Meine Warme Wohnung

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Yoongi P.o.V

Besorgt musterte ich den mageren Jungen, welcher erschöpft in meinen Armen eingeschlafen war. Tiefe Augenringe zierten das viel zu blasse Gesicht und an der oberen Lippe klebte ein wenig getrocknetes Blut. Ich schluckte leicht und biss mir schmerzhaft auf die untere Lippe, um nicht in Versuchung zu geraten, etwas von dem Blut zu kosten. Seine Augen waren geschlossen und der dichte Wimpernkranz warf einen langen Schatten auf sein Gesicht. Ich fuhr schon fast träumerisch mit meiner linken Hand über seinen Rücken, wobei mir auffiel, dass sein Shirt total zerrissen war. Wut auf den Bastarden, welcher das getan hatte kam in mir hoch. Ich verengte zornig die Augen, spürte dabei, wie meine Unterkiefer sich bewegten, als die Fangzähne hervortreten wollten. Tief atmete ich durch und gewann somit wieder die Kontrolle über mich. Hoffentlich hatte Tae den Kerl zusammen geprügelt...

Meine Augen strichen sanft über den schlafenden, schwachen Menschen in meinen Armen. Völlig schutzlos. Doch wenn meine Theorie stimmte, war er vielleicht gar nicht so schutzlos wie ich dachte... Erneut inspizierte ich das Blut, welches ihm an dem Mund klebte. Er sagte, er hätte zu viele weiße Blutkörperchen. Meine Gedanken schweiften zu Jungkook. Das angehende Model hatte uns erstmals auf Jimin aufmerksam gemacht. Als ich vor Jahren bei dem Wahrsager war, erzählte mir Jungkook, ein Junge würde uns endlich retten können. Retten, vor dem unsterblichen Leben welches wir im Moment führten. 

Dem Leben, welches niemand führen wollte.

Zudem würde er uns im Krieg helfen...

Jungkook hatte bereits vor Jahren Kontakt mit Jimin aufgenommen, war ihm nahe gekommen, wurde ein enger Vertrauter. Er suchte nach Anzeichen, ob Jimin tatsächlich der Junge war, welchen wir suchten. Der Wahrsager, welcher mittlerweile ein guter Freund von Jimin war, hatte vor einigen Monaten endlich schwerwiegende Merkmale erkannt, welche uns verrieten, dass der Junge tatsächlich der war, für den wir ihn hielten. Jungkook hatte wahrgesagt, ein Junge mit rabenschwarzem Haar, braunen Augen und blasser Haut könne uns retten. Leider gab es davon auf der Welt ziemlich viele... Doch Jahr um Jahr wurden seine Zukunftsvoraussagen genauer, er erkannte Bruchteile eines Cafés und eine kleine Wohnung. 

Dann vor einigen Monaten hatte er die letzte Vorhersage gemacht. Das helle Blut des Auserwählten währe der letzte Beweis, er könne uns alle vor der Verdammnis retten. Doch nicht einfach so, zu erst brauchten wir ein Buch, in welchem stand, wie es möglich war uns zurück zu verwandeln. Ein Buch, von welchem wir den Standort immer noch nicht wussten...

Ich fuhr dem schlafenden Jungen zart über die Wangen. Er wusste nichts von seiner unglaublichen Bedeutung für uns. Ich musste auf ihn aufpassen. Ich atmete erneut tief ein, obwohl ich genau genommen seit etlichen Jahren nicht mehr atmen musste, nur um mich von dem süßen Duft des Jungen berauschen zu lassen. Seine Körperwärme drang durch sein zerrissenes Shirt zu mir, versuchte vergeblich meinen eisigen Körper zu wärmen. Jimin räkelte sich leicht in meinem Schoß, zitterte dabei kaum merklich. Trauer tränkte meinen Blick. Ich konnte ihm keine Wärme spenden. Seufzend stand ich auf, nahm ihn dabei in den Arm und brachte ihn -immer noch nur im Handtuch bekleidet- in mein Zimmer. Dort legte ich sanft den schönen Jungen nieder. "Ich hoffe, du kannst uns retten, Park Jimin..." 

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Jimin P.o.V

Tief seufzend öffnete ich die Augen etwas. Lächelnd kuschelte ich mich fester gegen die weiche, dicke Bettwäsche. Wohlige Wärme ummantelte meinen schläfrigen Körper, drang beruhigend zu mir und hielt mich fest. Ich schloss meine trüben Lider erneut und drehte mich auf den Bauch. Tief atmete ich den Geruch ein, welcher meine Sinne benebelte und dick im Raum zu hängen schien. Es roch nach Meer und schwarzer Schokolade... Ich gähnte entspannt. Erst nach einer Weile fiel mir auf, was nicht stimmte. 

Es war warm. 

Mein Wohnung war niemals während dem Winter warm.

