»Und...und was ist mit deinem Vater?«, frage ich nach einer Pause vorsichtig an Josephine gewandt. Ich will sie nicht noch mehr aufwühlen, als sie sonst schon ist, aber diese eine Sache muss ich einfach wissen.

»Es hat sich herausgestellt, dass er von der ganzen Sache nichts wusste.« Sie versucht sich an einem Lächeln, das ihr aber nicht so ganz gelingen will.

»Das ist doch gut, Josephine!«, versuche ich ihr klarzumachen. »Dein Vater ist unschuldig.« Dann halte ich kurz inne. »Aber warum sind sie dann zusammen zu diesem«, ich male unsichtbare Gänsefüßchen in die Luft, »Wellnesswochenende gefahren?«

»Mein Vater dachte, sie würden dieses Wochenende tatsächlich einen kleinen Wellnessurlaub machen.« Josephine schluckt. »Sie hatten auch schon das Hotel gebucht. Doch dann ist meine Mutter unerwartet wütend geworden und mein Vater ist allein dorthin gefahren. Er hat mir nur nichts davon erzählt, um mich nicht zu belasten.« Tränen glitzern in Josephines Augen.

Ich will schon fragen, ob Candice' Vater wieder aufgetaucht ist, oder ob sie was von ihm gehört hat, doch ich habe im Moment genügend Traurigkeit verbreitet.

»Leute, ist euch klar, dass wir fortan nicht mehr verfolgt werden«, verkünde ich, um die Stimmung aufzuheitern. »Überlegt mal, wir können in Ruhe unseren Abschluss machen und dann in die große weite Welt hinaus spazieren.« Dann halte ich kurz inne. Für einen Augenblick habe ich tatsächlich vergessen, dass ich nicht meine Designerklamotten trage, während wir zusammen im Nighthawks quatschen, stattdessen habe ich einen gebrauchten orangen Overall an und sitze im Knast. »Das heißt, ihr könnt das«, korrigiere ich mich.

Candice und Josephine lächeln warm. Sagen aber nichts.

Aber was hätten sie auch sagen sollen?

»Kate, es tut mir wirklich leid«, sagt Candice schließlich, »ich muss los. Ich besuche dich morgen wieder, versprochen.«

»Glaubst du, ich will dich hier jeden Tag sehen?«, scherze ich.

Candice grinst verschmitzt.

Dann verabschieden wir uns mit einer Umarmung.

Zu meiner Überraschung bleibt Josephine sitzen. So wie ich sie kenne, würde sie sich Candice anschließen. Aber sie sitzt noch immer gegenüber von mir und blickt mir unüblich fixiert in die Augen.

»Warum hast du das getan?«, fragt sie mich mit ihrem eindringlichen Blick, als Candice den Raum bereits seit einer Minute verlassen hat.

»Was meinst du?«, frage ich sie betont ahnungslos und zucke mit den Schultern.

»Warum hast du vorgegeben, du hättest das Moshannon Manor in die Luft gejagt?«

»Tsss...«, zische ich und schüttle den Kopf, »das wäre doch verrückt!«

»Aber du warst es nicht!«, zischt Josephine flüsternd, aber mit Nachdruck und lässt ihren Blick durch den Raum schweifen, um sich zu vergewissern, dass uns niemand hört.

»Es war sogar das Auto meiner Mutter, das sie vor dem Moshannon Manor gefunden haben«, erkläre ich ihr und ein kleines Grinsen erscheint auf meinen Lippen. Versteht sie denn nicht, auf was ich hinauswill?

Als ich ein Grinsen auch auf ihren Lippen entdecke, weiß ich, dass sie mich verstanden hat. »Du bist echt 'ne gute Freundin, Kate«, flüstert sie dann. In ihren Augen glänzen Tränen.

Dann blinzelt sie plötzlich nach oben. Es wirkt so, als würde sie jemandem in die Augen sehen.

»Was ist, Josephine?«, frage ich und drehe mich um. Als ich sehe, wer da steht, bleibt mir beinahe das Herz stehen, was wirklich keinen Sinn ergibt.

Greyforks | Staffel 2 || SerieWhere stories live. Discover now