The Story We Share (#Stexpert)

14.

Stegi

Am nächsten Morgen fühlte ich mich wie gerädert. Mir tat alles weh und ich konnte mich kaum bewegen. Zuerst überfiel mich die Panik. W-was? Was war los? Hatte Tim daran etwa Schuld? Hatte er sich gestern womöglich mit jemandem geprügelt und dabei ebenfalls eine Menge an Schlägen einkassiert? V-verdammt!

Zischend und steif wie ein alter Mann kämpfte ich mich in eine aufrechte Sitzhaltung, dann meine Beine unter der Bettdecke hervor und schaffte es endlich auch, etwas gekrümmt aufzustehen und ein paar wenige Schritte durch mein Zimmer zu watscheln. Au au au... Aber als ich mich abtastete, spürte ich keine blauen Flecken oder Stellen, an denen sich der Schmerz besonders konzentrierte. Es war überall und ließ mich bei jeder Bewegung ächzen. Muskelkater...? Vom Schulsport? War es gestern wirklich so anstrengend gewesen? Vermutlich... Mir blieb nur zu hoffen, dass das am Montag wieder besser war. Allein der Gedanke daran, so in den Schulfluren herum zu humpeln, war zum Schämen!

Ich musste so laut gewesen sein, dass mein Vater wenige Sekunden später klopfte, seinen Kopf durch meine Tür steckte und mich fragte, wie es mir ging. Ich jammerte: "Als wäre ein Elefant über mich getrampelt... Sport gestern war anstrengend gewesen."

Normalerweise wäre hier Schluss gewesen und keiner von uns beiden hätte mehr ein Wort gesprochen. Wir hätten schweigend Frühstück gegessen und ich wäre dann meinen Schulaufgaben nachgegangen, während Dad sich anderweitig beschäftigte, vielleicht mit Fernsehen oder Lesen. Aber heute war es nicht so. Dad grinste. "Aber du hattest gesagt, es hätte dir riesigen Spaß gemacht! Wer hätte gedacht, dass du das mal über Basketball sagst, was? Komm, ich hab schon alles fürs Frühstück fertig gemacht und ich habe eine Überraschung für dich!"

Ich wusste nicht, was ich tun oder ihm antworten sollte. Warum war mein Vater so? Beinahe würde ich sagen, er war... glücklicher als sonst. Aber... ich dachte, er wolle nie mehr erzählen, als er es gewöhnlich tat. Dass er einfach nicht so gesprächig war! Bestimmt war das wieder Tims Werk gewesen. "Äh, d-danke", stotterte ich bloß und lief ihm dann nach, während er ganz leise vor sich her summte.

Ich hatte mich gerade auf meinen Stuhl gesetzt, zögernd ein Brötchen genommen und es mühevoll zur Hälfte aufgeschnitten, als Dad mir auch schon sein Handy entgegen streckte und mir die Überraschung zeigte: "Vorbestellte Karten für das Spiel PS Karlsruhe LIONS gegen Ehingen Urspring! Das ist hier bei uns in drei Wochen am Dienstag Abend! Ich dachte mir, dass du dich freust, weil du gestern so viel darüber erzählt hast." Aber ich konnte mich gar nicht freuen. Mit Basketball hatte ich absolut nichts am Hut! Weniger als mit jeder anderen Sportart! Außerdem schrieben wir in der selben Woche am Donnerstag eine Arbeit und die lag nicht an einem Wechseltag! Ich würde sie schreiben, also musste ich lernen! Da konnte ich nicht einfach zu sowas gehen, selbst wenn mein Vater die Karten bereits bestellt und bezahlt hatte. Etwas traurig schüttelte ich den Kopf. "Tut mir leid, aber das geht nicht. Nicht an dem Tag. Kannst du die Tickets noch abbestellen?"

Nein, konnte er nicht. Und sofort sah er geknickt aus. "Warum kannst du da nicht? Hast du dich mit Tobi verabredet?"

"Nein, ich muss lernen! Für eine Mathearbeit! Das ist wichtig!"

Seine Miene wurde noch eine Spur trauriger. "Ach ja, hatte ich vergessen... Ich hätte mich davor mit dir absprechen sollen, wann es eher passt", murmelte er noch, dann war Totenstille am Tisch. Nur doch die leisen Geräusche von Besteck und Geschirr, die gelegentlich gegeneinander stießen. So wie sonst jeden Morgen... Ganz normal. Und endlich fühlte ich mich trotz Muskelkater auch wieder wohler in meiner Haut.