Bad Boy - Na Jaemin

7K 98 15
                                    

[𝔂/𝓷 𝓹𝓸𝓿]

Ich laufe im Regen. Schon wieder. Das war schon das zweite Mal, denn genau seitdem ich zu meiner besten Freundin gelaufen bin, fing es plötzlich an in Strömen zu regnen. Auf dem Hinweg war es noch gerade so auszuhalten, weswegen ich mich dazu entschied, nicht nochmal zurück nach Hause zu laufen, um mir einen Regenschirm mitzubringen. Das war wohl ein Fehler, denn es wurde irgendwann immer mehr und ich kam völlig durchnässt bei meiner Freundin an. Wir redeten ein bisschen über dies und das und machten Hausaufgaben, weswegen wir uns eigentlich trafen. Es war Samstag und sie bat mich, ihr bei den Englisch Hausaufgaben zu helfen. Natürlich stimmte ich zu und da war ich dann auch.

In der Klasse war ich nicht sonderlich beliebt, aber auch nicht wirklich unerwünscht. Ich hatte meine eine beste Freundin und verstand mich auch mit anderen Mädchen ganz gut. Doch da gab es ein, nennen wir es mal 'besonderes' Mädchen. Sie war die beliebteste und hatte natürlich wunderschöne Haare, die ihr fast bis zum Hintern gingen, ein perfekten Körper und eine recht angenehme Stimme. Nur der Charakter passt überhaupt nicht zu ihrem Aussehen. Nachdem ich neu in die Klasse, wegen eines Umzugs, kam, machte sie mir das Leben zur Hölle und ich weiß nicht wirklich, warum. Immer mehr andere Mädchen, nicht nur aus meiner Klasse, schließen sich ihr an und lassen ihren Hass an mir aus. Das konnte dann auch mal mit einem blauen Auge oder, wie auch gestern, mit einer blutigen Lippe enden.

Aber es gab nicht nur sie. Sondern auch ihren Freund. Na Jaemin. Er war, genauso wie sie, perfekt im Aussehen. Seinen Charakter kannte ich nicht wirklich, denn er ging in eine Klasse über mir und er redet nie mit mir. Leider, denn ich muss echt sagen, dass ich eventuell Gefallen an ihm gefunden habe. Aber so wirklich wundert es mich natürlich nicht. Er war schließlich mit der Zicke aus meiner Klasse zusammen. Ich sollte mir da nicht zu viel erhoffen. Wahrscheinlich hatte sie ihm auch schon längst eine Gehirnwäsche verpasst.

Manchmal hatte ich aber das Gefühl, dass Jaemin mich bemitleidend, etwas traurig oder sogar hilflos bei den Attacken seiner Freundin gegen mich ansah. Aber das war wahrscheinlich nur Einbildung oder ein Tagtraum, in welchen ich auch gerne mal versinke.

Jedenfalls brauchten wir auch deshalb so lange mit den Hausaufgaben, die ich meiner besten Freundin erklären musste, weil ich sehr oft in meine Gedanken gesunken war und nur noch ihn vor meinen Augen wahr nehmen konnte. Ahri, meine beste Freundin, holte mich immer wieder in die Realität zurück, indem sie mit einer Hand vor meinem Gesicht herum wedelte. Darauf schüttelte ich nur mit dem Kopf und war für kurze Zeit wieder konzentriert. Doch leider eben nur für eine kurze Zeit. Auf die Fragen, ob alles in Ordnung sei, antwortete ich immer wieder mit ja.

Jetzt laufe ich zumindest, wieder völlig in Gedanken versunken, durch den Regen, weil ich erstens vergaß, Ahri nach einem Regenschirm zu fragen und sie zweitens, so verträumt wie sie nun mal ist, nicht mal mitbekam, dass es überhaupt regnete. Als ich aber schon im Regen stand, hatte sich schon die Tür geschlossen und konnte nicht mehr klingeln, da ihr kleiner Bruder schon im Bett schlafen war. Einen Schlüssel besaß ich, verständlicher Weise, nicht. Somit blieb mir nichts anderes mehr übrig, als schnell durch das Unwetter zu rennen.

