12. Kapitel: Freitag der 13.

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12. Kapitel: Freitag der 13.

„Ihr habt das echt durchgezogen? Ich bin beeindruckt!“, sagte Maria, die neben Jenna in der Cafeteria saß und sich gerade eine Gabel voll Salat in den Mund schob und sie gleichzeitig mit großen Augen anblickte.

„Ja, irgendwie haben wir es geschafft und ich muss zugeben, dass es sogar ein wenig Spaß gemacht hat!“, erklärte Jenna, die nachdenklich in ihrem eigenen Salat herumstocherte und sich in der Cafeteria umsah. So viele Mitschüler tümmelten sich in der Mittagspause darin und Jenna wurde klar, dass sie sehr wenig über jeden Einzelnen wusste. Sie hatte sich nie für die Menschen um sich herum interessiert außer für diejenigen, mit denen sie auch etwas zu tun hatte doch dieses Projekt hatte ihr eine Sache klar gemacht: Wenn sie sogar bei Liam Positives entdecken konnte, dann hatte sie ihn tatsächlich all die Jahre über nicht wirklich gekannt. Hätte man sie vor zwei Monaten gefragt, ob es eine Sache gab, die sie an Liam Welsh leiden konnte  dann hätte sie laut los gelacht und demjenigen den Rücken zugekehrt, doch je mehr sie darüber nachdachte und je mehr sie all die Dinge durchging, die in den letzten Tagen und Wochen geschehen waren desto mehr wurde ihr klar, dass es sogar sehr viele Dinge gab, die positiv an ihm waren.

Natürlich konnte sie sich eigentlich nicht wirklich Vorwürfe machen, denn weder sie noch Liam hatten sich bis heute wirklich darin bemüht auch mal nett zueinander zu sein, doch das zeigte ja nur noch mehr, dass wenn sie sich vielleicht früher schon einmal bemüht hätten, sie vielleicht ihre Streitereien viel früher unter Kontrolle hätten bringen können. Und genau so lief es auch mit dem Rest ihrer Mitschüler. Ja, Jenna hatte ihnen nie viel Aufmerksamkeit entgegengebracht sich jedoch darüber beschwert, dass sie selber so unglaublich unterschätzt wurde und jetzt? Jetzt wurde ihr klar, dass wenn sie die Augen nur ein klein wenig weiter geöffnet hätte in den letzten Jahren, sie vielleicht viele Dinge in jeder einzelnen Person entdeckt hätte, die sie als wertvoll erachtet hätte.

Vielleicht versteckte sich eine gute Freundin unter all den Schülern, vielleicht ihre potenzielle große Liebe! Sie hatte immer geglaubt, dass dies Richard wäre, doch desto mehr Zeit zwischen der Gegenwart und ihrer damaligen Beziehung verstrich desto mehr Dinge fielen ihr ein, die eigentlich ganz und gar nicht perfekt gewesen waren.

Sie hatte sich so abhängig gemacht von Richard, dass sie, nachdem er mit ihr Schluss gemacht hatte, sogar geglaubt hatte sie wäre von nun an weniger wert. Jetzt hingegen konnte sie sehen, dass sie das erste Mal seit zwei Jahren wirklich so sein konnte wie sie war, ohne Angst zu haben, Richard damit irgendwie zu stören. Er hatte es nicht gemocht, wenn Jenna zu viel geredet hatte, hatte es nicht leiden können wenn sie zu ruhig war. Er hatte ihre, manchmal tatsächlich überzogen, gute Laune nicht leiden können es jedoch auch verabscheut, wenn Jenna schlecht drauf gewesen war. Ja, jetzt da sie ausreichend Zeit gehabt hatte, darüber nachzudenken fiel ihr immer mehr auf, dass Richard ihr tatsächlich im Weg gestanden war und obwohl sie sich so manches Mal immer noch dabei ertappte, wie sie der Beziehung hinterher trauerte so wurde ihr trotzdem immer mehr klar, dass sie dies nur tat weil sie Angst hatte, dass sie schlussendlich alleine dastehen würde.

Sie wusste, dass sie Maria hatte und auch noch ihre anderen Freundinnen, mit denen sie eigentlich immer Spaß gehabt hatte, doch bald wäre die Schulzeit vorbei und ihre Wege würden sich trennen und Jenna war sich nicht sicher, ob sie alleine in dieser großen weiten Welt da draußen überleben könnte.

„Hey, hörst du mir überhaupt noch zu oder bist du wieder einmal im Nimmerland gestrandet?“, hörte sie Maria sagen, während diese mit ihren Fingern vor ihrem Gesicht herum schnippte und versuchte, die Aufmerksamkeit ihrer Freundin auf sich zu ziehen.

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