Kapitel 8

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Louis war wirklich der größte Vollidiot, den die Welt je zu Gesicht bekommen hatte! Natürlich meinte ich da nicht ernst, doch gerade war er wirklich ein riesen Schwachkopf.

Ich lächelte bei dem Gedanken, dass ich mich in einen Jungen verliebt hatte, der mich beschützen wollte, auch wenn er nicht wirklich verstand, was überhaupt Sache war. Mein Lächeln verschwand jedoch schnell wieder, da ich Louis davon abhalten musste, Liam aufzusuchen. Es war noch früh am Morgen und ich hatte mich noch nicht für die Schule fertig gemacht. Wenn ich mich beeilte und Louis früher abfing, würde alles glatt laufen. Ich griff schnell nach dem Haustürschlüssel und lief nach draußen.

Louis war schon gefühlte Meilen von mir entfernt, doch ich konnte ihn einholen, wenn ich mich anstrengte. So schnell ich konnte, lief ich die Straße entlang. Es dauerte einige Zeit, bis ich Louis näher kam, doch da ich lief und Louis nur schnell ging, musste ich keine Sorge haben, dass ich es nicht schaffen würde. Vielleicht würde ich es nicht mehr rechtzeitig schaffen, doch ich würde ihn so oder so einholen.

"Louis! Louis warte mal!", rief ich in der Hoffnung, er würde auch nur ein einziges Mal auf mich hören. 

Natürlich war dies nicht der Fall. Louis ging einfach weiter, sodass ich immer noch laufen musste. Das konnte doch nicht wahr sein! Dieser Junge brachte mich noch ans Ende meiner Kräfte.

"Louis! Jetzt warte doch mal eine Sekunde!" Meine Stimme war lauter, auch wenn ich total außer Atem war. Louis blieb stehen und ich holte ihn ein. Verwirrt sah er mich an.

"Harry, ich werde nicht zulassen, dass er dir das Herz bricht", meinte er besorgt.

Wären die Umstände anders, würde ich ihn für diesen Kommentar in den Arm nehmen und nicht mehr los lassen. Jedoch war ich gerade zwei Straßen hinter ihm hergelaufen und war nun aus der Puste. Außerdem schwitzte ich etwas. Es war also nicht angebracht, wenn ich ihn so umarmen würde.

"Louis, du... du verstehst... Du verstehst das nicht", sagte ich zwischen schweren Atemzügen.

"Natürlich verstehe ich das. Ich bin auch nicht blöd! Wenn du auf Liam stehst und er dich nur benutzt, um an mich heran zu kommen, damit er wieder einer der Coolen ist, ist das beschissen von ihm. Das ist sogar schlimmer als beschissen. So etwas tut man einfach nicht. Nicht einmal ich bin so."

Oh Louis! Wie kann es sein, dass du dir keine Freundin anschaffst? Du könntest doch alle Mädchen auf diesem Planeten haben? Und selbst wenn du auch auf Kerle stehst, könntest du sogar jeden Typ haben! Wieso also bist du single?

Ich lächelte. Mittlerweile war mein Puls wieder normal und meine Atemzüge gleichmäßig und langsam. Ich hatte es noch rechtzeitig geschafft. Jetzt musste ich mir bloß noch überlegen, wie ich Louis dazu brachte, mit mir nach Hause zu kommen. Ich konnte ihm nun ja nicht sagen, dass er es war, in den ich verliebt war.

"Hör zu. Ich habe kein Problem damit, dass Liam an dich ran möchte, anstatt an mich. Es ist ja nicht das erste Mal, dass ich ausgenutzt werde. Ich bin mit dem Gefühl vertraut geworden im Laufe meiner Schullaufbahn. Und in ihn verliebt bin ich auch nicht. Ich meine, ich bin verliebt. Ich bin sogar sehr verliebt, aber nicht in Liam"

Mit offenem Mund sah Louis mich an. Natürlich war er jetzt irritiert und auch etwas sauer auf mich, da er sich die ganze Arbeit und den Stress nicht hätte antun brauchen, wenn ich ihm einfach direkt die Wahrheit gesagt hätte. Er konnte mich ja nicht verstehen.

"Also wir gehen nicht zu Liam?"

"Nein, tun wir nicht"

"Dann ab nach Hause, ich habe Hunger! Ich hoffe, du hast den Schlüssel mitgenommen" Stolz hielt ich den Schlüssel in die Luft und grinste wie ein Idiot.

***

Wir saßen am Frühstückstisch und unterhielten uns über Gott und die Welt. Es war verrückt, da wir uns nie groß über besondere Themen unterhielten. Meist redeten wir nur, wenn es um Aufgaben ging, die wir zu erledigen hatten, oder wenn es um unsere schon fast krankhafte Beziehung ging. Doch es gefiel mir. Ich hatte das Gefühl, Louis besser kennen zu lernen. Zum Beispiel hatte ich erfahren, dass er gar nicht so herzlos war, wie er es in der Schule vorgab. Dass er Hunde liebte, aber dafür kein Herz für Katzen hatte. Hoffentlich würden wir solche Gespräche in Zukunft öfter führen.

