66. Kapitel: 10 Gründe dafür, dass...

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6 Wochen später:

Jenna stand am New Yorker Hauptbahnhof und wartete darauf, dass Chris und Maria endlich ankamen. Es waren Semsterferien und sie hatte es nicht übers Herz gebracht nach Santville zurückzukehren. Sie wusste nicht, ob sie es jemals wieder schaffen würde, Liam über den Weg zu laufen. Sie hatte alle die Wochen damit verbracht alles immer und immer wieder in ihrem Kopf durchzugehen und immer, wenn sie bei dem Kuss von Liam und Lydia ankam, splitterte ein weiteres Stück ihres Herzens ab und verursachte ihr Schmerzen. Sie hatte nicht geglaubt, dass man sich tatsächlich so sehr in jemanden verlieben konnte, dass es einem die Luft zum atmen nahm, doch genau das war bei Liam geschehen. Und sie konnte einfach nicht mehr so tun, als wäre das was sie empfand, nichts. Und sie würde es erst recht nicht schaffen, Liam so unter die Augen zu treten.

Immer und immer wieder war sie ihr letztes Gespräch durchgegangen. Den Zeitpunkt, als Liam ihr sagen wollte, dass er sie auch liebte. Sie wusste, dass er diese Worte hatte aussprechen wollen. Doch sie fürchtete sich so sehr davor, dass er es nur deswegen hatte sagen wollen, weil er Angst gehabt hatte, Jenna zu verlieren und sich dann in einigen Monaten dachte, dass es doch nicht das war was er wollte. Sie würde eine Trennung dann nicht mehr einfach so hinnehmen können und so hatte sie, diesesmal endgültig, die Reißleine gezogen. Sie konnte keine Beziehung mit jemandem führen, der mit sich nicht im Reinen war und Dinge nur tat, um es den Menschen um sich herum Recht zu machen.

Liam war ein guter Mensch, dass wusste Jenna am besten von allen. Doch die Distanz, seine Unsicherheiten und Ängste standen ihnen im Weg. Und das würden sie immer, so lange Liam nicht klar wurde, dass er nicht der Mensch war der er glaubte zu sein. Und so sehr es Jenna auch verletzte so wusste sie doch eigentlich schon immer, dass Liam noch gar nicht im Stande war, sich voll und ganz auf etwas einzulassen. Dieser Kuss zwischen ihm und Lydia hatte es gezeigt.

Ein Bahnsprecher verkündete gerade, dass der Zug auf den Jenna gewartete hatte jeden Augenblick einfahren würde und so verscheuchte sie die Gedanken, die sie die letzten sechs Wochen schon beschäftigt hatten, und hielt nach dem Zug Ausschau.

Als er schließlich einfuhr und alle Passagiere ausgestiegen waren, entdeckte sie Chris und Maria, die schwere Koffer hinter sich herzogen. Misha würde die nächsten zwei Wochen mit Tristan in ihrer Heimatstadt verbringen und so hatten sie zumindest das Zimmer für sich, dass die nächsten zwei Wochen alle drei beherbergen würde.

Sie lief auf Chris und Maria zu und zog beide gleichzeitig in die Arme.

„Ich hab euch so vermisst!", rief Jenna aus, als sie spürte, wie beide ihr die Arme umlegten und so genossen sie ein paar Sekunden die vertraute Nähe zueinander, bevor sie sich voneinander trennten.

„Wie war die Zugfahrt?", fragte sie die Beiden, die total fertig aussahen.

„Anstrengend. Vor allem wenn ich mir stundenlang das Gequassel deiner besten Freundin anhören muss!", meinte Chris und sah mit gespielt genervtem Blick zu Maria hinüber, die die Arme in die Hüften stemmte.

„Soweit ich mich erinnere, hab ich mir geschlagene drei Stunden anhören müssen, was du nicht alles in New York ansehen und erleben willst mein Lieber!", konterte Maria und nahm dann ihren Koffer um ihn hinter sich her zu ziehen. Sie hakte sich bei Jenna unter und zog sie von Chris weg.

„Der kann ne echte Plappertasche sein, sag ich dir!", meinte sie mit einem kurzen Blick auf Chris, der jetzt hinter ihnen herschlenderte und sich beeindruckt umsah.

„Wem sagst du das?", antwortete Jenna und lachte. Es war so schön Chris und Maria bei sich zu haben. Gleich fühlte sie sich, als wäre ein Stück Heimat zu ihr zurück gekehrt. Und obwohl alles in ihr darauf brannte zu erfahren, wie es Liam ging, fragte sie nicht nach.

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