Kapitel 22 - Luke und Jocelyn?

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C L A R Y

Der neue Tag startete relativ gut. Ich fühlte mich wie geheilt. Als ich aufwachte, war alles wieder beim Alten. Alec war nicht da. Ich machte mir aber keine großen Sorgen, weil sie bereits am Tag zuvor sagten, sie würden trainieren gehen. Erst war ich ein wenig verwirrt, weshalb draußen vor meiner Zimmertür so viel los war. Dann fiel mir wieder ein, wie gestresst alle waren. Ich entschied mich dafür, mich fertig zu machen und den anderen ein wenig unter die Arme zu greifen. Schließlich mussten viele Vorbereitungen getroffen werden. Der Schutzzauber des Instituts wurde überprüft, alle Waffen gereinigt und bereitgestellt, ebenso wurden uns zusätzliche Waffen von den Schwestern vorbeigebracht. Aber das wichtigste von allen war das Auswahlverfahren. Dabei ging es hauptsächlich darum, wer an vorderster Front kämpft. Natürlich war es logisch, dass Alec, Izzy und Jace auf jeden Fall dabei waren. Auch bei den guten Kämpfern, abgesehen von diesen drei, war es klar. Die größte Diskussion ging eigentlich darum, was beim Kampf mit mir passiert. Es spielte keine Rolle, ob ich dafür bereit war, etwas gegen die anderen zu unternehmen. Denn das war ich. Für mich ist es selbstverständlich, das Institut und meine Freunde zu beschützen, egal was es kostet. Leider sahen Robert und Maryse das nicht so. Izzy und Jace hatten es sich zur Mission gemacht, sie zu überzeugen.

Unten in der Halle traf ich sofort auf fast alle Shadowhunter des New Yorker Instituts. Sie hatten sich versammelt und hörten der Inquisitorin aufmerksam zu. Ich wusste nichts von einem Treffen, weshalb ich mich einfach unauffällig dazustellte. Klar, das war keine gute Idee, aber vielleicht hatten sich Robert und Maryse entschieden, wie es weitergeht. Sie erklärten erst den Plan und das weitere Vorgehen. Dann endlich fiel der Satz auf den ich die ganze Zeit wartete.
„Alec, Izzy, Jace und Clary werden selbstverständlich das Kommando übernehmen, was die Aufträge angeht. Sie werden bestimmen, was erledigt wird und wie dies getan wird. Clary Fairchild wird dabei von den anderen überwacht, falls es Zweifel geben sollte. Bedenkt bitte immer, dass Jocelyn Fairchild die selben Fähigkeiten besitzt und damals eine der besten Shadowhunterinnen war. Behaltet auch im Hinterkopf, wer ihr Ehemann und ihr Sohn waren und zu was sie damals gemeinsam fähig waren. Danke."

Sobald die beiden zurück in ihr Büro gingen, fingen die anderen an zu tuscheln. Ich hörte nicht mehr genau hin, aber ich wusste sie waren nicht einverstanden mit dieser Entscheidung. Ich konnte es keinem von ihnen übel nehmen. Meine Eltern und Jonathan waren böse. Sie wollten alle das gleiche. Sie dachten ich sei auch so. Aber ich kümmerte mich nicht weiter darum. Ich hatte unter der Menge nach den anderen drei gesucht, habe jedoch nur Izzy und Jace entdeckt. Ich ging direkt auf sie zu, um mit ihnen zu reden. Nicht nur um zu erfahren, wie es jetzt weiter geht, sondern auch um zu wissen wo Alec ist.
„Hey Leute, habt ihr Alec heute schon gesehen?" Ich vergaß dabei völlig, meine eigentlichen Fragen zu stellen.
„Er wollte mit Luke reden. Hast du die Ansprache eben mitbekommen?"
Ich nickte bloß, denn nach dem ersten Satz hatte ich bereits nichts anderes mehr im Kopf als Luke. Ich hatte vollkommen vergessen, dass er für mich mit Luke reden wollte. Ich entfernte mich wieder von den beiden und versuchte Alec zu erreichen. Es dauerte nicht lange, da ging er schon ran. „Clary, gerade passt es wirklich nicht. Ich habe mich mit Luke unterhalten und wir wurden von Dämonen angegriffen. Ich komme jetzt zurück. Bis dann."

