XLII. Gold

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Jimin P.o.V

"Wie zur Hölle ist das denn passiert?!", absolut entsetzt sah Taehyung zu mir. Ich zuckte bloß unbestimmt mit den Schultern. "Gestern habe ich versuch zu zaubern, gemeinsam mit Yoongi und als es mir gelang, passierte es einfach so! Ich habe nichts gemacht, wirklich!" Der Vampir schüttelte absolut verblüfft den Kopf. "Also...", Jungkook runzelte die Stirn und setzte sich auf die Kante meines Bettes, was Yoongi dazu veranlasste, meine Hand zu umschlingen. "Du hast Blumen hergezaubert, und als du fertig warst... wurden deine Augen golden." Ich nickte bestätigend, sah dabei bestimmt zum siebenhundertsten Mal in meine Handy-Kamera. Gold blitzte mir entgegen. Die gesamte Iris schien von innen zu leuchten wie Sterne und hatte sich in schimmerndes Gold verfärbt.

"Vielleicht hast du dir das ja irgendwie ungewollt gewünscht?", mutmaßte Hoseok und zuckte unbestimmt mit den Schultern. Chamatkar und Jamiro schüttelten jedoch zusammen die Köpfe. "Wenn er wirklich einfach nur sich gewünscht hat, Yoongi mit Blumen für Jungkook eifersüchtig machen wollte-", wie immer unterbrachen sich die Zwillinge gekonnt, "-dann kann es nichts mit seinen Augen zu tun haben. Die haben ja nicht im entferntesten Sinn etwas mit den Blumen, Yoongi oder Jungkook zu tun!" Ich biss mir unwohl auf die untere Lippe. Was sollten meine Augen denn bitteschön sonst sein, wenn nicht ein schiefgelaufener Wunsch?! "Vielleicht sollte er sich einfach wünschen, die Augen seien wieder normal!", schlug Metis vor.

"Nein... Ich glaube nicht, dass das funktionieren wird... Ich glaube, das hier ist etwas komplett anderes..." Calu, welcher in seiner gewohnten roten Lederjacke auf einem unbequemen Plastikstuhl hockte blickte mich prüfend an. Dabei überschlug er seine Beine, was leicht verstörend aussah, aufgrund seiner fehlenden Waden und Füßen. "Und was denkst du, dass es ist, Calu?", verwirrt wandte sich Yoongi an den Geisterjungen. Obwohl er ziemlich mürrisch und rebellisch aussah, war er ein hoch gebildeter, sehr intelligenter Junge und konnte die meisten unserer Fragen beantworten. Vielleicht lag das auch daran, dass er sehr alt war und viel miterlebt hatte. Ich wusste zwar sein genaues Alter nicht, aber Yoongi hatte mir einmal erzählt, Calu wäre älter als er. Was mich jedoch immer noch etwas verstörte, war der Fakt, dass Hekate, die alte Dame, nur halb so alt war, wie Yoongi.

"Ich weiß es nicht... Ich glaube, es hat etwas damit zu tun, dass die göttliche Seite von Jimin jetzt rauskommt. Bisher war er ein kompletter Mensch, jetzt wo er anfängt zu zaubern, drückt das überirdische sich durch!", schlug der Geist nachdenkend vor. Ich nickte leicht, obwohl ich mich mit dem ganzen übernatürlichen Kram nicht auskannte, klang das für mich plausibel. "Aber... Das könnte doch ein Problem darstellen, oder nicht?", meldete sich nun ein besorgter Namjoon. Verwirrt blickte ich zu ihm. "Wie das?", ich runzelte die Stirn, während ich auf Namjoons Antwort wartete. Dieser kratzte sich verlegen am Nacken. "Ich bin jetzt nicht unbedingt ein Spezialist auf dem Gebiet des Übernatürlichen... Aber es könnte doch sein, dass das Göttliche jetzt sozusagen, das Menschliche verdrängt, oder nicht? Nur eine Theorie! Wie gesagt bin jetzt nicht unbedingt auf dem Dean Winchester-Level was paranormales angeht..."

Während jeder den Jungen grüblerisch ansah, sah Kookie grinsend zu mir und zwinkerte Namjoon zu. Wir zwei hatten wohl als einziger seinen Supernatural-Vergleich verstanden. "Ich glaube er hat recht...", murmelte Hekate undeutlich und zupfte ihren roten Rock zurecht. "Und wo genau ist das Problem, wenn meine Götterseite durchscheint?", fragte ich verwundert. Das war doch gut, oder nicht? "Jimin, überleg doch mal. Die Götter leben nicht auf der Erde, weil sie es nicht können. Götter gehören nicht hierher! Das heißt, wenn du komplett zum Gott wirst, kann es sein, dass du nicht mehr auf der Erde bleiben kannst!", Calu stöhnte frustriert. Ich riss erstaunt die Augen auf. Na gut, wenn man so darüber nachdachte, war es tatsächlich ein wenig unpraktisch. Yoongis Griff um meine Finger wurde fester.

