Kapitel 9

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"Und? Weißt du schon, wo wir hinfahren?"

"Fahren wir zu dem Seehaus? Ich wollte da schon immer mal hin! Johanna meinte, dass wir in den Sommerferien mal dort hin fahren. Fährst du mit mir an euer Bootshaus?"

Ich saß wie ein sechsjähriges Kind auf dem Sitz. Meine Hände waren zusammengefaltet, damit ich Louis nicht vor dem Gesicht herumfuchteln konnte. Erst eben hatte er sich darüber beschwert und fast einen Unfall gebaut. Seit dem versuchte ich, sie ruhig auf meinem Schoß liegen zu lassen, was gar nicht so einfach war, wie man vielleicht denkt.

Louis lachte und schüttelte den Kopf. Er setzte den Blinker und ich sah gespannt aus dem Fenster. Doch da Bäume meine Sicht versperrten, sah ich schnell wieder nach vorne. So langsam wüsste ich schon gerne, wo wir hinfuhren.

"Also, wo fahren wir hin?", fragte Louis mit hoher Stimme. Dies verlieh mir noch eher die Rolle eines Kleinkindes.

Ich boxte ihm gegen die Schulter und lachte.

"Sag es mir doch einfach. Mensch Louis, ich werde nie darauf kommen... Ich meine, wir haben Essen dabei, Wechselklamotten und sind so weit gefahren. Ich denke ja mal nicht, dass wir so weit fahren, nur um Schwimmen zu gehen"

Ich hatte die Worte gerade erst ausgesprochen, als Louis die Augen aufriss und mich lächelnd ansah. Das war es also. Wir gingen schwimmen. Ich musste zugeben, dass ich nicht sonderlich begeistert davon war. Ich hatte ehrlich gesagt etwas Spektakuläreres von Louis erwartet. Doch ich zeigte ihm trotzdem ein begeistertes Lächeln.

"Das wird so cool!", rief Louis und setzte wieder den Blinker. Wir fuhren rechts ab und landeten auf einem großen Parkplatz. Doch anstatt dass wir anhielten, überquerten wir ihn und fuhren auf eine andere Autobahn.

"Was war das denn?", fragte ich verwirrt lachend.

Louis zuckte mit den Schultern und sah mir in die Augen. Himmel Herr Gott! Ich liebte es, wenn er mir in die Augen sah! Niemand auf der ganzen Welt hatte so wunderschöne Augen wie er. Und wenn er lächelte, dann ging die Sonne auf. Ich schmunzelte und sah nach unten. Ich war wirklich Hals über Kopf verliebt.

"Ich freue mich schon, dich ohne Kleidung zu sehen, Hazz"

"Und ich erst"

"Wollen wir kurz rechts ran fahren?"

"Nein, fahr' weiter"

Wieder sah mir Louis in die Augen. Natürlich würde ich es lieben, ihn zu küssen und seinen Körper an meinem zu spüren, doch gehörte sich so etwas nicht. Außerdem würden uns die Leute sehen und ich fühlte mich unwohl dabei, zu wissen, dass mir jemand beim Ficken zusah.

"Nicht im Auto.", fügte ich noch hinzu und lächelte schief.

Wir fuhren noch eine Weile weiter und ich sah begeistert durch die Gegend. Ich wusste nicht, ob es die wunderschöne Landschaft um die Autobahn herum war, die sich aus großen hellgrünen Bäumen und fantastischen Wiesen zusammensetzte, oder ob es dieser Junge war, der neben mir saß. Ich konnte mein Glück kaum fassen. Ich hatte ihn endlich. So lange hatte ich schon von ihm geträumt und das anders als unsere bisherige Beziehung zueinander. Nun hatte ich ihn auch, wenn wir beide bekleidet waren und einfach nur miteinander redeten.

Ich musste zugeben, dass ich naiv war. Louis' Ansichten über die meisten Dinge war hauptsächlich unterschiedlich von meinen. Seiner Meinung nach fand man in der heutigen Welt keine wahren Freunde mehr. Jeder suchte sich bloß die Person aus, die einen am schnellsten oder einfachsten zu seinem Ziel brachte. Nur auf die Familie könne man sich verlassen, obwohl er darüber auch zu zweifeln begann.

„Ach was, ich glaube nicht, dass die beiden sich trennen. Wieso sollten sie es denn tun? Soweit ich das mitbekomme, lieben sie sich doch", gab ich meinen Senf dazu und runzelte fragend die Stirn.