Da ich sowieso auf ihn warten musste, erledigte ich das, was ich mir für heute vorgenommen hatte. Ich reparierte meine Ausrüstung und ging anschließend zum Training. Izzy wartete dort schon auf mich, als wüsste sie das ich kommen würde.
„Alles in Ordnung?", fragte sie, ehe ich den Raum überhaupt betrat. „Ja, alles bestens. Jetzt wo ich weiß, dass ich mit euch die Aufträge erfüllen darf.", antwortete ich und schenkte ihr ein flüchtiges Lächeln. Dann begangen wir, mit unseren Klingen zu trainieren. Ich merkte nach wenigen Minuten, dass ich ganz schön außer Übung war. Meine Rune glänzte, als ich sie aktivierte. Es war die Ausdauerrune. Ich hatte lange nicht mehr trainiert, weshalb diese mir fürs Erste half, wieder anzufangen. Mir war bewusst, dass es kein Dauerzustand sein dürfte. Irgendwann musste ich mich wieder einfinden. Auch wenn ich gar nicht so lang weg war, hatte mir die Prozedur dank meiner Mutter zugesetzt. Andauernd kehrte das Gefühl wieder, wo ich eiskalt war. Es war ein schreckliches Gefühl.
Als Alec aus der Richtung kam, in dem das Büro seiner Eltern war, lies ich mich dadurch ablenken. Izzy hatte mir eine übergezogen, die gesessen hatte. Ich fiel zu Boden und sah von dort aus, wie Alec sich sein Lachen verkniff. Ich ignorierte den Schmerz und stand einfach wieder auf, um die Heilrune zu aktivieren.
„Ich hab es genau gesehen Alec.", rief ich ihm ein wenig bissig zu. Er hob daraufhin abwehrend die Hände und begann erneut zu schmunzeln. „Es sah einfach zu gut aus, tut mir leid.", sagte er und begann zu lachen. Ich schaute ihn bloß mit hochgezogenen Augenbrauen an und wartete, bis er endlich aufhörte.

„Kann ich dir für einen Moment die Konzentration rauben und mich mit dir unterhalten?" Er fand das Wortspiel anscheinend lustig. Ich tat so, als würde es mich nicht provozieren und verließ mit ihm den Raum. Er führte mich ohne ein Wort in das Büro von Robert. Es war also wirklich etwas Wichtiges. Robert begrüßte mich, wie immer, freundlich und setzte sich auf seinen Stuhl. „Hör zu Clary, bei dem Gespräch mit Luke ist etwas herrausgekommen, wovon wir alle noch nichts wussten. Es wird die ganze Sache noch schwieriger machen. Ich bitte dich, nicht zu Luke zu gehen oder Kontakt mit ihm aufzunehmen." Der letzte Satz verwirrte mich vollkommen. Was hatte er Alec bloß erzählt?
„Was genau wird es schwieriger machen?" Ich versuchte mich zu beherrschen. Was war bitte so schlimm, dass ich keinen Kontakt zu Luke haben darf? „Das können wir dir leider nicht sagen, da alle sich momentan auf etwas anderes konzentrieren müssen. Der Fokus liegt auf deiner Mutter. Um Luke werden wir und der Rat uns später kümmern. Mach dir keine Sorgen." Doch, ich machte mir sorgen. Sie können doch nicht schon wieder alles verheimlichen, sie wussten genau, was letztes mal dabei rausgekommen ist. „Robert, ich bitte dich. Wenn ich nicht mit ihm reden oder ihn sehen darf, dann musst du mir schon einen guten Grund dazu geben. Ansonsten werde ich dieser Aufforderung nicht nachkommen." Und damit sagte ich die Wahrheit. Ich würde zu ihm gehen und ihn selbst fragen, was Sache ist.

Alec und Robert tauschten kurz Blicke aus, ehe Alec sich an mich wandte. „Ich werde es dir erklären, aber du darfst dann auf keinen Fall zu ihm gehen. Verstanden?" Ich nickte bloß, ohne mir sicher zu sein, ob ich ihm dieses Versprechen geben kann.
„Luke wollte den Plan eigentlich mit deiner Mutter durchführen.", sagte er mir ruhig und mit einer ernsten Miene im Gesicht. Was sagte er da? Luke und meine Mutter? Das konnte nicht sein, er musste irgend etwas falsch verstanden haben. „Ich weiß, dass das jetzt ein bisschen viel ist." Und er fuhr fort: „Sie hatten alles gemeinsam geplant. Von den Mundie-Morden bis hin zur Vernichtung des Rates. Luke war hier in der Stadt derjenige, der das mit den Mundies erledigte und darauf achtete, dass alles nach Plan läuft. Aber als er herausgefunden hat, dass Jocelyn dich entführt und was sie mit dir angestellt hat, hat er das ganze abgeblasen. Deshalb wollte er nicht mit dir reden und war beim Treffen der einzige, der zugestimmt hat uns zu helfen." Ich konnte ihm kaum noch folgen, versuchte aber trotzdem ihm genau zuzuhören. Jedes kleinste Detail erzählte er mir. Verstanden habe ich davon nur die Hälfte, da ich es kaum fassen konnte. Wollte Luke sich jetzt etwa dafür rächen? Wollte er deshalb nicht mit mir reden?

Langsam wurde mir so einiges klar. Die Zeichen in den Mundies hatte er mit seinen Krallen gemacht. Untergetaucht war er nicht, weil er alles erfahren hatte, sondern weil es eine gute Gelegenheit war. Eine gute Gelegenheit alles zu besprechen, ohne dass jemand einen Verdacht hätte. Aber wieso hatten die Dämonen Luke auch angegriffen? Immer mehr Fragen, die ich nicht beantworten konnte, kamen auf.

Hoffe das Kapitel hat euch gefallen, auch wenn so lange nicht kam. Ich dachte ich bringe nich ein wenig Drama rein, bevor das Buch langsam zu Ende geht.

Lasst es mich wissen, falls es euch gefallen hat oder falls ihr Verbesserungsvorschläge habt. :)
-L🥰

Schicksal? -Clalec ✔️حيث تعيش القصص. اكتشف الآن