"Dann lassen wir ihn nicht mehr zaubern.", kam es kalt von ihm als Antwort. Schockiert richteten sich jegliche Blicke auf meinen Freund. "Und was ist damit, dass du ein Mensch werden willst, Yoongi? Das kann ich tun! Ich kann sicherlich noch ein wenig Magie aufbrauchen, ohne gleich ein Gott zu werden!" Der Vampir knurrte laut und seine Augen wechselten in ein sattes Rot. "Nein! Du gebrauchst deine Magie nicht mehr! Ich lasse nicht zu, dass du die Erde verlässt, Jimin!", er schrie schon fast und sprang energisch auf. Irritiert runzelte ich die Stirn. "Aber, Yoongi, ich werde doch meine Chaosmagie benutzen müssen um den Krieg zu stoppen!", gab ich kleinlaut zurück und biss nervös auf meine untere Lippe.

Der Vampir trat nun vollkommen heraus.

"DU VERLÄSST MICH NICHT! ICH LASSE DAS NICHT ZU!", brüllend boxte Yoongi -oder eher sein Vampir- gegen die Wand, welche daraufhin einen deutlichen Knacks bekam. "Wow, ich hoffe nur Jimin macht nie mit dem Schluss...", hörte ich Jamiro sanft unter seinem Atem murmeln, doch ich konzentrierte mich gar nicht darauf. Mein Blick war starr auf die Kreatur vor mir gerichtet. "Hey, Yoongi! Alles okay, ich werde dich nicht verlassen!" Hoseok räusperte sich unangenehm und deutete zur Tür. Ich hörte, dass Taehyung jeden aus dem Raum lotste und hinter sich die Tür schloss. Ich war jetzt allein mit der Kreatur, welche mein Freund war. Der Vampir schnaufte unbeeindruckt und keuchte laut, als seine Muskeln hervortraten. "JEDER VERLÄSST MICH! ICH HALTE DICH HIER!", Tränen fingen an sich in seinen Augen zu stauen, und in dem Moment erkannte ich meinen liebenden, sorgenden Freund unter dem Vampir. Ich erstarrte. Wieso war mir das nie vorher in den Sinn gekommen? Tae und Hoseok waren etliche hunderte Jahre jünger als Yoongi. Ich fragte mich, wie oft er alleine zusehen musste, wie Freund und Familie von ihm starben.

Ich setzte mich zögerlich auf, verkniff mir dabei ein schmerzhaftes Wimmern. Langsam umschloss ich sein Handgelenk mit meiner Hand und zog den mittlerweile laut schluchzenden Vampir zu mir aufs Bett. Es knackte laut und Yoongi jauchzte, als seine Flügel aus ihm herausbrachen. "Bitte, geh nicht weg, Jimin! Wir brauchen dich!", Yoongi sah unter Tränen zu mir. Ich war mir sicher, das 'wir' stand nicht für die magischen Kreaturen, sondern für den Vampir und ihn. Ich nickte sanft und ließ mich gegen ihn sinken. Beruhigend strich ich der Kreatur über den Rücken. "Okay, okay... Alles ist gut, Yoongi, ich verlasse dich nicht! Ich verspreche dir, ich lasse dich nicht alleine!", sanft küsste ich seinen Kopf, welcher er in meinem Genick vergrub und tief meinen Duft einatmete. 

Er schluchzte und wimmerte, doch er schien mir zu glauben. 

Langsam spürte ich, wie seine Muskeln zurück gingen, er erschlaffte in meinen Armen und heulte leise auf, als sich seine Knochen verschoben um die Flügel verschwinden zu lassen. "Ich bleibe bei dir, Yoongi!", versprach ich erneut und senkte meine Stirn gegen sein weißes Haar. In mir kam die Frage auf, wie alleine sich Yoongi in seinem Leben gefühlt haben musste. Und ich spürte mein Herz praktisch bersten vor Trauer, als ich endlich sah, was für ein Monster sein Vampir wirklich war. Yoongi hatte mir einmal erklärt, er wolle den Vampir loskriegen, wegen kleinen Dingen, wie seinen verlorenen Geschmack, sein Spiegelbild, seinen Durst, doch den Hauptgrund hatte er mir verschwiegen. Das Monster in ihm schnitt ihn von jedem ab. Machte ihn einsam und alleine. Ich seufzte leise, während ich im stillen einen Entschluss fasste.

Ich würde Yoongi von seinem Vampir befreien.

Koste es was es wolle.

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Jimin ist also bereit seine Menschlichkeit für unseren liebsten Yoongi zu opfern! Ich schreibe heute zwei Kapitel, weil ich ja die nächsten Tage nicht schreiben kann... Bis dann und voten nicht vergessen, eure M&M's ;)

1268 Wörter

My Boss is a Vampire ᵞᵒᵒᶰᵐᶤᶰWhere stories live. Discover now