Bestimmung

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Cassian begab sich auf den Weg zum Schloss der Erzengel auf dem Berg der Ewigkeit, welcher die Stadt der Engel überblickte. Dort würde heute die Zeremonie stattfinden in der einer der Erzengel seinen Bruder Kieran auserwählen und an sich binden würde als einen ihrer elitärsten und besten Krieger. 

Seit dem Vorfall mit Izara im Trainingsraum war Kieran sehr still und mürrisch geblieben. Cassian hatte den Verdacht, dass obwohl diese Auswahl die größte Ehre war, die einem Engel erwiesen werden konnte, schien es das Gegenteil für Kieran zu sein. Noch nie hatte er seinen Bruder so angespannt erlebt. 

Als er hereinkam waren bereits alle versammelt. Alle außer Kieran. Garrison's Augen zuckten nervös umher. Kieran hätte schon längst hier sein sollen. Oben auf der erhöhten Plattform auf dem die gläsernen Throne der Erzengel standen saß in der Mitte eine Frau. Es war nicht irgendeine Frau. Cassian hatte noch nie einen der Erzengel gesehen und als er sich neben Izara und die anderen Auserwählten in der Linie aufstellte, fühlte er sich als würde er gleich ersticken. Die Kraft die von dem Erzengel ausging war erdrückend. So viel konzentrierte Macht hatte er noch nie erlebt. Er wagte einen weiteren Blick zu ihr hinauf. Sie sah aus wie ein junges Mädchen und dennoch müsste sie bereits ein erhebliches Alter erreicht haben. Ihre silbernen Haare waren mit Spiegelsplittern geschmückt, genauso wie ihr langes silbernes Kleid. Doch es war nicht das Kleid oder das junge Aussehen, welches Cassian vollends den Atem stocken ließ. Es waren ihre Flügel. Ihre Federn wie tausend Spiegelsplitter glänzten im Licht. Sie reflektierten und spielten mit dem Licht als wäre es eine Symphonie und die Federn ihr grandioses Orchester. Der Erzengel war wie ein lebendiger Spiegel. Wunderschön und dennoch mit tödlich scharfen Kanten. Angsteinflößend, beindruckend und vollkommen anders auf eine Weise, wie Cassian sie nicht in Worte fassen konnte.

"Cassian", zischte Garrison und Cassian fiel auf, dass er den Erzengel schon viel zu lange anstarrte. Wie auch die anderen es bereits taten, senkte Cassian seinen Blick zum Boden. Einer der Wachen des Erzengels rollte ungeduldig seine Schultern. Wie konnte sein Bruder es wagen den Erzengel warten zu lassen? Nervös strich Cassian sich eine Strähne hinters Ohr. Er müsste eigentlich mal dringend zum Friseur. 

Endlich gingen die Türe wieder auf und Kieran trat ein. Er schlenderte als hätte er alle Zeit der Welt. Cassian hätte sich am liebsten das Gesicht in den Händen versteckt. Er hörte wie Izara scharf die Luft einzog und schaute wieder zu Kieran. Er war in schwarzer Kampfmontur gekleidet. Seine Flügel waren nicht hinter ihm zusammengefaltet in demütigem Respekt gegenüber dem Erzengel, sondern zu den Seiten geöffnet als würde er sie stolz präsentieren. Tiefstes Dunkelblau gemischt mit schwarz und die wunderbaren wie silberner Staub glänzenden Partikel auf seinen Federn. Seine Flügel erinnerten Cassian an die tiefste Nacht mit tausenden von kleinsten Sternen. Er dachte immer Kieran's Flügel, und an zweiter Stelle definitiv seine eigenen, wären die faszinierendsten Flügel die er je gesehen habe, doch nun nachdem er die des Erzengels gesehen hatte war er sich nicht mehr so sicher. 

Die Griffe seiner zwei auf den Rücken geschnallten Schwerter blitzten auf im Licht. An seiner Seite hing eine Kollektion an Dolchen. Cassian schaute ihm ins Gesicht und es war nicht sein Bruder den er dort schlendern sah, sondern ein Krieger. Ein kaltblütiger Killer mit einem schiefen Grinsen und einer ungesunden Menge an Selbstvertrauen. Seine dunkelblauen Augen mit dem silbernen Ring um die Iris waren wie Eis. Sie ließen keinerlei Emotion außer ein leichtes Desinteresse und Langeweile zeigen. Der silberne Ring um die Iris wie flüßiges Sternenlicht. Der metallische Heiligenschein, den jeder Engel besaß, leuchtete um sein Haar wie eine weitere Klinge. Seine schwarzen Haare ein ungekämmtes Meer aus tiefstem Schwarz, welches in der Sonne etwas bläulich wirkte. Kieran sah durch und durch wie ein beeindruckender Krieger aus, wäre es da nicht für dieses schiefe rebellische Grinsen. Kieran kam immer näher und da fühlte Cassian es. Kieran ließ alle anwesenden im Raum seine Kraft spüren. Während alle anderen außer dem Erzengel sich bemüht hatten ihre Kräfte zu verbergen, ließ Kieran seine heraus. Man sah nichts von dem Eis oder der Luft, aber wie mit der Kraft des Erzengels spürte man seine nun in der Luft. Hatte er etwa einen Suizid Wunsch? Entsetzt schaute Cassian Kieran an als dieser an ihnen vorbei schritt und blieb dann vor ihnen stehen und schaute zu dem Erzengel hoch. Der Erzengel stützte seinen Kopf auf einer Hand ab und betrachtete Kieran mit hochgezogener Augenbraue. Ihre Augen schienen in Kieran durchbohren zu wollen, doch Kieran ließ sich nichts anmerken. Er kniete nichtmal nieder. Keinerlei Respekt für den Erzengel. Keinerlei Demut vor der geballten Macht die auf dem Thron ruhte. Konnte das ganze noch irgendwie schlimmer werden? Cassian's Herz pochte so aufgeregt laut, dass er bereits befürchtete jemand würde es hören.

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