Kapitel 6 - Die Wahrheit

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Ihr Tonfall ließ keine Widerrede zu, sodass selbst Elara es nicht wagte, Einspruch zu erheben.

„Es tut mir leid", schob Mrs. Williams etwas sanfter hinterher.

„Lass uns gehen, Helen", meinte meine Freundin und ich nickte.

„Gute Besserung, Mrs. Finch", sagte ich und die Bibliothekarin nickte leicht. Dann liefen Elara und ich aus dem Krankensaal. Ich war wütend. Wütend auf Jonathan. Wütend auf die Direktorin, obwohl sie nur tat, was in ihren und den Augen der anderen richtig war.

„Ich kann nicht glauben, dass das hier gerade echt passiert", schnaubte Elara und legte ihren Zorn in jeden ihrer Schritte, während wir zu unserem Zimmer marschierten.

„Wir sollten uns mal Alleyne vorknöpfen. Ich bin mir sicher, dass sie lügt."

„Möglich", stimmte ich ihr etwas zögerlicher zu.

„Ganz bestimmt. Und natürlich will die Direktorin nicht wahrhaben, dass ihr liebes Töchterlein so etwas tun würde."

Verachtung schwang in ihrer Stimme mit, ihre Augen blitzten wütend und ich seufzte.

„Was ich verständlich finde", setzte ich an. „Und bevor du etwas sagst, ich komme mit zu Alleyne. Tochter der Direktorin hin oder her, ich habe keine Lust, als Brandstifterin abgestempelt zu werden."

„Dann los."

Wir sahen uns entschlossen an.

„Lass es uns bei ihr versuchen", schlug ich vor. Anders als wir, wohnte Alleyne bei ihren Eltern in einem kleinen Haus etwas weiter abseits des Hauptgebäudes. Manchmal beneidete ich sie darum, doch ich mochte mein Zimmer und würde nicht tauschen wollen.

Elara hakte sich bei mir unter und gemeinsam liefen wir über die grüne Wiese des Akademiegeländes.

Die Sonne strahlte von einem fast wolkenfreien Himmel und wärmte meine Haut. Ich atmete tief ein und glaubte, sofort wieder den Geruch von Rauch in der Nase zu haben. Rasch drängte ich die Erinnerungen an den furchtbaren Abend zurück und konzentrierte mich auf jeden meiner Schritte.

Wir erreichten das hübsche Gebäude nach wenigen Minuten und Elara klingelte, bevor ich doch noch einen Rückzieher hätte machen können. Das metallene Namensschild reflektierte die Sonnenstrahlen und blendete mich, sodass ich den Blick abwenden musste.

Es dauerte nicht lange, da vernahm ich von drinnen Schritte und kurz darauf öffnete Alleyne Williams die Tür.

Ihre Augen weiteten sich kaum merklich, als sie uns sah und sie verschränkte die Arme vor der Brust.

„Was wollt ihr?", fragte sie und klang ziemlich patzig.

„Mit dir reden", erwiderte Elara und wirkte, als würde sie das jüngere Mädchen allein mit ihrem Blick zu einem freiwilligen Geständnis zwingen wollen.

„Ach ja? Und worüber bitteschön?"

Meine Freundin legte leicht den Kopf schief und runzelte die Stirn.

„Ich bin sicher, dass du das weißt. Über deine Aussage, wir hätten den Brand in der Bibliothek ausgelöst."

„Das habe ich nie gesagt", wehrte die Tochter der Direktorin sofort ab.

„Aber du hast Jonathans Anschuldigungen bestätigt. Das kommt für mich einer solchen Aussage gleich."

„Na und?"

„Wir wissen, dass du gelogen hast."

Alleyne presste die Lippen aufeinander und schwieg.

Allein das kam bereits einem Schuldeingeständnis gleich.

Academy for Elementarys - Wasser und LuftWhere stories live. Discover now