Kapitel 19 - Gefühle

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*

Izzy

Mein Übermut verschwand ziemlich schnell, als ich unten ankam. Ich stand vor der Tür, die mich zu ihr führen würde. Ich legte die Hand auf die Türklinke, wobei ich bemerkte, dass sie ungaublich zitterte.

Und dann ging ich rein...

Als ich sie ansah, hatte sie ein selbstgefälliges Lächeln auf den Lippen, als hätte sie bereits auf einen von uns gewartet. Ich setze mich neben ihr auf das kleine Bett, was in der Zelle so ziemlich das einzige war, worauf ich mich setzen konnte.
Erwartungsvoll musterte sie jede meiner Bewegungen, bereit meine Fragen zu beantworten. Aber ich hatte keine Fragen.

Ich hatte Geschichten. Ich hatte Erinnerungen. Ich hatte Gefühle. Ich hatte all das von uns, was sie nicht mehr hatte. Ich musste ihr all das erzählen. Alles, was wir durchgemacht haben.
Wenn sie es nicht fühlt, muss ich dafür sorgen, dass sie es tut.

„Na wer kommt denn da.", sagte sie und klang dabei ziemlich gleichgültig. Was hatten sie bloß mit ihr gemacht? Aber vor allem, wie?

„Ich denke es ist besser, wenn du ab jetzt mir das Reden überlässt.", stellte ich klar und tatsächlich rührte sie sich nicht. 
„Erinnerst du dich noch an unser erstes Treffen?" Sie schien nachzudenken, nickte aber dennoch.
„Erinnerst du dich auch noch, was du gefühlt hast, als du bei uns im Institut warst?"

Sie schüttelte mit dem Kopf. Ich wusste, dass sie das Ganze auch nicht interessiert.
„Du hattest Angst, Clary! Du wusstest nicht, wer wir waren oder wieso du bei uns warst. Versuch dich in diesen Moment hineinzuversetzen.", versuchte ich etwas zu erreichen. Doch sie grinste mich bloß an, damit ich weiß, dass sie das nicht tun wird. Doch dann erlisch ihr Grinsen plötzlich. Ich dachte, ich hätte etwas erreicht. Doch leider hatte ich es nicht.

„Die alte Clary war ganz schön dumm.", sagte sie mit einer Bitterkeit in ihrer Stimme. Diese Worte gingen mir nahe. Die Art, wie sie diese Worte über ihre Lippen brachte. Aber ich durfte jetzt nicht einknicken. Ich musste weiter machen.

„Weißt du noch, als du herausgefunden hast, wer du bist? Und was mit deiner Mutter geschehen ist? Wie hast du dich da gefühlt? Du wusstest, dass du uns vertrauen kannst. Denk darüber nach, wie es war, dass du nicht alleine warst, um deine Mutter zu suchen.", bettelte ich fast schon. Ich ließ mir trotzdem nicht allzu viel anmerken. Wenn sie gemerkt hätte, wie schlimm ich mich bei dem hier fühlte, hätte sie es ausgenutzt. Sie hätte mich für eine Närrin gehalten.

Sie tat wieder einmal so, als würde sie überlegen. Aber sie zuckte auf einmal. In mir kam die Hoffnung wieder hoch. Ich hatte Angst vor einer Enttäuschung. Ich atmete unregelmäßig und zitterte kaum merklich. Also wartete ich. Ich wartete auf ihre Reaktion, obwohl ich mir nicht einmal sicher war, ob sie wirklich überlegte.

Sie atmete hörbar aus und setzte dann zur Antwort an.
„Nichts.", sagte sie trocken und kalt.

Das konnte nicht sein. Irgendetwas muss sie doch fühlen. Es konnte nicht möglich sein, dass sie sich an keine einzige Emotion für uns erinnern konnte. Also versuchte ich mein Glück weiter. Irgendwann musste es doch funktionieren. Vielleicht wird es nicht leicht, aber ich werde sie brechen.

„Erinnerst du dich, als er gestorben ist? Jace, er war tot. Du hast ihn geliebt und hättest alles für ihn getan. Du hast gegen die wichtigste Regel für ihn verstoßen und somit dein Leben riskiert. Und dann hattest du ihn wieder. Er war wieder am Leben. Clary, was hast du gefühlt?" Ich merkte, wie mir die Nerven blank lagen. Ich wusste, ich würde nicht mehr lange durchhalten. Aber als ich ihren Gesichtsausdruck sah, wusste ich, dass sie das auch nicht würde.

