eighteen

41 4 0
                                    

Wir haben für die Sommerzeit relativ schnell ein kleines Hotel gefunden. Es sieht zwar von innen wirklich modrig aus, ist aber besser als nichts. Ausserdem kostet es keinen Goldbarren, was schon mal von Vorteil ist.

Ich teile mir ein Zimmer mit Liam, was uns beiden ein wenig gegen den Strich geht. Die Schlafräume sind nämlich mit Ehebetten ausgestattet, mit einem Bild von der Jungfrau Maria über der Matratze, die uns die ganze Zeit beobachten wird. Oder so.

Das Zimmer ist dunkel und eng, aber ich könnte in diesem Moment nicht glücklicher sein. Wir haben sogar einen kleinen Balkon, und wenn man sich aus diesem ein wenig zu weit herauslehnt, kann man Schiffe erahnen.

Liam hat als erstes gleich die Dusche belegt. Ich setze mich auf den Sessel. Ich habe keine Lust auf das Bett zu liegen, so dreckig wie ich jetzt bin.

Als Liam fertig ist, renne ich förmlich in die Dusche. Das Hotel ist wirklich praktisch, denn es gibt Bademäntel, Shampoos und frische Handtücher, die wir klauen können. Wir sollten so viel mitnehmen wie wir tragen können.

Es ist ein befreiendes Gefühl, das heisse Wasser über meinen Körper laufen zu lassen. Meine dunklen Haare werden ein wenig heller und die Dusche scheint kein Ende zu nehmen.

Ich denke darüber nach, was unser nächstes Ziel sein wird. Welche Städte sind nahe bei Genua? Ich hätte in Geografie wirklich besser aufpassen sollen. Zum Glück regelt Katy die ganze Sache. Unsere ungeplante Passagierin hat sich in letzter Zeit als nützlich erwiesen. Ich kann verstehen, warum Liam sie mag. Natürlich, wie kann man sie nicht mögen. Sie ist der sozialste Mensch auf Erden, und mit ihrem Äusseren geht sie locker als Model durch. Ich frage mich, ob es etwas gibt, was sie unsicher macht und ob sie in etwas richtig schlecht ist. Kein Mensch ist perfekt, aber sie ist wirklich gut darin, ihre Schwächen vor anderen zu verstecken.

Das kalte Wasser kommt langsam hervor und ich stelle es sofort ab. Der Spiegel ist vor Hitze angelaufen, und es hat sich sogar so viel Dampf gebildet, dass meine Sicht leicht eingeschränkt ist. Vorsichtig öffne ich die Tür und finde Liam tief und fest schlafend vor. Genau das habe ich jetzt auch vor. Erst wenn man im Auto übernachtet hat, lernt man, ein Bett zu schätzen. Und als ich mich in das harte, schmale Ehebett fallen lasse, ist mein letzter Gedanke nur noch, wie scheisse Liam während dem Schlafen eigentlich aussieht.

Ich wache spät auf, obwohl ich so früh eingeschlafen bin.

'Liam, wir müssen aufstehen' sage ich müde und rüttle ihn an der Schulter wach. Ich schlurfe aus dem Bett und mache mich bereit. Ich habe die Empfangsdame gestern gehört. In gebrochenem Englisch hat sie uns erklärt, dass es frühstück nur bis elf gibt, jetzt ist es halb elf. Und wenn ich einmal auf dieser reise ein frühstück bekomme, was auch wirklich eines ist, ist es egal wann ich aufstehen muss.

Ich sehe erstaunlich ausgeschlafen aus. Die Augenringe sind fast weg, und ich habe mir diese Nacht zum ersten mal nicht den Arsch abgefroren.

Als wir runterkommen, sitzen bereits Matilda und Katy an einem Tisch und essen.

'Nehmt euch noch ein paar Brote für später mit. Einfach einstecken.' brumme ich und setze mich neben Matilda.

'Die Zimmer sind nicht die besten, dafür ist das frühstück echt gut.' sagt Katy energiegeladen und zeigt auf das kleine Buffet.

'Holt euch was, bevor es nichts mehr hat.' fügt sie noch hinzu, und ich lasse es mir nicht zweimal sagen. Innerhalb von wenigen Minuten ist mein Teller mit all den Köstlichkeiten vom Buffet vollgestopft und ich lasse es mir schmecken. Die Früchte sind frisch und das Brot süss. Ich glaube wir sollten hier ein paar Tage bleiben. Die dunklen Zimmer und der Lärm des Hafens werden wir schon überleben.

matilda Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt