3.3 ♌︎ Candice

Začít od začátku
                                    

Ich versuche mich nichts anmerken zu lassen und erhebe mich.

»Kommen Sie mit mir.« Er deutet auf einen Gang, der rechts neben der Verglasung wegführt. Das kalte Licht macht die Schatten eisig.

Schließlich öffnet er die Tür zu einem Raum, in dem sich viele Reihen an Aktenschränken befinden. Er schließ die Tür hinter sich ab und bedeutet mir an dem Metalltisch Platz zu nehmen, der links neben der Tür steht.

Der Stuhl ist hart und unbequem. Aber das ist mir egal. Es kommt mir bloß in den Sinn, weil ich an sonst nichts denken will. Mein Herz klopft mir bis in den Hals und meine Finger zittern. Ich ziehe mir die Ärmel meiner Baseballjacke über die Hände.

Plötzlich steht Officer Parker wieder neben mir.

Ehrfürchtig blicke ich zu ihm hoch.

»Sie können sich immer noch dagegen entschieden«, erklärt er mir. Kaum zu glauben, aber in seiner Stimme schwingt etwas Besorgnis mit. »Es ist immerhin Ihre Mutter. Die Meisten wollen sich diese Art Bilder von engen Verwandten gar nicht ansehen.«

Ich atme ein letztes Mal tief durch. »Schon okay, ich bin bereit.«

Und dann landet ein Stapel Hochglanzbilder vor mir auf dem Schreibtisch. Ein kleinerer Stapel landet umgedreht etwas dahinter.

»Die hab ich für Sie aussortiert.«

Ich nicke.

Im nächsten Moment widme ich mich dem ersten Foto.

Es zeigt das blutverschmierte Gesicht meiner Mutter. Ihre Haut ist gräulich weiß, ihre Lippen blass, ihre blonden Haare unordentlich und teilweise verklebt von der rot bräunlichen Substanz. Ihre Augen sind geschlossen. Ich erinnere mich an ihre Augen. Sie hatten ein wunderschönes Olivgrün mit goldbraunem Rand. Sie strahlten so unglaublich viel Vertrauenswürdigkeit aus.

Ich halte mir die mit dem Ärmel verdeckte Hand vor den Mund, um nicht aufzuschluchzen. Ich schlucke den dicken Kloß in meinem Rachen hinunter und gehe zum nächsten Bild.

Es zeigt ihren gesamten Oberköper auf einem kalten Autopsietisch.

Ich muss kurz schniefen.

Ihre Haut ist so unglaublich kalt und fahl. So wie sie niemals war. Ihr Hautton war warm und erinnerte an die Sonne und das Leben.

Ich habe genug von diesen unreellen Bildern.

Ich will meinen Blick schon von dem Stapel abwenden, als mir etwas Schwarzes neben ihrer rechten Brust auffällt. Ich halte das Foto näher vor meine Augen und fühle dabei das dicke Papier in meinen Händen. Aber auch wenn ich es mir so ansehe, kann ich kaum was erkennen. Die Aufnahme ist aus dem falschen Winkel und zu weit entfernt geknipst.

»Gi...gibt es das auch etwas vergrößert«, stammle ich und deute auf den Punkt etwas unterhalb ihrer rechten Brust.

Officer Parker nimmt den Stapel in die Hände und hält mir nach einigem Blättern ein Foto hin. »Ist es das, was du suchst?« Er hat mich plötzlich geduzt. Das ist etwas seltsam, aber viel angenehmer.

Ich sehe auf das glänzende Bild in seinen Händen und nehme es entgegen. Der Bereich unter ihrer rechten Brust ist stark vergrößert dargestellt. Noch immer kann man das schwarze Etwas nicht gut genug erkennen, weil es sich seitlich an ihrem Brustkorb befindet. Gerade will ich das Bild wieder zu Officer Parker schieben, als mein Blick am Muttermal hängen bleibt, das sich unter ihrer rechten Brust befindet. Ich sehe genauer hin. Es sieht beinahe aus wie ein Herz. Das bin ich, schießt es mir durch den Kopf und fasse mir an die Stelle unter meiner rechten Brust.

»Deine Mutter hatte das Herz rechts, wusstest du das?«

Ich sehe zu Officer Parker auf, verwundert, dass er sich nach all dieser Zeit, an meine Mutter erinnern kann.

»Eine anatomische Besonderheit.«

»I...ist sie deshalb gestorben?«, frage ich unsicher.

»Nein, das ist nicht gesundheitsgefährdend.« Sein Ausdruck ist warm. Ganz anders, als ich ihn vom Verhör in Erinnerung habe.

Ich lächle und dabei schießen noch mehr tränen in meine Augen. Was für ein Zufall. Ich hab mir das Tattoo, das mich an sie erinnern sollte unter die linke Brust gemacht. Dabei hätte sie ihr Herz am rechten Fleck.

»Ka...kann ich das Foto haben?«, frage ich mit zitternder Stimme.

»Wir können dir einen Nachdruck davon anfertigen.«

»Das wäre toll.« Dann sehe ich wieder auf den Stapel runter. »Gibt es vielleicht auch ein Foto, das ihren Brustkorb seitlich zeigt?«

Parker nimmt den Stapel abermals in seine Hände und blättert. »Meinst du das hier?«, fragt er nach wenigen Sekunden.

Vor meinen Augen sehe ich ein kohlschwarzes Tattoo, das mir sofort entgegen springt. »Ja, ja genau!«

»Kennst du das Tattoo?«

Ich schüttle den Kopf, was teilweise eine Lüge ist. Mit zitternden Händen nehme ich das Foto entgegen.

Und auch wenn ich ein paar mal blinzle, ändert sich das Motiv nicht.

Ein tiefschwarzer Adler zeichnet sich auf ihrer leichenblassen Haut ab. Mein Herz klopft mir wild gegen die Brust.

»Alles okay, Candice«, fragt mich Officer Parker nun wirklich besorgt.

»Ich...ich hab nur nicht gewusst, dass sie ein Tattoo hat«, bringe ich bloß mit belegter Stimme hervor.

Da hatte Candice wohl den richtigen Riecher - auch wenn es trotzdem ziemlich verrückt ist, was sie getan hat. Jetzt ist klar, dass Candice' Mutter höchstwahrscheinlich etwas mit Eckstein zutun hatte. Ich kann es kaum erwarten, eure Kommentare zu diesem und den noch kommenden Kapiteln zu lesen. Ich wünsche euch noch einen wunderbaren Augusttag,

eure Anna Vanilla ☀︎

Greyforks | Staffel 2 || SerieKde žijí příběhy. Začni objevovat