Die Betonung liegt auf schnell. Nachdem ich vielleicht fünf Meter rannte, war ich schon wieder so in meiner Traumwelt versunken, dass ich gar nicht merkte, dass ich aufhörte, zu rennen und im Schneckentempo auf dem Bürgersteig, der schon voller Pfützen war, lief. Außerdem war es dunkel und kalt, doch das störte mich nicht.

Mit einem gesenktem Blick auf dem Boden, schlenderte ich zehn Minuten durch die Gegend. Irgendwann wachte ich aus meinen Gedanken auf, weil ich merkte, dass schon mehr als drei Lieder, welche ich sonst immer gerade so schaffte, vorbei waren. Ich schaute mich in der Gegend um und war kurz verwirrt. Wo war ich?

Ich stand zwischen groß und teuer aussehenden Hochhäusern. In vielen Fenstern davon brannte Licht. Auf einmal traf mein Blick auf zwei, mir bekannte Gesichter und ich konnte nicht von dem Szenario los lassen. Ich konnte nicht anders, als zu zu sehen. Es waren Jaemin und Misook, seine hochnäsige Freundin. Und sie stritten?

Irgendwann verschwand Jaemin, nachdem er einen Schlag ins Gesicht von der weinenden, aber auch wütenden Zicke kassierte, aus meiner Sichtweite. Ein paar Minuten stand ich auf der Straße und schaute, mit offendem Mund zum, noch leuchtendem Fenster hinauf. Dann drehte ich mich irgendwann um und schlürfte ganz langsam in die Richtung, wo ich herkam.

Doch ich kam nicht mal drei Meter, denn plötzlich hörte ich eine, mir bekannte, Stimme nach mir rufen. ,,Y/n?!" Ruckartig drehte ich mich zu der Person hin, da ich wissen wollte, wem die Stimme gehörte. Als ich aber erkannte, wer es war, bereute ich es zutiefst. Ich wollte nicht, dass er mich hier so sieht. Meine Haare waren komplett nass, genauso wie meine Klamotten. Sein Gesichtsausdruck hatte ich aber nicht erwartet. Er lächelte. Zumindest versuchte er es, denn man konnte erkennen, wie verletzt er gerade war. Mein Blick musste wirklich verwundert sein. ,,Ich bins, Jaemin. Na Jaemin. Erkennst du mich noch? Ich bin der Ex-Freund von Misook, deiner Klassenkameradin."

Hatte ich gerade richtig gehört? Ex-Freund?

Plötzlich wechselte sein Gesichtsausdruck von fröhlich und liebevoll zu besorgt, als er auf meine Lippen blickte. Dann kam er mir langsam näher und ich wollte nie aus dem Traum erwachen, denn falls es einer war, wollte ich nie erwachen...

Sanft legte er seine Hand an mein Kinn und strich mit dem Daumen über meine verletzte Lippe. Mein Blick wanderte ständig zwischen Jaemin und seiner Hand hin und her. ,,Hat dir das Misook gestern angetan?", fragte er mit etwas zittriger Stimme. Immer noch mit seiner Hand im Gesicht, nickte ich leicht beschämt. Es war mir etwas peinlich, um ehrlich zu sein. Also wanderte mein Blick wieder zurück auf den Boden.

Ich bemerkte, wie sich seine Hand wieder von meinem Gesicht entfernte. Wie gerne hätte ich an diesem Moment die Zeit anhalten wollen. Doch dann hörte es plötzlich auf, über mir zu regnen und ich hörte nur noch ein Prasseln des Regens. Jaemin hatte einen Regenschirm aus seiner Tasche geholt und hielt sie jetzt über uns beide. Er war mir so nah...

,,Warum ich mit Misook schluss gemacht habe, zeige ich dir jetzt kurz...", flüsterte er in mein Ohr, was Gänsehaut auf meiner Haut, sowie einen Schauer über meinen Rücken verursachte. Dann entfernte er sein Gesicht wieder von meinem Ohr und blickte mir in mein, noch ahnungsloses und verwundertes Gesicht, als sich unsere Lippen schon im nächsten Moment berührten und ich nichts anderes mehr um uns wahr nahm...

-Ende-

~1126 Wörter~

Nct Oneshots (NCT FF) ~germanWo Geschichten leben. Entdecke jetzt