Sechs

3.3K 142 3
                                    

„Du warst ja lange weg", meint Helen, als ich ins Schlafzimmer komme, wo sie auf dem Bett liegt.

Wie es aussieht ist sie schon länger zuhause. War ich wirklich so lange weg? Ich blicke auf meine Armbanduhr. Es ist tatsächlich schon später, als erwartet. Ich muss die Zeit ein wenig aus den Augen verloren haben, als ich mit Leslie geredet habe.

„Einige der Kollegen sind gesprächiger, als ich es gedacht habe", lüge ich und fahre mir durch die Haare.

„Das kann ich mir vorstellen", stimmt Helen mir lachend zu. „Lehrer können stundenlang über den langweiligsten Kram reden."

„Ich gehe schnell duschen", sage ich und verschwinde schnell im Bad.

Dort stehe ich einige Zeit vor dem Spiegel und kann die Tränen nicht zurück halten. Wie kann es nur sein, dass ich plötzlich Gefühle für zwei Frauen habe. Ich drehe den Wasserhahn auf, damit Helen nicht hört, dass ich weine. Ich möchte ihr nicht erklären müssen wieso. Da es nichts bringt ewig herum zu stehen, entledige ich mich meiner Klamotten und springe unter die Dusche. Ich habe es immer für Schwachsinn gehalten, als die Personen in Büchern oder Filmen zwei Personen gleichzeitig mochten und in einem totalen Zwiespalt waren, aber das es mir jetzt so geht ist kaum zu fassen. Ich will nicht länger darüber nachdenken. Helen ist die richtige für mich. Das habe ich schon lange entschieden.
Ich stelle die Dusche ab und wickele ein Handtuch um meinen Körper. So langsam habe ich mich wieder unter Kontrolle. Manchmal bin ich viel zu emotional und steigere mich in Dinge hinein.

„Hey, Baby", begrüße ich Helen richtig, als ich wieder ins Schlafzimmer komme.

Ich nehme mir aus dem Schrank Unterwäsche und einen Pullover. Schnell ziehe ich mich an und klettere dann zu Helen ins Bett.

„Ich liebe dich", flüstere ich ihr ins Ohr und bin mir meiner Gefühle sicher.

„Ich liebe dich auch, Annalena", wispert Helen und legt ihre Hand auf meine Wange.

Sie küsst mich zärtlich. Ich beiße ihr sanft auf die Unterlippe und ziehe sie näher an mich heran. Ich lasse meine Hände unter ihr T-Shirt wandern und streichele über ihre Haut.

„Mhm... ich will dich Helen", nuschele ich.

Helen muss lachen und setzt sich auf. „Dieses Treffen muss ja echt langweilig gewesen sein", meint sie.

„War es", stimme ich ihr zu. „Und jetzt komm' her."

Ich ziehe Helen auf meinen Schoß und helfe ihr dabei ihr Shirt loszuwerden. Ich küsse ihren Hals hinunter, bis zu ihren Brüsten. Sie ist so perfekt. Helen genießt jede meiner Berührungen. Hin und wieder entflieht ihr ein leises Stöhnen. Im Nu habe ich ihren BH geöffnet und in eine Ecke des Zimmers geworfen. Ich fange an Helens Brüste zu massieren und küsse sie leidenschaftlich. Plötzlich packt Helen mich und drückt mich auf die Matratze. Jetzt liege ich unter ihr.

„Ich kann dich genauso verrückt machen, wie du mich", sagt sie.

Genau das tut sie auch.
Nach geraumer Zeit liegen wir aneinander gekuschelt unter der Bettdecke. Ich fühle mich sicher und habe Leslie total vergessen. Wenn ich mit Helen zusammen bin, dann ist alles um mich herum nicht mehr ganz so wichtig. Das war schon immer so. Es ist einer der Gründe, wieso ich sie so liebe und gerne mit ihr zusammen bin.

„Und wie war dein Tag?", will ich von ihr wissen.

„Die Hochzeit war ganz okay, aber unsere stelle ich mir nicht so kitschig vor", meint sie und streicht mit ihrem Daumen über meine Wange.

„Du hast also schon Pläne für unsere Hochzeit gemacht, ohne mir vorher einen Antrag zu machen?"

Helen muss ein wenig lachen. „Habe ich", sagt sie.

„Na dann lass' mal hören", fordere ich sie auf und nehme ihre Hand in meine.

„Auf jeden Fall sollte es draußen sein. Auf einer schönen Wiese an einem kleinen See im Sommer. Nur unsere Familie und engsten Freunde", erzählt sie mir verträumt.

„Das hört sich toll an", erwidere ich und küsse sie flüchtig. „Gefällt mir."

„Na das will ich doch hoffen", meint sie und vereint unsere Lippen erneut miteinander.

„Ich bin froh dich zu haben, Helen", sage ich leise.

Helen lächelt mich an. Ich muss auch Grinsen und ziehe sie in eine Umarmung.

„Ich habe Hunger."

„Du kannst ein richtiger Stimmungskiller sein, Annalena", lacht Helen.

„Mag sein", sage ich und stehe auf. Romantik war noch nie so mein Ding. Das ist eher Helen's Part in unserer Beziehung.

Ich nehme mir ein paar Klamotten und ziehe sie schnell über. Helen lacht immer noch, steht aber ebenfalls auf.

„Was willst du uns denn zaubern, meine Liebe?", albert sie weiter herum.

„Meine Liebe?", will ich kopfschüttelnd von ihr wissen.

„Hm", gibt Helen von sich und schlingt ihre Arme von hinter um meinen Bauch und küsst meinen Nacken.

„Hey, ich bin hier gerade auf der Suche nach etwas essbaren", beschwere ich mich bei ihr.

„Ich glaube wir haben nicht mehr viel. Wir müssen einkaufen gehen", meint Helen.

Nachdem ich alle Schränke durchgesehen habe muss ich zu geben, dass sie damit leider recht hat. Wir müssen wirklich einkaufen und somit die Wohnung verlassen. Der Inhalt unseres Kühlschranks besteht aus alter Salami, einem Glas Gurken, einer Limetten und Scheibenkäse. Nicht woraus man ein Essen machen könnte. Daraus könnte nicht einmal ein Sternekoch etwas zubereiten.

„Können wir das nicht morgen machen und heute was bestellen?", schlage ich vor.

Ich habe keine Lust darauf die Wohnung zu verlassen. Ich möchte im Moment niemand sehen, den ich kenne. Keine Kollegen, keine Freunde, einfach niemand.

„Willst du das die ganze Woche dann so machen?"

„Nein. Ich bin heute nur ziemlich erschöpft von dem Tag", flunkere ich ein wenig.

Teilweise stimmt es auch, aber die Details fehlen ein wenig. Ich habe für heute einfach genug von Menschen, abgesehen von Helen. Von ihr werde ich nie genug haben.

„Na schön", gibt Helen nach. „Ich bestelle uns etwas beim Italiener."

„Super", sage ich und küsse sie auf die Wange.

Wir setzen uns auf das Sofa und schalten den Fernseher ein. Helen legt ihren Arm um meine Schulter und ich kuschele mich an sie. So warten wir, bis das Essen kommt.

A bad idea Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt