1

5.5K 182 39
                                    

Ardy

Seit gefühlten 20 Minuten starrte ich jetzt schon auf den Bildschirm und wartete darauf, dass Taddl endlich in dem Interview, das heute um 19:00 Uhr kommen sollte, auftauchte.
Ja okay, es war erst 18:00 Uhr, aber immerhin wollte ich ja nichts verpassen.
Mit meinem Laptop, auf dem der Livestream von Vox geöffnet war, lag ich auf meinem großen Bett in unserem Haus.
Mein Zimmer war übersäht mit Bildern, selbstgemalten Fanarts, Autogrammen, Merches und Postern von Taddl.
Ja ich war ein Fan von Thaddeus Tjarks.
Der Größte, wenn man das so sagen konnte.
Natürlich gab es noch viele Fangirls, aber ich würde mal behaupten, dass keiner ihn so liebte, wie ich.
Taddl war so cool.
Er war einer der bekanntesten Schauspieler und hatte schon in so vielen Filmen mitgespielt.
Zur Zeit arbeitete er sogar mit einer Werbekampagne zusammen, die ein neues Nivea-Produkt auf den Markt bringen sollte.
Ich war auf jeder Filmpremiere in den Kinos, bei jeder Autogrammrunde und sah jeden Livestream von ihm an.
Genauso wie heute.
Eigentlich sollte ich noch lernen, denn ich war in der 11. Klasse an einem Gymnasium in Köln.
Eigentlich, wie gesagt, sollte ich lernen, aber ich sah mir lieber Taddl auf meinem Laptop an.

Nach weiteren gefühlten Stunden war es entlich 19:00.
Ich aktualisierte die Seite jetzt schon seit bestimmt 15 Minuten und endlich sah ich das Interview von Taddl. Gebannt starrte ich auf den Bildschirm meines Computers und beobachtete jede Sache, die Taddl machte. Er war einfach nur wow. Seine Haare, sein Gesicht, sein Körper, seine Stimme,... ich fragte mich jedes mal aufs Neue, wie man nur so perfekt sein konnte.
Ich hörte noch Stunden zu bis er davon redete, einen Film drehen zu wollen und das auch noch in meiner Stadt. Ich hörte wohl nicht richtig: Thaddeus Tjarks in meiner Stadt.

Es waren jetzt schon zwei Wochen vergangen, seit dem Interview und nur noch eine Woche bis zum Filmdreh in Köln. Es war Montag morgen und ich war gerade auf dem Weg zum Bäcker, um mir Frühstück zu holen, da ich jetzt nicht der Beste in Sachen Kochen und Frühstück zubereiten war. Ich betrat die Bäckerei und wollte gerade überlegen, was ich jetzt essen könnte, als ich eine Person vor mir bemerkte, die gerade ihre Sachen bestellte. Doch irgendwie kam sie mir bekannt vor:
Diese Stimme, die Körperhaltung und auch die Haare aber das...das konnte doch nicht sein?! Stand da gerade wirklich Thaddeus Tjarks vor mir in der Bäckerei?
Ich konnte meinen Augen nicht trauen was sollte ich jetzt tun, denn er wollte bestimmt unenddeckt bleiben, da er eine Sonnenbrille und eine Mütze anhatte, die nur ein Wenig von seinem Gesicht preis gaben.
Ich war wohl so tief in meinen Gedanken das ich garnicht bemerkte hatte, dass Taddl sich zu mir umgedreht hatte und mich etwas seltsam anschaute.
Jetzt hatte ich kein Zweifel mehr es war Taddl.

