Fliegende Klingen

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In seinem Zimmer angekommen, ging er geradewegs zum Balkon. Der große Balkon verband sein Zimmer mit dem Nachbarzimmer, doch wer auch immer dort wohnte, war nie da. Somit konnte er die Ruhe genießen. Er streckte sein Gesicht dem Himmel entgegen, schloss seine Augen und atmete tief ein. Die nächtliche Brise über seine Wangen streifend wie die sinnliche Berührung eines Liebhabers. Er öffnete seine dunklen Schwingen und breitete sie aus. Lies die Federn sich strecken und im nächtlichen Mondlicht funkeln. Die Sterne am Himmel schienen ihn zu rufen. Der Mond auf ihn hinabschauend wie eine liebevolle Mutter. Komm nach Haus schien sie mit ausgestreckten Armen zu flüstern. 

Keiran öffnete seine blauen Augen und sprang.

Höher. Im höher trugen ihn seine Flügel. Immer näher zu seinem Herzen. Hier war er zuhause. Der endlose Nachthimmel. Die kühle Brise. Die lachenden Sterne. Unter ihm funkelte Akiras Spiegelpalast und brach das feine Sternenlicht. In diesem Licht war der Palast wunderschön. Ein Spiegelbild des nächtlichen Himmels.

~*~*~*~ 

Am nächsten Morgen lief er los Richtung Trainingsraum. Trotz seines Ausfluges letzte Nacht, war er nervös. Er wusste, dass es die richtige Entscheidung gewesen war den kleinen Vulkan zu Altheia zu bringen, anstatt sie im Kerker kläglich verenden zu lassen, doch das Risiko, welches er damit eingegangen war, lastete auf ihm. Die Nervosität Schwierigkeiten mit Ajax zu bekommen genährt von der Angst seine Flügel ausgerissen zu bekommen. Er wusste die Rechte Hand des Erzengels machte keine leeren Versprechen und war in der einen oder anderen Legende durchaus als brutal und gnadenlos dargestellt worden. 

Als er um die Ecke zum Trainingsraum bog, hörte er bereits wie Klingen aufeinander trafen und Vorfreude machte sich in ihm breit. Seine Finger sehnten sich bereits danach sich um die kühlen Griffe der Dolche zu schließen. Vielleicht würde er seine Unruhe und Nervosität mit dem Training etwas vergessen können. Zumindest bis er sich einen Plan ausdenken konnte wie genau er mit der Situation fortfahren sollte.

Als er in dem großen Raum kam, blieb er zunächst in der Tür stehen. Der Raum war riesig mit hohen Decken und gefüllt mit allem was sein kämpferisches Herz begehrte. Es gab Wurfmesser, Schwerter, Bogen und Pfeile, Boxsäcke, von der Decke hängende Seile, Gewichte und vieles mehr. Die Wand gegenüber der Tür war komplett aus Glass und ermöglichte den Blick auf ein äußeres Trainingsgelände. Überall im Raum verteilt trainierten Wächter und Elite Krieger, die gerade nicht im Dienst waren. In der Mitte des riesigen Raumes war eine Fläche frei gelassen. Aus gutem Grund. Das Gedicht aus aufeinander treffenden Klingen erklang durch den Raum. Ein Wirbel aus weißen und anthrazitfarbenen Flügeln. 

Keiran began zu grinsen. Er kannte diese Flügel mittlerweile nur zu gut. Er ging näher heran um das Schauspiel besser verfolgen zu können.

Cineris wollte gerade mit einem Dolch zustechen, da tanzte Jasper ihr elegant aus dem Weg. Sie machte eine blitzschnelle leichtfüßige Bewegung und stach zu, doch wo ihr Dolch hätte Jasper austricksen und in seiner Wade landen müssen, war nun nur leere Luft. Wie aus dem Nichts tauchte er hinter Cineris wieder auf und gab ihr einen Schubs. Die Generälin taumelte kurz, fing sich wieder, drehte sich um, schmiss die Dolche zu Boden und griff nach Jasper's Kehle, welcher einen verdutzten Laut von sich gab. Ihre Hände verwandelten sich in große Raubkatzen Pranken mit schwarzem Fell und spitzen Krallen. Jasper konnte gar nicht schnell genug reagieren, stolperte und schon stieß sie ihn zu Boden. 

"Gewonnen", grinste Cineris süffisant und hielt den Engel am Hals fest in ihren Pranken auf die Matte gepresst. "Ich hasse Katzen." Jasper klopfte einmal auf die Matte um das Ende des Kampfes zu signalisieren und sie sprang auf. "Ach sei nicht so, du hast es gerne, wenn sie für dich schnurren." Sie warf ihm ein vielsagendes Grinsen zu und Jasper verschluckte sich beinahe an seiner eigenen Zunge.

Midnight WhispersWhere stories live. Discover now