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Nach zwei anstrengenden Arbeitstagen und nur 3 Stunden quälenden Schlafs kam ich endlich zu Hause an und konnte meine Schuhe ausziehen. Das Gefühl des kalten Bodens unter meinen Füßen tat so gut, dass ich vor Freude hätte aufspringen können, wäre ich nicht zu müde gewesen.

Ich betrat gähnend die Küche und blieb schockiert stehen als ich einen Braunhaarigen Kerl vor dem Herd entdeckte. Ich hatte ganz vergessen, dass mein falscher Ehemann nun in meinem Haus wohnte.

,,Jungkook, hey“, begrüßte ich ihn und schien ihm einen kleinen Herzinfarkt verpasst zu haben, da er sich blitzschnell umdrehte und mich überrascht ansah.

,,Du hast mich erschreckt“, bestätigte er meine Vermutung und lächelte. ,,Hunger?“.

Nickend setzte ich mich an den kleinen Glastisch, der neben der Wand in der Küche stand und beobachtete ihn dabei, wie er das Steak in der Pfanne geschickt umdrehte.

,,Du bist gestern nicht mehr nach Hause gekommen“, fing er eine Unterhaltung an, während er einige Tomaten, eine Gurke und Salatblätter aus dem Kühlschrank holte.

,,Es war so einiges los...“, sagte ich und stand auf, um mich neben ihn zu stellen. ,,Kann ich dir helfen?", fragte ich höflich und hoffte darauf, dass er meine Hilfe annehmen würde. Es kam mir komisch vor, wenn ich mich von ihm bekochen ließ.

,,Gerne“, willigte er ein und reichte mir ein Messer. ,,Kannst du das Gemüse klein schneiden?“.

Mit einem kleinen Lächeln nahm ich das Messer vorsichtig an und holte mir ein Schneidebrett aus einem der unteren Schränke, um die Oberfläche der Küchenplatte nicht zu beschädigen.

Wir standen einige Minuten lang einfach nebeneinander und kümmerten uns um das Abendessen, ohne ein Wort miteinander zu wechseln. Die Gesamtsituation war einfach so schräg, dass mir kein Thema einfiel, über welches wir uns unterhalten konnten.

Meine Gedanken schweiften sowieso ständig zu meiner Arbeit und zu dem Jungen, den wir nicht hatten retten können. Das ständige Denken daran machte mich langsam so verrückt, dass ich mich nicht konzentrieren konnte und mir ausversehen einen Schnitt in den Zeigefinger verpasste.

,,Ouch!“, fluchte ich leise und legte das Messer sofort hin, um das Gemüse nicht mit meinem Blut zu versauen.

,,Alles okay?“, fragte Jungkook besorgt und nahm meine Hand sofort in seine, damit er den kleinen Schnitt analysieren konnte.

,,Nichts passiert. Nur eine kleine Wunde und die ist nicht mal tief“, lächelte ich und versuchte mich von seinem Griff zu befreien, was deutlich gescheitert war. Denn er hielt meine Hand so stark fest, dass ich keine Chance hatte sie wegzuziehen.

Er marschierte ins Wohnzimmer und hielt mich dabei immer noch fest, sodass ich ihm folgten musste und auch nicht protestieren konnte. ,,Jungkook? Was hast du vor?“.

,,Wir brauchen ein Pflaster“, antwortete er ernst und kramte aus der Kommode, die neben dem Fernseher stand, ein Pflaster heraus.

,,Woher weißt du, wo das ganze Medizin Zeug liegt?“, fragte ich überrascht.

,,Ich hatte zwei Tage lang zeit, um mich hier ein bisschen umzusehen“, bemerkte er und ließ endlich meine Hand los, um sie kurz darauf wieder zu nehmen und das Pflaster behutsam drauf zu kleben. ,,Übrigens...solltest du deine Unterwäsche vielleicht nicht einfach so überall im Haus herumliegen lassen. Ich bin auch nur ein Mann, da könnten komische Gedanken entstehen“.

Augenblicklich lief ich rot an und spürte die Hitze, welche mir in den Kopf stieg. ,,D-Das...i-ich bins nicht g-gewohnt, mein Haus mit j-jemandem zu teilen“, stotterte ich vor mich hin.

Mir war es so unglaublich peinlich nun vor ihm zu stehen und seine Hand auf meiner zu spüren. Am liebsten wäre ich jetzt im Erdboden versunken und nie wieder aufgetaucht. Dabei war ich mir sicher gewesen, dass ich alles aufgeräumt hatte, bevor er bei mir eingezogen war.

Ich hatte das Gästezimmer geputzt und die Schränke dort leer geräumt, um ihm Platz für seine Kleidung zu schaffen. Ich hatte sogar eingekauft und den ganzen Kühlschrank vollgepackt, obwohl ich mich selten zu Hause aufhielt und meistens im Krankenhaus oder außerhalb aß.

,,Entspann dich“, sagte Jungkook und konnte sich kaum vor Lachen halten. ,,Das war nur ein Witz. Ich hab deine Unterwäsche nicht angefasst und auch nicht gesehen“.

Sein Lachen verwandelte sich in ein breites Grinsen und erweckte in mir wieder diesen Schmerz, den ich nach der Operation gespürt hatte. Dieses Grinsen war genau so aufrichtig und wunderschön, wie das des kleinen Jungen einmal gewesen war. Ich fing unkontrolliert an zu weinen und konnte einfach nicht aufhören. Mein Körper wollte meinen Gedanken einfach nicht zuhören und handelte nach Lust und Laune.

,,(Y/N), was ist los? Das war nur ein Witz, wirklich. Es tut mir leid!“, entschuldigte sich der Jüngere panisch und wusste nicht, wie er mich wieder beruhigen sollte. Wie sollte er es auch wissen, wenn nicht einmal mir selbst klar war, was mein Problem war.

Ich verdeckte mein Gesicht mit meinen Händen und versuchte meine Atmung und vor allem meine Tränen wieder unter Kontrolle zu bringen.

Als Jungkook mich ohne ein Wort zu sagen in den Arm nahm, zuckte ich zusammen und bewegte mich nicht. Ich genoss einfach die Nähe einer Person, die versuchte mich zu trösten.

Nach kurzer Zeit beruhigte ich mich wieder und hörte auf zu weinen. Ich befreite mich aus seiner Umarmung und wischte mir die salzige Flüßigkeit aus dem Gesicht.

,,Es tut mir wirklich leid. Ich dachte, es wäre witz-“.

,,Schon okay. Du hast keine Schuld. Es ist nur...“, unterbrach ich ihn und schaute weg. ,,Da war dieser kleine Junge...er hat seine Operation nicht überlebt und das hat mich wie es aussieht ziemlich mitgenommen. Ich kannte ihn zwar nur ein paar Stunden aber...ach ich weiß nicht. Ich bin einfach nur erbärmlich“.

Jungkook legte seinen Daumen auf und seinen Zeigefinger unter mein Kinn, damit er meinen Kopf zu sich drehen konnte und ich seinem Lächeln begegnete. ,,Das ist alles andere als erbärmlich. Es zeigt nur, was für eine wundervolle Person du bist und dass du Gefühle hast“.

,,Das...“.

,,Ich würde dir gerne etwas zeigen. Bist du müde?“, fragte er.

Ich war ziemlich müde, ja. Müde und vollkommen erschöpft. Doch ich schüttelte mit dem Kopf und ließ mich ein weiteres Mal von ihm durch das Haus ziehen.

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Versichert ◃▹ Jeon Jungkook x ReaderWhere stories live. Discover now