Sonnenuntergang

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In dem Moment, als das Schloss aufsprang, trat Rabea die Tür auf und stürmte hinaus. Die anderen folgten ihr hinein in eine Art Halle. In dieser waren sie jedoch nicht allein. Rabea entdeckte die Dunkelelfen zuerst, die ihnen bereits entgegengelaufen kamen. "Tod!", schrie einer, bevor Rabea ihn blitzschnell mit ihrem Schwert durchbohrte und zur Seite fallen ließ.

Die Gruppe nahm das Gefecht gegen die anwesenden Feinde, ungefähr fünfzehn an der Zahl, auf. Lilith hielt sich dicht an Taric, der nicht direkt in den Kampf stürmte. Langsam und bedacht arbeitete er sich in die Halle hinein und erschlug auf seinem Weg einige Feinde. Bei seiner Gruppe angekommen wandte sich nach links und half Ruby mit einem Dunkelelfen aus, der sie mit seinem Schild belästigte.

Dadurch war Lilith wieder allein. Noch immer mit Fackel und Dolch in der Hand, begannen ihre Sinne zu arbeiten. Sie entdeckte einen Feind, der mit dem Rücken zu ihr einen Schlagabtausch mit der Königin hatte. Jetzt lag es darin, nicht nachzudenken. Voller Adrenalin rannte Lilith auf ihn zu, holte mit dem Dolch aus und rammte den geschwungenen Stahl in den Rücken des Dunkelelfen. Dieser schrie auf und wollte sich gerade zu ihr umdrehen, als Rabea ihm mit dem Schwert seitlich durch das Gesicht fuhr und ihn zu Fall brachte. Als er fiel, zog Lilith schnell die Klinge aus seinem Körper.

Die Frau schnaufte, blickte von dem Körper des erschlagenen Feindes zu ihr auf und nickte. Lilith tat dies ebenfalls und verfiel in der gleichen Sekunde in die Konzentration des Kampfes. Das letzte Mal hatte sie so etwas gespürt, als das Kloster angegriffen wurde. Mit dem Speer hatte sie sich weniger wohl gefühlt, als mit dem Dolch. Letzterer war handlicher und leichter.

Geeigneter für eine so unerfahrene Kämpferin, wie Lilith. Ihr Blick fiel auf Feithel, der seine Lanze behände vor und hinter seinem Körper schwang und so seine Feinde verwirrte. Nicht nur dies, er hielt die meisten Gegner auf Abstand und bestrafte jeden, der es wagte, zu Nahe zu kommen. Gerade rammte er die lange Klinge in den Bauch eines Gegners, als sich ein weiterer von hinten näherte. Er grinste mordlustig und hob seine Keule über den Kopf.

Lilith spurtete direkt los, merkte aber, dass sie zu langsam sein würde. "Vorsicht!", schrie sie und warf aus purer Verzweiflung ihre Fackel. Sie traf ihr Ziel am Kopf. Natürlich passierte kein Wunder, als das Holz gegen den Kopf des Kriegers prallte und zu Boden fiel. Jedoch hatte dies anscheinend gereicht. Feithel hatte ihren Schrei gehört und den Schaft seiner Lanze in das Gesicht des Dunkelelfen gerammt.

Dieser taumelte benommen nach hinten und fiel auf sein Hinterteil. Blitzschnell war Lilith bei der Kreatur und trat ihr mit alle Macht gegen den Kopf. Der Krieger wurde nach hinten umgeworfen und schlug mit dem Kopf auf dem Boden auf.

Lilith verfluchte sich für diese dumme Aktion, als der Schmerz durch ihre Zehen fuhr. Hoffentlich hatte sie sich nichts gebrochen. "Blöder Elf", fluchte sie wütend und trat erneut gegen seinen Kopf, nur dieses Mal mit den Fußballen.

Als hätte Lilith es gespürt, suchte sie mit dem Blick nach dem von Ruby. Diese verweilte mit ihrer Klinge in dem Bauch des besiegten Gegners und schaute sie ebenfalls an. Und dann sah Lilith das, was vermutlich alle paar Jahre passierte. Vielleicht sogar Jahrhunderte.

Ihre Gefährtin verzog das Gesicht und musste sich sichtbar das Lachen verkneifen. Und es steckte Lilith an. Sie lächelte leicht und wandte den Blick etwas peinlich berührt wieder ab. Warum lachte Ruby nie? Das Mädchen hatte ein schönes Lächeln, wie Lilith auch nach Ende des Blickkontakts feststellte.

Als sie sich aufrichtete, sah sie Omnien, der gerade die Kehle des letzten Verteidigers durchschnitt und ihn von sich stieß.

"Jemand verletzt?", fragte Rabea schnaufend. Niemand sagte etwas, Ruby schüttelte den Kopf. Der Spaß von eben schien wieder vergessen zu sein, der mürrische Blick war wieder da. Doch Lilith würde das nicht vergessen. Niemals. Und in diesem Moment übertönte das Gefühl von Freundschaft die Reue über die Auslöschung weiterer Leben. Zähneknirschend dachte Lilith daran, dass die Schuldgefühle sie irgendwann einholen würden. Jedoch glücklicherweise nicht, solange der Ausgang des Tages in den Sternen stand.

Melodie des ErwachensWo Geschichten leben. Entdecke jetzt