"Hazz, wir müssen langsam mal in die Schule. Wir kommen sowieso schon zu spät"

Ich sah auf die Uhr und grinste. Wir waren wirklich schon spät dran. Irgendwie war es aufregend. Ich war noch nie so richtig zu spät zum Unterricht gekommen. Es fühlte sich gut an, die Regeln zu brechen. Ich wollte mehr davon.

"Ach, weißt du was? Können wir nicht einfach schwänzen? Nur für heute" Ich sah Louis mit einem Engelslächeln an und setzte mich aufrecht auf meinen Stuhl.

"Was? Du willst schwänzen? Du? Mein lieber Freund, was ist denn los? Ich dachte immer, du wärst so ein Streber! Ich bin doch kein schlechter Umgang für dich oder?"

Louis sah mich entsetzt an. Natürlich wusste ich, dass es bloß gespielt war. Er würde sich über solche Dinge keine Sorgen machen. Nicht einen Gedanken würde er daran verschwenden. Und dass er Ja sagen würde, war klar. Wenn es einen Jungen auf dieser Welt gab, der wegen jedem Mist schwänzte, dann war es Louis. Es würde auch nicht mehr lange dauern, bis er sitzen blieb, doch darüber machte ich mir schon gar keinen Kopf mehr.

"Und was hast du dann heute vor? Mom kommt um 14 Uhr heute wieder und Dad erst heute Abend, weil er Überstunden machen wollte, damit wir uns den Urlaub in den Ferien leisten können" Ein Kloß bildete sich in meinem Hals. Oh nein, waren wir wieder zurück gefallen? Ich wollte nicht wieder von vorne anfangen. Ich wollte Louis als meinen Bruder und nicht als Sexpartner. "Ich habe eine Idee. Hol dir einen Rucksack und tu was zu essen rein. Am besten holst du dir auch Klamotten zum Wechseln mit"

Verwirrt sah ich ihn an. Ich war zwar froh, dass er anscheinend nicht mit mir schlafen wollte oder etwas in der Art, doch hatte ich keine Ahnung, was er vorhatte. Trotz allem ging ich in mein Zimmer und schnappte mir meinen Rucksack. Ich stopfte ein T-Shirt und eine Sporthose hinein und lief dann die Treppe hinunter. In der Küche nahm ich zwei Bananen und einige Müsliriegel, welche ich ebenso in den Rucksack steckte.

Louis stand mit breitem Lächeln an der Haustür und wartete auf mich. Ich hatte noch immer keine Ahnung, was er vorhatte.

"Brauchst du keine Sachen?", fragte ich irritiert.

Louis schüttelte den Kopf und öffnete die Tür. Dann gingen wir nach draußen. Moms alter Wagen stand in der Einfahrt und Louis stieg ein. Wohin fuhren wir denn? Ich stief eben so ein und warf meinen Rucksack auf die Rückbank. Dort lag ein weiterer Rucksack.

"Da sind meine Sachen drin", erklärte Louis und startete den Motor. "Harry, du wirst heute den genialsten Tag deines Lebens haben. Bist du bereit?"

Mein Herz schlug mir bis zum Hals. Ich war total aufgeregt. Wenn ich ehrlich war, hatte ich sogar Ähnlichkeit mit einem kleinen Kind, das zum ersten Mal ein Geschenk bekommt. Ich war gespannt darauf, was wir wohl machen würden. Vor allem war mir noch unklar, wozu ich die Extraklamotten brauchte. Ich wusste, dass es ein schöner Tag werden würde. Vielleicht schaffte er es, der beste in meinem ganzen Leben zu werden.

"Ob ich bereit bin? Natürlich bin ich bereit! Fahr los!", jubelte ich.

Vielleicht war es die Tatsache, dass ich die Schule schwänzte und deswegen voller Adrenalin war. Vielleicht lag es daran, dass ich den ganzen Tag mit dem Jungen verbringen würde, in den ich verliebt war. Vielleicht war es auch einfach nur das Ungewisse, da ich keine Ahnung hatte, was auf mich zukam. Vielleicht war ich auch einfach bloß ein Teenager, dessen Hormone aufgrund der Pubertät verrückt spielten. Jedenfalls war ich so glücklich wie schon lange nicht mehr. Es war ein schönes Gefühl.


Hallo ihr Lieben (: Hier ist ein weiteres Kapitel für euch!^^ Ich hoffe es gefällt euch und ihr seid mir nicht allzu böse, dass ich so lange nicht mehr geschrieben habe. Bei mir daheim ging es echt drunter und drüber und dazu kam noch die Klausurenphase. Es war echt nicht so einfach. Aber dafür habe ich mir heute die Zeit genommen, um euch ein neues Kapitel zu liefern.

Was glaubt ihr, hat Louis vor? Schreibt es doch in die Kommentare!(: Ich freue mich immer, etwas von euch zu lesen *-*

Eure Chanel

Brothers l.s.Where stories live. Discover now