Kapitel 7 - Die nächste Lüge

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„Alleyne, jetzt warte!", rief Elara, nachdem wir das Mädchen kurz vor ihrem Haus wieder eingeholt hatten. Sie wirbelte zu uns herum, die Augen gerötet, Tränenspuren im Gesicht.

„Lasst es einfach", fuhr sie uns an. „Hört auf, oder wollt ihr, dass meine Eltern ihre Arbeit verlieren?"

„Natürlich nicht", erwiderte ich aufgewühlt. „Aber wir werden von der Schule fliegen, wenn du nichts sagst!"

„Es ist so, wie du gesagt hast. Jonathans Vater hat deiner Mutter gedroht, aber sie hat ihn abgewiesen. Noch haben wir eine Chance", versuchte Elara es weiter, doch Alleyne schüttelte heftig den Kopf.

„Ich mache das nicht. Es tut mir leid."

„Was tut dir leid, Süße?", ertönte plötzlich eine dunkle Stimme und ich erstarrte. Hatte Jonathan nicht Unterricht? Oder hatten wir das Ende der Stunde verpeilt?

„Was hast du mit dem Miststück und ihrer kleinen Freundin zu schaffen?", knurrte Jonathan und sein Gesicht verzerrte sich zu einer düsteren Maske.

Panische Angst glänzte in Alleynes Augen, als sie zurückwich und mit dem Rücken gegen die Haustür stieß.

„Nein", stieß sie hervor und hob die Hände. „Bleib weg von mir."

Ein gezielter Windstoß traf Jonathan und ließ ihn taumeln.

„Verstehe", sagte er leise und lachte rau auf.

Wütende Funken blitzten an seinen Händen und mein Herzschlag beschleunigte sich, während wieder die Bilder des gestrigen Abends vor meinen Augen auftauchten.

Elara griff nach meiner Hand und drückte sie. Ich blinzelte und atmete tief durch. Die Magie in meinem Inneren brodelte so wild wie meine Gefühle.

Jonathan starrte die Tochter der Direktorin noch immer voller Wut an, doch dann glitt sein Blick zu uns und ich schluckte. Im nächsten Moment schoss ein Feuerball auf Elara zu, meine Freundin ließ mich los und wich dem glühenden Geschoss mit einem Keuchen aus. Ich schlug mir eine Hand vor den Mund, bevor Jonathans Arm sich von hinten um meinen Hals legte und Alleyne aufschrie.

„Helen." Elaras Stimme klang belegt, doch in ihrem Blick loderte abgrundtiefer Hass.

„Lass sie los", zischte sie.

Ich bemühte mich, gleichmäßig zu atmen, aber Jonathans Arm lag wie Stahl auf meiner Kehle und das machte es mir nicht gerade einfach, die Panik zu verdrängen.

„Jetzt bin ich dran", knurrte er und zerrte mich zur Haustür, an der noch immer Alleyne lehnte.

„Aufmachen", wies er das Mädchen an und die Tochter der Direktorin gehorchte mit verängstigtem Blick. Ihre Finger zitterten leicht, als sie den Schlüssel aus der Tasche holte und ins Schloss steckte.

„Los, rein", befahl er Elara, nachdem Alleyne im Inneren des Hauses verschwunden war. Meine Freundin presste die Lippen zornig aufeinander, gehorchte aber. Ich versuchte, ihr einen zuversichtlichen Blick zuzuwerfen, war jedoch sicher, abgrundtief zu scheitern.

„Ins Wohnzimmer und hinsetzen." Jonathan klang ungehalten, der Druck an meiner Kehle nahm zu und ich schnappte nach Luft. Meine Nägel krallten sich in seine Haut, doch das schien ihn nicht zu stören.

Elara und Alleyne ließen sich nebeneinander auf das Sofa fallen, sobald wir das Wohnzimmer erreicht hatten.

„Jetzt nimm das Telefon, Alleyne", wies er das Mädchen an und sie griff danach.

„Ruf deine Mutter im Büro an und sag ihr, Elara und Helen hätten ihr etwas zu erzählen. Na los, mach schon. Aber auf laut."

Alleyne nickte hastig und wählte. Jedes Klicken klang in der Stille des Hauses doppelt so laut und ich konzentrierte mich nur auf meinen Atem. Ein und aus. Ein und aus. Immer wieder.

Academy for Elementarys - Wasser und LuftWhere stories live. Discover now