Flammen des Krieges

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Lilith hatte ja viel über die Kriegskunst gelesen. Vor allem, als sie in Arborea lebte, war ihr Alltag gespickt von Schmökern über Völker, Kriege und Armeen. Auch, wenn sie das Thema nicht wirklich gerne thematisierte, war es sehr interessant. Was sich ihr jedoch hier präsentierte, war eine komplett neue Form, eine Schlacht zu schlagen.

Die Schlacht um Calara ging bereits zwei Wochen und bestand aus vereinzelten Lagern und Kämpfen. Hatte Rabea so etwas erwartet? Wohl eher nicht. Das war der Grund, weshalb zu eben diesen Techniken gegriffen werden musste.

Laut den Soldaten kommunizierten die Lager der nördlichen Armee untereinander per Boten. Keine herkömmlichen Boten, dies waren speziell ausgebildete Kämpfer. "Sie bewegen sich in den Schatten und nicht mal wir vermögen, sie zu entdecken", schwärmte einer der Soldaten, als Lilith und Ruby sich umhörten.

Allein dies war beeindruckend genug.

Der Kommandeur hatte ihnen am vorherigen Abend den Plan erklärt. "Wir rücken aus, wenn unser Bote das nordöstliche Lager erreicht."

"Wie wollt ihr das aber dann wissen?", fragte Ruby verwundert.

"Dies ist der Moment, in dem der Bote aus dem zentralen, südlichen Lager bei uns ankommt."
Er grinste selbstsicher. "Wir sind eben auf alles vorbereitet", sagte der Mann mit einer Menge Stolz in seiner Stimme. Bestimmt war er ein ebenso stolzer Soldat der Armee. "Dann hoffen wir, dass Eure Vorbereitungen funktionieren."

Taric klang eher, als sei er nicht sicher, ob man mit so viel Optimismus daran gehen sollte. Lilith stimmte ihm da zu. Rabea war ganz bestimmt nicht auf eine solche Situation vorbereitet. Dies änderte natürlich nicht, was sie daraus gemacht hatte.

Und so warteten sie, dass der Tag langsam kam. Lilith konnte nicht gut schlafen und auch ihre Gefährten schienen da bei ihr zu sein. Omnien für seinen Teil wälzte sich dauerhaft herum und machte sie beinahe wahnsinnig damit. Doch war das nicht der Grund, warum Lilith Mühe hatte, einzuschlafen. Der Gedanke, wenige Schritte von den Feinden zu schlafen, erschlug jede Ruhe in ihr. Darüber hinaus stand der Angriff auf die Festung bevor. Bei dem Gedanken daran, schüttelte sich ihr ganzer Körper. Hoffentlich würden sie alle den Abend des nächsten Tages erleben.

***

"Still!",  zischte der Kommandeur seine Männer an, als sie sich geschwind durch die Ruinen der Stadt Calara schlängelten. Man konnte die angespannte Atmosphäre förmlich in der Luft spüren.

Ihren Mantel hatte Lilith im Lager gelassen, da man ihr passende Lederbekleidung angeboten hatte. Immerhin ein bisschen Schutz und Gewandtheit für sie. Ihr eiskalten Finger waren seit einigen Minuten um die Tasche geschlossen, die sie über der Schulter hängen hatte.

Auch, wenn Lilith jegliche Angebote, ihr Waffen zu stellen abgelehnt hatte, wurde ihr vor dem Ausrücken der Truppe ein Dolch in die Hand gedrückt. Es war Omnien, der seine Waffe zur Verfügung stellte. Als Lilith ihm den Dolch wieder zurückgeben wollte, verschränkte er die Arme vor der Brust und schob die Unterlippe vor. "Es ist unhöflich, ein Geschenk abzulehnen."
Damit war Lilith dazu verdammt, das geschwungene und leichte Stück Stahl zu behalten. Immerhin konnte sie sich mäßig verteidigen, sollte es jemand an sie heranschaffen.

Zum ungefähr fünften Mal schaute sie zurück, in die Augen von Feithel, dessen Gesicht wie immer verschleiert war. Er nickte ihr zu und ballte bestärkend die Faust. Lilith schluckte und nickte ebenfalls entschlossen.

"Gut, Männer. Wenn wir das Signal sehen, stürmen wir dort hoch und nehmen die linke Seite der Toranlage. Habt Ihr gehört? Links!", zischte der Kommandeur.

Die Männer nickten größtenteils, andere schlugen sich kampfesmutig mit der Faust gegen die Brust. So verharrten sie eine Weile. Der Nebel war weniger dicht, als am vorherigen Tag und bot mehr Sicht. Was natürlich auch resultierte, dass sie auf keinen Fall vor dem Signal der anderen Truppenverbände entdeckt werden durften.

Melodie des ErwachensWo Geschichten leben. Entdecke jetzt