„Du sagst es. Soweit du es mitbekommst! Mom und Dad sehen sich doch kaum noch! Andauernd sind sie arbeiten und wir sitzen alleine daheim. Langsam frage ich mich sogar, ob Dad überhaupt arbeiten ist oder sich mit irgendwelchen Weibern trifft-"

„Louis! Sag sowas nicht! Und selbst wenn es so wäre, könnten wir daran nichts ändern. So spielt das Leben eben"

„Ich weiß nur nicht, wie es dann weitergeht, verstehst du? Ich meine, was machen wir dann? Einer geht zu Mom und einer zu Dad? Harry, jetzt habe ich endlich einen Bruder – einen, der sogar echt toll ist – und dann muss ich ihn sofort abgeben? Ich will dich nicht verlieren, Hazz"

Mein Atem stockte. Hatte er das wirklich gerade gesagt? Ich sah ihn an und versuchte, irgendetwas aus seinem Gesicht zu lesen. Doch er machte keine Anstalten zu lachen oder schien gelogen zu haben. Er meinte es wirklich ernst. Mein Herz machte einen Satz und ich musste lächeln.

„Du verlierst mich nicht. Glaub mir, so schnell wirst du mich nicht los, selbst wenn du es wölltest"

Wir hielten an und erst jetzt bemerkte ich, wo wir gerade angekommen waren. Wir standen auf dem Parkplatz eines Freizeitparks. Ich schaute begeistert raus, bevor ich Louis tadelnd ansah.

„Du hast mich angelogen. Das ist kein Schwimmbad sondern ein verdammt geiler Freizeitpark!"

Ich boxte ihm leicht gegen die Schulter und grinste bis an die Ohren. Dann sprangen wir gleichzeitig aus dem Wagen, schnappten uns unsere Taschen und machten ein Wettrennen zum Eingang. Louis war eine Sekunde schneller als ich, doch feierte sich, als wäre er der König der Welt. Er bezahlte den Eintritt und lächelte mich an.

„Kann es losgehen?"

Ich bekam kein Wort raus. Mein Herz raste, meine Gedanken spielten verrückt und in meinem Bauch befanden sich tausend Schmetterlinge. Ich sah Louis bloß mit offenem Mund an. Dieser nahm meine Hand und riss mich zur ersten Achterbahn.

***

„Machst du sowas immer, wenn du die Schule schwänzt?", fragte ich lachend, während wir auf einer Bank saßen und uns von den vergangenen zwei Stunden Attraktion erholten.

„Wenn ich ehrlich bin, habe ich das hier noch nie getan"

Mein Lachen verschwand und ich sah Louis geschockt an. Er war nur mit mir in einen Freizeitpark gefahren. Er hatte nur wegen mir die Schule geschwänzt, um hierher zu fahren. Er schien glücklich zu sein. Er lächelte so sehr, dass es beinahe ansteckend war. Es war wundervoll, dass ich wusste, dass er glücklich mit mir war und das ohne, dass ich mit ihm schlief.

Los Harry! Jetzt ist ein guter Zeitpunkt! Sag ihm, was du für ihn empfindest. Sag ihm, was er mit dir anstellt und bei dir bewirkt. Sag ihm, dass du ihn liebst und zwar nicht bloß als Bruder.

Ich öffnete meinen Mund, um meine Gedanken in die Tat umzusetzen und mein Unterbewusstsein ruhig zu stellen. Als ich jedoch anfangen wollte zu sprechen, klingelte Louis' Handy und ich schloss meinen Mund wieder. Er sah auf den Display und runzelte die Stirn.

„Hallo?... Ja, der bin ich... Waas??... Wo denn?... Ja, ja, ich komme sofort!"

Louis legte auf und starrte einen Moment bloß auf den Boden. Dann griff er nach seiner Tasche und sprang auf. Er riss mich hinter sich her und wir verließen den Freizeitpark.

„Louis, was ist denn überhaupt los?"

Ich bekam keine Antwort, also folgte ich ihm einfach. Er warf seine und meine Tasche ins Auto und setzte sich auf den Fahrersitz. Ich setzte mich neben ihn und sah ihn immer noch fragend an. Er startete den Motor und fuhr auf die Autobahn.

„Sag mir, was los ist!", flehte ich ihn an.

Ich sah auf das Tacho und bemerkte, wie Louis immer schneller wurde. Wir rasten über die Autobahn. Ich hielt mich an meinem Sitz fest in der Angst, einen Unfall zu bauen.

„Mom ist im Krankenhaus. Sie hatte einen Herzinfarkt."

Hallo meine Lieben!(: Hier ist ein weiteres Kapitel für euch^^ Ich hoffe, ihr mögt es *-* Da ihr ja immer so fleißig kommentiert, dachte ich, ich stelle euch mal eine ernste Frage. Mir ist eure Meinung wirklich ziemlich wichtig dabei. Findet ihr, Eifersucht schadet immer einer Beziehung oder kann sie manchmal sogar ganz gut sein? Also das Voten und vor allem das Kommentieren nicht vergessen! (:

Brothers l.s.Where stories live. Discover now