt hier bin. Ich verstehe nicht, warum Mrs. Siedes, wenn überhaupt, erst jetzt eine Waffe auf mich gezielt und sogar auf mich geschossen hat. Sie hasste mich doch schon immer. Warum genau dann, wenn ich vom Direktor eingeladen wurde, zu seinem Büro zu kommen?
Ich wollte zu gerne wissen, wo wir jetzt genau sind und was gerade überhaupt passiert. Ich verstand nichts, ich wusste nicht wie es meiner Familie geht oder meinen Freunden, ich wollte mir garnicht vorstellen, wie dramatisch sich Mom im Moment aufführte und Dad jedes Mal sein Essen auf der Arbeit als Koch entweder anbrennen oder überwürzen lässt. Doch Ms.Taylor bemerkte wahrscheinlich, was für große Sorgen ich mir machte. Sie nahm meine Hand und drückte sie leicht, vielleicht auch fest, aber ich spürte meinen Körper immer noch nicht so ganz, weswegen ich wohl auch die Schmerzen und Vebände nicht spüren konnte.
,,Mach dir keine Sorgen, deine Eltern sind informiert und sie wissen, dass du hier in Sicherheit bist.", sagte sie mit einer ruhigen und sanften Stimme.
Ich war genervt von dem ganzen Unwissen, den ich im Moment besaß, denn ich habe keine Ahnung, wie lange ich geschlafen hab und was eigentlich in den letzten 24 Stunden wirklich passiert ist.
,,Wo sind wir eigentlich, was meinen Sie mit ,an einem viel sichereren Ort'?"
,,Schau aus dem Fenster.", beteuerte sie nur und nickte in die Richtung der Fenster.
Ich wollte aufstehen, doch das ging immer noch nicht. Als ich es endlich geschafft habe meinen Kopf so hoch wie möglich anzuheben, um aus dem Fenster zu schauen, traute ich meinen Augen kaum.
Man hatte von hier aus einen wunderschönen Blick auf den Eiffelturm.
Ich war sprachlos.
Ich fragte mich nochmal, ob das alles nur ein Traum oder ein schlechter Witz war.
,,Okay, wo ist die versteckte Kamera?", fragte ich und drehte meinen Kopf hin und her, um diese Kamera zu entdecken, aber nichts von dem, was ich suchte,  fand ich, nichts außer das leichte Lachen von Ms. Taylor. Das gab mir endgültig zu verstehen, dass es kein Traum ist. Ich schaute wieder auf den Eiffelturm, der von meinem Fenster aus perfekt zu sehen ist.
Ich bin in Paris!
Es war immer ein Traum von mir mal in Paris zu sein, die Seine entlang zu spazieren und alle Sehenswürdigkeiten zu besichtigen. Ich erinnerte mich an das Versprechen, welches ich mit 5 Jahren meiner ersten besten Freundin gegeben habe:
Nur wir beide, wenn wir groß sind, nach Paris.
Enttäuscht bemerkte ich, dass ich jetzt ohne sie hier bin, aber das völlig unabsichtlich. Ich habe keine Ahnung, wie ich hier gelandet bin. Ich betrachtete wieder den Eiffelturm, nur ein ,,Wow", entfuhr mir, obwohl es unbeschreiblich schön war. Wieder dachte ich,
warum sind wir hier oder eher gesagt, warum bin ich hier?
Ich räusperte mich kurz, bevor ich zu sprechen begann.
,,Warum musste ich jetzt eigentlich zum Direktor und was wollte Ms. Siedes von mir?", hörte ich mich fragen und wurde bis zum Ende hin immer leiser, ich konnte es immernoch nicht glauben.
,,Ach, genau vor so etwas wollten wir dich warnen, aber das wollten wir dir an einem sicheren Ort mitteilen und erklären. Du musst wissen, dass ...", sie unterbrach sich selber und biss sich auf die Unterlippe.
,,Dass, was?", forderte ich sie auf. Sie schaute mich kurz an, doch wandte genauso schnell wieder den Blick ab. Ich räusperte mich wieder und bekam somit ihre Aufmerksamkeit zurück.
,,Also...?", begann ich. Doch sie schaute mich nur zweifelnd an und drehte sich wieder zum Fenster um. Ich tat es ihr nach und wollte ihr Zeit geben zum Überlegen, doch irgendwann war meine Geduld auch am Ende und meine Neugierde machte dies nur noch schwerer. Ich wollte sie noch ein letztes Mal drauf aufmerksam machen, aber da klopfte schon jemand an die Tür und öffnete sie leicht.
,,Tut mir leid, wenn ich störe, darf ich rein kommen?", wieder diese tiefe, männliche Stimme. Ich sah den... Direktor?
Er auch noch?
,,Oh, hallo Lilly, ich bin froh, dass du wieder wach bist, denn ich denke, dass wir dir eine Erklärung schuldig sind.".
Er schaute mit ernster Miene kurz zu Ms. Taylor, die nickte und dann wieder zu mir.

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Wer oder was ist die ,,BWC"?
Und was meint der Direktor mit
,, [...] denn ich denke, dass wir dir eine Erklärung schuldig sind."?

Was denkt ihr, welche Erklärung sie dafür haben werden?
Ich bin aufjedenfall gespannt, wohin es mich mit Lilly führen wird.

Now, my Life is a SecretWhere stories live. Discover now