Abrupt setzte ich mich auf. Wie wild flog mein Blick durch den Raum. Die Wände waren dunkelrot, das Bett auf welchem ich lag war groß genug für vier Personen und mit etlichen Decken und Kissen überhäuft worden. Verwirrt schlug ich die Decke von meinen Beinen, welche immer noch in die dreckige Hose von gestern gekleidet waren, und tapste durch den Saal zur Tür. Dabei bemerkte ich helle hölzerne Fliesen unter meinen Füßen, welche von innen beheizt schienen. Erst da bemerkte ich wieder, wo ich gerade war. Ich war gestern tatsächlich in Yoongi's Armen eingeschlafen... Augenblicklich schoss mir heiße Röte ins Gesicht.

Ein wenig verloren öffnete ich die Zimmertür und schlich nervös durch den Flur. Vor einer riesen steinernen Treppe kam ich zum Stehen. Wohin jetzt? Ich stoppte kurz vor dem ersten Treppenabsatz und lauschte angestrengt. Von untern erklangen ganz leise Geräusche. Ich biss mir nervös auf die Lippe, zischte jedoch im selben Moment schmerzhaft, als ich auf die frische Wunde biss. "Das hatte ich ja fast vergessen", murrte ich leise und stieg die Treppen runter. Mein Blick fiel auf mein Shirt, welches komplett in zwei gerissen von meinem Körper hing. Manno! Das war eines der letzten halbwegs sauberen Shirts gewesen!

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"Ähm... Hallo?", fragend blickte ich in den Saal, aus welchem ich vor kurzem noch Geräusche gehört hatte. Es entpuppte sich als modern eingerichtete Küche, in welcher es herrlich roch. Ich trat ein wenig weiter in den Raum und schnupperte genießerisch. Der Saal schien zwar leer doch dem Geruch von gebratenem Fleisch und Gemüse nach zu urteilen, war definitiv jemand hier gewesen. Ich schritt etwas mutiger weiter in die Küche und inspizierte staunend die Kücheninsel. Meine Kochkenntnisse hielten sich zwar größtenteils in Grenzen, doch wenn ich so eine riesen Küche hätte, würde ich auch gerne mal etwas kochen!

"Du bist wach." Schreiend sprang ich hoch, knallte dabei unsanft mit meiner Hüfte gegen den Marmortisch und hielt mir fluchend vor Schmerzen die Seite. Ich sah erschrocken zur Tür. Dort stand schmunzelnd Yoongi, welcher mich aus neugierigen Augen betrachtete. "J-Ja!", stimmte ich unnütz zu und ließ die Hand wieder sinken. "Entschuldigung, wie viel Uhr haben wir?", suchend blickte ich mich im Raum um, konnte jedoch nirgends eine Uhr sehen. "Halb zwei", gab mir der Weißhaarige prompt als Antwort. Mir wisch jegliche Farbe aus dem Gesicht. Verdammter Mist!

"Oh nein, nein, nein!", fluchend fuhr ich mir durch das dichte Haar und blickte panisch umher. Yoongi beobachtete mich, wie ein Raubtier seine Beute fixierte und kam etwas näher. "Was ist das Problem, Jimin?", seine raue Stimme streifte meine Sinne und sänftigte augenblicklich mein Gemüt. "Ich muss zur Arbeit!", nervös blickte ich zu ihm. Yoongi schüttelte leise seufzend den Kopf. "Du arbeitest doch für mich mittlerweile, nicht wahr? Ich war so frei und habe dich für heute im Café abgemeldet, du sollst jedoch zurück rufen, ein gewisser Seokjin will dich sprechen." Kam es mir nur so vor oder huschte etwas wie Wut durch das schöne Gesicht meines Gegenübers?

"Oh...", ich beruhigte mich etwas, "Stimmt ja..." Unwohl kratzte ich mich am Nacken. Yoongi fixierte mich immer noch, dabei wurde mir auf einmal bewusst, dass mein Oberkörper frei war. Augenblicklich schoss mir Schamesröte ins Gesicht und ich umklammerte mit meinen dünnen Armen meinen Oberkörper. Yoongi schien kurz zu seufzen, ehe er sich von mir abwandte. "Also, essen ist gleich fertig, du kannst dir in meinem Zimmer Kleider nehmen, sie sind vielleicht etwas zu groß aber sie werden schon halbwegs passen." Verwundert starrte ich meinen Gastgeber an. Ich sollte hier Essen? Und ich durfte seine Kleider leihen? Diese Situation kam mir so bekannt vor und doch fehlte hier ein entscheidender Faktor. 

Yoongi sah nicht aus, als würde er mir all das aus Mitleid anbieten. 

Aber warum sonst?

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Neues Kapitel! Voten nicht vergessen meine Bubbles, ich hoffe das Kapitel war nicht zu schwer zu verstehen! Bis dann, eure M&M's ;)

1281 Wörter

My Boss is a Vampire ᵞᵒᵒᶰᵐᶤᶰМесто, где живут истории. Откройте их для себя