Er schaute mich noch einmal komisch an, lief dann an mir vorbei und verließ die Bäckerei.
Als ich das alles realisiert hatte, hätte ich mir glatt eine Backfeife geben können:
Da stand auf einmal dein Idol vor dir und du bist so dumm und starrst ihn an, als wärst du gestört.
So dumm kannst aber auch nur du sein Ardy.
In meinen Gedanken schimpfte ich immer noch mit mir selbst, während ich die Bäckerei verließ.
Doch was ich jetzt sah, ließ mich alles vergessen:
Taddl stand in einem Kreis von Tausenden kreischenden Mädchen, die ihm ja schon fast die Klamotten vom Leib rissen.
Ich konnte doch nicht so unnötig rumstehen, ich musste etwas tun.
Ich rannte etwas näher zu dem Kreis aus kreischenden Fangirls und versuchte irgendeine Lücke zu finden, um zu Taddl zu gelangen. Nichts keine einzige Lü...warte.
Da ich rannte auf die Mädchen zu und versuchte mich durch zuquetschen, was auch einigermaßen gelang.
Ich nahm Taddls Hand und riss ihn aus der Fangirl Menge. Das einzige was ich jetzt noch von mir geben konnte war ein: ,,Lauf"
Mit diesem Wort rannte ich mit Taddl die Straßen entlang, gefolgt von gefühlt hunderten von Fangirls.
Nach einigen Minuten zog ich ihn in eine Gasse und wir versteckten uns hinter einer Mülltonne ,,Ich glaube, wir sind sie los",sagte ich immer noch außer Atem zu Taddl.
Ich stützte meine Hände auf meinen Beinen ab und lehnte mich gegen die Wand. Mein Atem ging stoßweise und das Einzige, was ich hören konnte, war mein Herzschlag.
Um uns herum war es mucksmäuschenstill.
Hatten wir sie abgehängt?
Auf einmal hörte ich jemanden Gegenüber von mir keuchen.
Ach ja.
Ich hatte gerade Taddl...
DEN TADDL, aus einer Menschenmenge kreischender Fangirls gerettet, war mit ihm, Hand in Hand, in eine abgelegene Gasse gesprintet und jetzt stand er vor mir.
Schwitzend und super heiß.
Achtung Ardy, nicht sabbern.
Hölle, sah er gut aus.
Ich konnte das gerade immer noch nicht realisieren.
Ein Kribbeln durchfuhr meinen gesamten Körper und ich bekam eine Gänsehaut.
Er war so verdammt heiß.
Und ich- ICH- kleiner Ardyzwerk, der Nichtsnutz, der, der einfach komplett normal war, stand vor meinem größten Idol.
Oder konnte man es überhaupt Idol nennen?
,,Danke, man",riss mich plötzlich eine tiefe Stimme aus den Gedanken und jagte mir einen Schauer über den Rücken.
Noch nie hatte ich das Glück, diese Stimme in Reallife hören zu können.
Die Stimme war schöner, als ich sie mir in Wirklichkeit vorgestellt hatte.
Schöner, als aus den Radiosendern, schöner, als aus dem Fernsehen, den Interviews, einfach so viel schöner.
,,Hey, noch da?",ein grinsender Taddl sah mich an uns jetzt erst bemerkte ich, dass er genau vor mir stand.
Sehr nah.
Zu nah...
,,Ehm,...Ja...-Also...-Kein Problem",stotterte ich vor mich hin.
Übel zu nehmen war es mir ja nicht, denn immerhin war es immer noch Taddl!
Der Taddl!!!
Ich konnte es irgendwie immer noch nicht glauben.
So krass...
,,Warum hast du mir geholfen und bist nicht so, wie die Anderen an mir gehangen?",grinste mich der Klugieboy an.
Wie sollte ich jetzt sein?
Sollte ich mich verstellen?
Sollte ich so tun, als ob ich gar kein Fan wäre?
Oder sollte ich zu mir stehen uns ihn sagen, dass ich ihn über alles verehre und genau so bin, wie die restlichen Fangirls oder Fanboys?

Ich entschied mich für den genervten Jungen.
,,Hä, als ob ich so ein komisches kreischendes Fangirl bin, ich hab dir nur geholfen, weil du es nötig hattest",meinte ich gelangweilt.
Mist.
War das zu genervt gewesen?
,,Ach so"
Taddls Tonfall klang enttäuscht.
Warum denn bitte enttäuscht?
Oder hatte ich mir das nur eingebildet?
,,Kann ich mich trotzdem bei dem sweeten Boy rewangieren?",flüsterte er nun direkt an meinem Ohr.
Eine Gänsehaut übersähte meinen Körper und ich konnte nicht mehr klar denken.
Ich spürte seinen Atem in meinem Nacken und ein Kribbeln durchfuhr mich.
Seine Stimme war so schön,...
So tief...
Wie konnte ich mich da denn beherrschen?
,,Und wie?",ich war selbst überrascht, wie fest und bestimmt meine Stimme klang.
So etwas hätte ich nicht erwartet.
,,Wie wäre es, wenn ich dich mal zum Kaffe einlade?"

WIE BITTE????

Ich musste mich gerade so heftig beherrschen, dass ich nicht in Fanboygekreische verfiel.
Er.
Thaddeus Tjarks.
DER Schauspieler Deutschlands.
DER, der alle in seinen Bann zog...
Der hoteste Boy auf Erden lud mich, einen Niemand, zum Kaffe ein?
Ich traute meinen Augen nicht.
Beziehungsweise hörte meinen Ohren nicht.
,,Wenn's sein muss",meinte ich sturr.
Ein belustigtes Schnauben meines Gegenübers.
,,Na dann, am Samstag um 12 Uhr im Kaffe Lila",grinsend sah er meine geröteten Wangen an und ging an mir vorbei in die nächste Straße.

Jetzt stand ich alleine da.
Und ich hatte ein Date mit Taddl.

Promis küsst man nicht (Tardy) (Abgeschlossen)Where stories live. Discover now