Prolog

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 „So Harry, das hier wird dann dein neues Zuhause. Wir haben hier ein Paar Regeln, aber wenn du dich an sie hältst, werden wir sicher keine Probleme haben. Meine Frau liebt dich sowieso schon so sehr, dass sie dir nie böse sein kann“, erklärte mir mein neuer Pflegevater.

Ich wusste nicht viel über ihn. Eigentlich wusste ich gar nichts. Im Heim war ich nicht gerade beliebt, da niemand mit etwas mit einem Schwulen zu tun haben wollte. Mir wurden auch nie Dinge gesagt. Ich wusste also nur, dass dies hier mein neues Zuhause war und meine Pflegeeltern Johanna und Daniel hießen. Den Nachnamen wusste ich schon nicht mehr, da ich damals nicht zugehört hatte.

Mich interessierte es auch recht wenig, wo ich unterkam. Ich war lieber für mich alleine. Natürlich hatten sie schon einen Sohn, was es mir schwerer machte, für mich zu sein. Seinen Namen wusste ich auch nicht, aber anscheinend ging er auf dieselbe Schule wie ich. Wer er wohl sein könnte? Dem Alter nach, war er drei Klassen über mir, doch da er zweimal sitzen geblieben war, war er nur noch eine Klasse über mir. Er war also auch nicht besonders schlau.

„Darf ich vielleicht meinen Koffer in mein Zimmer stellen?“, fragte ich höflich und lächelte Daniel an. Er nickte sofort und nahm mir den Koffer ab.

„Ich trage ihn für dich. Komm mit, dann kannst du auch gleich deinen Bruder kennen lernen“

Bei dem Wort Bruder wurde ich nervös. Meine Hände begannen zu schwitzen, sodass ich sie aneinander rieb. Ich spürte, wie ich zitterte und versuchte, mich einigermaßen zu kontrollieren. Hoffentlich würde er mich nicht sofort als Schwuchtel beleidigen. Dann würde mein Aufenthalt hier nur zum Horrorurlaub.

„Ihr beide werdet euch leider ein Zimmer teilen müssen, weil deins noch nicht fertig ist. Dann verbringt ihr sofort mal etwas mehr Zeit miteinander“

Ich nickte und folgte ihm durch die Tür in einen großen Raum. Ein riesiges Bett stand an der rechten Wand vor dem großen Fenster. Auf der linken Seite war ein kleineres Bett, anscheinend meins. Direkt geradeaus saß ein Junge mit karamellfarbigen Haaren auf einem Drehstuhl und tippte auf seinem Laptop herum, welcher auf einem riesigen Schreibtisch stand

Dieses Zimmer ist total modern und teuer eingerichtet! Es ist total groß! Wie viel Geld hat die Familie denn?

Ich beobachtete den Jungen, der nun die Finger von seinem Laptop nahm und sich zu mir umdrehte. Als ich in sein Gesicht sah, stockte mein Atem.

Das ist Louis Tomlinson! Der beliebteste Schüler meiner Schule! Der beste Spieler unserer Fußballmannschaft! Er ist mein Bruder!

„Hey Harry, ich bin Louis“, sagte er grinsend und hielt mir seine Hand hin.

„Ich-Ich bin H-Harry“, stotterte ich.

Verdammt, reiß dich mal zusammen! Verkack es doch nicht gleich zu Beginn!

„Ich habe gehört, du stehst auf Jungs?“, fragte er und sofort war meine gute Laune verflogen.

Jetzt war es vorbei. Er würde mich beleidigen und mich dann auf meiner Schule bloßstellen. Naja, dafür müsste man mich erstmal kennen, aber trotzdem.

„Ich…Ich“, stotterte ich erneut.

„Ist vollkommen in Ordnung. Nur wenn du Besuch hast und dann verbotene Dinge tust, wäre es lieb, wenn du mich vorwarnst oder so“

Ich grinste verlegen und sah auf den Boden, während ich Kreise mit meinen Füßen zeichnete.

„Ehrlich gesagt, habe ich nicht das Gefühl, dass so etwas jemals passieren wird. Ich habe nicht mal einen Jungen geküsst“

Nun lachte er und ließ sich auf sein Bett fallen. Sein Vater war zum Glück schon draußen. Vor ihm hätte ich nie solche Sachen gesagt. Leise legte ich meinen Koffer unter mein Bett. Irgendwie war mir die Situation unangenehm.

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