Sie verzog das Gesicht, als hätte sie Schmerzen.  Als würde sie versuchen, es zu verdrängen. Ich beschloss, weiterzumachen. Bald war es so weit. Ich war kurz davor, ihre Gefühle zurückzuholen.

„Wir hatten dich alle belogen. Wir hatten dir alle nicht erzählt was wirklich los ist. Dir wurde von uns das verschwiegen, was du als erstes hättest erfahren müssen. Du wurdest hintergangen. Denk daran, wie es für dich war."

„Ihr seid mir in den Rücken gefallen.", murmelte sie und hatte mittlerweile die Augen geschlossen. Ihr Gesicht war immernoch genauso verzerrt wie vorher. Sie erinnerte sich. Aber wird es auch anhalten oder war es nur in diesem Moment so? Tausende Fragen gingen mir nun durch den Kopf.
Soll ich weitermachen?, war bloß eine davon.
Schneller als gedacht hatte ich mich schon entschieden.

„Du hast erfahren wer es war. Du hast es erfahren und das nicht von uns. Du musstest es durch Zufall herausfinden. Sie war es, Clary. Deine Mutter wollte uns schaden zufügen. Sie steckt hinter diesem Biest. Sie ist dieses Biest. Sie war es schon immer. Erinnere dich."
Ich wurde immer nervöser und hysterischer. Ich konnte nicht aufhören. Wir brauchten unsere Clary zurück.

„Sie hat dich entführt. Sie wollte auch dir schaden. Sie will, dass wir darunter leiden, das du nicht mehr du selbst bist. Sie hat dir alles genommen. Sogar deine Gefühle. Was denkst du darüber, Clary? Wie fühlst du dich, wenn du darüber nachdenkst, was sie dir angetan hat?"

Sie erinnerte sich. Ich war mir mit dieser Erkenntis sogar ziemlich sicher. Nein, mehr als nur sicher. Leider gingen mir die Ideen aus. Ich hatte nur noch eine Sache, mit der ich sie konfrontieren konnte.

Luke.

„Was hast du gefühlt, als du dabei an Luke gedacht hast? Dir war klar, dass es ihm auch verheimlicht wurde. Du wusstest, dass du es ihm erzählen musst. Was hast du gefühlt, als du ihm dabei in die Augen blicken musstest?", schrie ich beinahe.

Ich fühlte plötzlich nur noch Angst. Sie hatte aufgehört das Gesicht zu verziehen. Sie schien sich wieder zu beruhigen. Sie öffnete langsam wieder die Augen und das Nächste, was ihren Mund verließ, ließ mir das Blut in den Adern gefrieren.

„Nichts."

Sie sagte dieses eine Wort mit einer Kälte, die sich schrecklich anhörte. Und das war es auch.
Schrecklich.

*

„Nein ihr versteht das nicht. Ich hatte sie fast soweit. Sie erinnerte sich an ihre Gefühle, Jungs.", versuchte ich verzweifelt Jace und Alec zu überzeugen. Ich hatte ihnen erzählt, was ich getan hatte. Und ich hatte von ihnen verlangt, dasselbe zu tun. Jedoch hielten sie diese Idee für Zeitverschwendung. Sie glaubten nicht, dass es etwas bezwecken würde.

Bei mir alleine hatte es nicht geklappt. Also müssten es die Anderen auch probieren. Da mir nichts anderes übrig blieb, hatte ich mit den beiden eine Abmachung.

Wir riefen Simon an, damit er das Ganze tat, was ich tat. Alec und Jace wollten sich es anschauen, um dann zu entscheiden ob es etwas bringt.

*

Nachdem Simon es versuchte, aber auch scheiterte, hatten sie es sich überlegt. Alec sah genauso skeptisch wie vorher aus.

„Ich mache es.", sagte Jace und nickte.

Ich war erleichtert und hoffte, dass die Beziehung zwischen den Beiden etwas bei ihr bewirken wird.

*

Tut mir leid, dass so lange nichts mehr kam. Ich hatte viel Stress wegen der Schule.😅

Ich hoffe, dass euch der neue Teil trotzdem gefallen hat. :)

-L💞

Schicksal? -Clalec ✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt