Kapitel 2 - Die Tochter der Direktorin

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Wie zwei rivalisierende Tiere starrten sie sich an. Wachsam und angespannt. Dann stürmte Jonathan vor und sein Schwert krachte mit voller Wucht auf Elaras Klinge, die sie abwehrend gehoben hatte. Es klirrte heftig, meine Freundin drehte sich elegant unter den Schwertern weg und zwang Jonathan mit einer schnellen Folge von gezielten Schlägen, zurückzuweichen.

Die anderen um mich herum ließen sich vom Kampffieber mitreißen und feuerten die beiden an. Ich schwieg und beobachtete jede ihrer Bewegungen genauestens.

Elara hatte keine Mühe, dem Jungen auszuweichen. Sie wirbelte mit einer Leichtigkeit herum, sodass es aussah als würde sie tanzen. Immer wieder blitzte ihre Klinge im Licht auf und brachte Jonathan mehr als einmal in eine brenzlige Lage, aus denen er sich nur mit roher Gewalt befreien konnte. Die Augen meiner Freundin glänzten wie im Fieber, während sie ihre Waffe auf Jonathans krachen ließ. Dieser lehnte sich dagegen und die beiden starrten sich sekundenlang schwer atmend an.

„Miststück", knurrte Jonathan und drängte meine Freundin schwungvoll zurück. Elara stolperte rückwärts und verlor für den Bruchteil einer Sekunde das Gleichgewicht.

Ich hielt unwillkürlich die Luft an, während der überwiegend männliche Teil des Kurses laut grölte. Jonathan nutzte den Moment ihrer verlorenen Deckung und schwang sein Schwert. Die Klinge schnitt sich durch den Stoff von Elaras Trainingsanzug und meine Freundin riss die Augen auf. Schwer atmend blickte sie an sich herunter, während das Gegröle verstummte und sich eine unheimliche Stille in der Halle ausbreitete.

Ich biss meine Zähne so fest aufeinander, dass es knirschte. War da Blut? Ich war mir nicht sicher. Im nächsten Augenblick schnellte Elara vor, das Gesicht zu einer eisigen Maske gefroren, kalte Wut in den Augen.

Wir keuchten überrascht auf. Jetzt war es an Jonathan, die Augen aufzureißen. Elara war so schnell, dass nicht einmal Mr. Hampton reagieren konnte. Sie wirbelte ihre Klinge herum, beförderte Jonathan mit einem Tritt zu Boden und presste die Spitze ihres Schwerts an seine Kehle.

„Sag das noch einmal und ich bringe dich um", zischte meine Freundin und verstärkte den Druck ihrer Klinge.

„Stopp", dröhnte Mr. Hampton bedrohlich und Elara trat ruhig von Jonathan zurück. Er blutete leicht und rappelte sich wutentbrannt auf. Bevor die Situation weiter eskalieren konnte, ging der Kampflehrer dazwischen.

„Waffen weg. Sofort."

Klirrend fielen die Schwerter auf den Boden und ein allgemeines Aufatmen ging durch die Halle.

„Elara, du hast die Regeln missachtet. Die erste blutende Wunde lag auf deiner Seite."

Mein Blick zuckte zu Elaras Bauch und ich entdeckte das Blut, das sich inzwischen in den Stoff des Trainingsanzugs gesaugt hatte.

Die Stimme des Kampflehrers wurde schärfer als er fortfuhr.

„Dies sollte ein Trainingskampf zu Nutzen aller sein und kein Ausfechten persönlicher Differenzen. Ihr habt bewiesen, dass ihr nicht in der Lage seid, eure Gefühle zurückzustellen, wenn es darauf ankommt. Als Strafe müsste ich euch mit euren Verletzungen weitertrainieren lassen, aber dann würde Mrs. Williams mich umbringen." Er verzog abwertend die Lippen. Meine Freundin zuckte nicht einmal mit der Wimpern, während der Kampflehrer sie maßregelte.

„Helen."

Ich zuckte vor Schreck zusammen als Mr. Hampton meinen Namen aussprach. Hastig trat ich vor und warf Elara aus den Augenwinkeln einen fragenden Blick zu. Sie nickte kaum merklich.

„Bring Elara in den Krankenflügel und lass ihre Wunde versorgen. Danach kommt ihr zurück."

„Natürlich", erwiderte ich rasch, packte meine Freundin am Handgelenk und zog sie unter den Blicken unserer Mitschüler aus der Halle. Kaum war die Tür hinter uns ins Schloss gefallen, stoppte ich und drehte mich zu ihr um.

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