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„Vasilisa!" rief meine Mutter durch's ganze Haus und ich hörte, wie sie die Treppe hinaufkam. Ich seufzte und stand von meinem Bett auf. Ich betrachtete mich im großen Spiegel an der Wand gegenüber. Ich hasste mein Spiegelbild. Ich sah so schön aus. Ich weiß, klingt eingebildet, aber es ist wirklich so. Lange, glatte blonde Haare, blaue Augen und ein perfekt geschminkter roter Mund. Und ich trug immer ein Kleid, da sich das für eine Prinzessin natürlich so gehörte. Da heute Montag war, trug ich ein rotes mit Spitze besetzt und mit Edelsteinen verziertes. „Vasilisa" meine Mutter, nun ja, Pflegemutter, stand in der Tür und sah mich vorwurfsvoll an. Sie hasste es, wenn ich nicht gehorchte oder nicht meinen königlichen Pflichten nachging. Da wir eine der 12 Königlichen Familien sind, und damit auch die Titel König, Königin und Prinzessin haben, lebte ich nach strengen Regeln. Meine Familie lebt in Amerika, Florida um genau zu sein, doch manche königlichen Familien leben in Asien. Naja, eine lebt in Russland, aber das liegt ja zum Teil in Europa und zum Teil in Asien. „Mutter" erwiderte ich und lächelte sie an. „Ich wollte grade kommen" meinte ich und trat an ihr vorbei in den riesigen Flur. Mein Zimmer lag im 2. Stock unseres Hauses, nun ja, eher Villa, wenn nicht sogar schon Schloss. Es war alles in weiß, beige und dunkel rot gehalten, und in jedem Zimmer hingen riesige, funkelnde Kronleuchter, manche sogar größer als ich selbst. „Natürlich" sagte sie lächelnd und ich folgte ihr nach unten ins Speisezimmer. Mein Vater, mein älterer Bruder Harry und meine kleinere Schwester Kate saßen bereits am Tisch, sowie etliche andere Gäste. Ich nahm gegenüber meines großen Bruders Platz und nickte allen Gästen höflich zu. „Nun" sagte mein Vater und sah mich an „Das ist meine andere Tochter, Vasilisa". Ich erwiderte sein Lächeln, so wie es von mir erwartete wurde. Alle musterten mich respektvoll und ich warf meine Haare zurück über die Schultern. Dann wurde das Essen aufgetischt, und alle bedienten sich. Meine Eltern unterhielten sich über Politische Angelegenheiten, und wir nickten nur, obwohl insbesondere ich keine Ahnung hatte, worum es überhaupt ging. Das Leben als Prinzessin ist nicht immer leicht. Es ist sogar eigentlich ziemlich anstrengend. Als es endlich zu Ende war, stand ich auf und machte einen kleinen Knicks um mich zu verabschieden, dann ging ich wieder hoch in mein Zimmer. Mein Zimmer war mein Lieblingsort, da ich dort in gewissermaßen „frei" bin. Ich hatte es zwar nicht selbst eingerichtet, doch ich mochte es trotzdem. Es war in gold und beige gehalten, ich hatte ein 2,50 breites Himmelbett mit allem möglichen Schnick Schnack, dann hatte ich mein eigenes Ankleidezimmer und ein eigenes Badezimmer, was fast größer war als mein Zimmer. Dann hatte ich auch noch einen Fernseher, Regale, einen Schreibtisch für die Hausaufgaben, da selbst königliche Kinder zur Schule gehen müssen, und ich habe noch einen Schminktisch, den ich mir vor kurzen erst eingerichtet habe. Natürlich gegen den Willen meiner Mutter. Ich schloss die Tür hinter mir und ging in mein Ankleidezimmer und schnürte mich aus meinem Kleid, was eine halbe Ewigkeit dauerte. Dann schob ich alle Türen der Schränke auf und suchte nach einem passendem Outfit. Da es erst Mittag war, durfte ich nicht einfach in Jogginghose und Top rum laufen. Ich nahm mir einen weißes, kurzes Sommerkleid mit Spagetti Trägern und zog es mir über den Kopf, dann schnappte ich mir meine weißen Haus Ballerina und ging zurück in mein Zimmer. Dort machte ich mir einen Pferdeschwanz und stellte mich anschließend an mein großes Fenster. Von hier aus hatte ich eine wundervolle Sicht auf unseren Garten und den dahinter liegenden Strand mit Promenade. Ich sah immer den Surfern zu. Ich fand es interessant zu sehen, wie sie auf einem Brett über die Wellen reiten können. Und zudem sahen sie alle echt gut aus. Nach ein paar Minuten drehte ich mich allerdings wieder weg, da es keinen Sinn hatte über etwas nachzudenken und sich etwas zu wünschen, was man niemals haben würde. Klopf, Klopf... Ich hob meinen Kopf und sah, wie mein Zimmermädchen hereintrat und sich verbeugte. „Prinzessin" begrüßte sie mich und ich lächelte sie an. Maria war in dem selben Alter wie ich, 17 Jahre, und ich verstand mich super mit ihr. „Wünscht ihr etwas?" fragte sie und ich schüttete den Kopf. „Nein, vielen Dank". Sie nickte und verschwand wieder. Ich seufzte.

Kuss der PrinzessinOn viuen les histories. Descobreix ara