Kapitel 4 - Mrs. Finch in Gefahr

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„Nein", stieß ich panisch hervor, während die Bücher bereits Feuer fingen. Das trockene Papier war gefundenes Fressen für die Flammen und innerhalb von Sekunden stand das Regal in Flammen. Ich spürte die Hitze brennend auf meiner Haut und konnte meinen Blick nicht davon loslösen.

„Helen!", zischte Elara und packte meinen Arm. „Mrs. Finch."

Ich nickte fahrig. Mit unserer Magie würden wir allein nicht gegen das Feuer ankommen. Die Tür knallte und als ich mich umdrehte, war Jonathan verschwunden.

„Verdammt!", fluchte Elara und fuhr sich durch die Haare. Das Feuer breitete sich rasend schnell aus. Knisternd leckten die Flammen am Holz der Bücherregale, es knackte und mit einem Krachen brach eines in sich zusammen. Funken stoben in alle Richtungen, der Qualm brannte mir in den Augen und im Rachen. Ich hustete und presste mir den Saum meines Shirts vor Mund und Nase. Dann nahm Elara meine andere Hand und wir arbeiteten uns Seite an Seite durch die brennende Bibliothek. Meine Angst um Mrs. Finch stieg mit jeder Sekunde ins Unermessliche. Wo zum Teufel konnte sie sein?

„Das Büro", stieß meine Freundin hervor und ihre Worte gingen beinahe im Knistern des Feuers unter. Geduckt hasteten wir einen Gang hinunter. Schweiß rann mir den Rücken hinab, Ruß legte sich auf meine Haut und ich blinzelte hastig, um wenigstens ein bisschen was zu sehen. Meine Instinkte schrien allesamt danach, einfach hinauszurennen, doch ich konnte nicht. Nicht, beim Gedanken, dass unsere Bibliothekarin hier drin war.

Aus den Augenwinkeln nahm ich wahr, wie ein weiteres Regal zu kippen begann und zerrte Elara noch schneller mit mir mit. Mein Kopf war erfüllt vom Rauschen und Knistern des Feuers, meine Haut brannte vor Hitze und ich konnte kaum noch klar denken.

„Da", krächzte Elara und wir entdeckten die Tür zu dem kleinen Büro der Bibliothek. Die restlichen Meter dorthin kamen mir vor wie eine Ewigkeit, aber schließlich standen wir davor und meine Freundin streckte die Hand aus. Sie verzog schmerzvoll das Gesicht, als sie die Klinke herunterdrückte und zog sie schnell wieder zurück. Mit dem Fuß stieß ich die Tür weiter auf und wir stolperten ins Innere des kleinen Zimmers. Das Feuer im Hintergrund flackerte unheimlich und in wenigen Sekunden war auch das Büro völlig verqualmt.

Wir arbeiteten uns um den Schreibtisch herum und dann erkannte ich die Gestalt der Bibliothekarin vor uns auf dem Boden.

„Oh Gott", wisperte ich und hustete. Hastig ließ ich mich auf die Knie sinken und griff nach ihrem Handgelenk. Meine Finger zitterten vor Angst, sodass ich nicht in der Lage war, ihren Puls zu fühlen, doch da griff sie nach meiner Hand und ich ein Hauch der Erleichterung flutete durch meinen Körper.

Elara schob sich an Mrs. Finch vorbei und gemeinsam halfen wir ihr auf die Beine. Dabei rutschte mir der Saum meines Shirts von der Nase und beißender Rauch stieg mir in den Rachen. Der Hustenanfall trieb mir zusätzlich die Tränen in die Augen und mir wurde schwindelig.

„Helen", rief Elara und hustete ebenfalls. Mrs. Finch stützte sich schwer auf uns und erinnerte mich daran, dass wir endlich hier raus mussten. Zurück durch die Bibliothek würden wir es nicht mehr schaffen. Die Flammen leckten bereits knisternd am Türrahmen.

„Fenster", krächzte ich und wir drehten uns um. Mit meiner freien Hand packte ich den Griff und zog, doch er klemmte. Panik vernebelte meine Sinne und die Angst grub sich mit eisigen Klauen in mein Herz. Plötzlich stand Elara vor mir und ich schwankte unter Mrs. Finchs Gewicht. Meine Freundin hielt einen Briefbeschwerer in der Hand und schlug damit gegen die Scheibe. Das Glas hielt nicht lange stand und zerbarst splitternd. Ein Schwall frischer Abendluft wehte herein und ich saugte den Sauerstoff in meine Lungen.

„Mrs. Finch, Sie müssen klettern", brachte ich hervor und die Bibliothekarin nickte schwach.

Elara war die Erste. Sie schob sich durch das Fenster, in dessen Rahmen noch immer Scherben steckten und landete hustend im Gras.

Academy for Elementarys - Wasser und LuftWhere stories live. Discover now