Schuldgefühle

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Tonks war gerade dabei, wenigstens das gröbste Chaos in der Küche zu beseitigen, während von draußen lautes Kinderlachen zu hören war. Hin und wieder warf sie dabei einen Blick aus dem Fenster und sah, wie Teddy auf seinem Besen große Kreise flog.

„So, das muss reichen", sagte sie halblaut zu sich selbst und schob die Teller vom Frühstück einfach neben die Spüle. Den Abwasch würde sie am Abend machen, dann lohnte es sich wenigstens. Haushaltszauber beherrschte sie noch immer nicht, weshalb sie meist die Finger davon ließ, wenn sie es vermeiden konnte. Halbwegs zufrieden mit ihrem Ergebnis, nahm sie sich einen Krug Limonade und ging auf die Terrasse.

„Mami, guck mal", rief Teddy aufgeregt und wank ihr von seinem Besen aus zu.

„Edward Remus Lupin, wie oft habe ich dir gesagt, dass du beide Hände am Besenstiel behalten sollst!", erwiderte Tonks streng. Es kam nicht oft vor, dass sie den vollständigen Namen ihres Kindes verwendete, aber wenn sie es tat, war es etwas Ernstes. Das wusste auch Teddy, denn schon beim ersten Ton hatte er beide Hände wieder um den Besenstiel geklammert.

„Du bist jetzt genug geflogen. Zeit zum Landen. Bill, Fleur und Victoire kommen gleich", fügte Tonks noch hinzu und schwang ihren Zauberstab, um einige Gläser aus der Küche herfliegen zu lassen.

„Mami, kann ich dann mit Vicky fliegen", fragte Teddy, der mit seinem Besen in der Hand auf sie zu gerannt kam.

„Teddy, du weißt, dass Vicky Angst vor dem Fliegen hat. Ihr könnt doch auf dem Klettergerüst spielen, das Onkel Charlie dir gebaut hat."

„Na gut", schmollte der Kleine und schaute dabei sehnsüchtig auf seinen Besen.

„Du kannst noch oft genug fliegen, Kurzer. Jetzt zieh bitte nicht so ein Gesicht und bring deinen Besen in den Schuppen." Tonks lächelte verständnisvoll und strich ihrem Sohn liebevoll über das türkisfarbene Haar.

„Na gut", murrte Teddy und schlurfte, seinen Besen hinter sich herziehend, davon.

Das Klingeln der Haustür riss ihren Blick von ihrem Sohn los. Der Blick auf die Uhr zeigte ihr, dass Bill und Fleur wie immer pünktlich auf die Minute waren.

„Hallo ihr drei", begrüßte sie ihre Freunde und die kleine Victoire, die an ihr vorbei ins Haus schaute, wahrscheinlich auf der Suche nach Teddy.

Tonks beugte sich zu ihr hinunter und sagte: „Teddy ist im Garten, Lauf doch schon mal vor. Deine Eltern und ich kommen gleich nach."

Das ließ sich die Kleine nicht zwei Mal sagen und rannte sofort los.

„Victoire, on ne dois pas marcher si vite!", rief Fleur ihr noch hinterher, aber ihre Tochter war schon weg.

„Lass sie einfach, Fleur", meinte Bill und drückte seiner Frau einen Kuss auf den Scheitel.

Sie waren gerade auf der Terrasse angekommen, als Victoire auch schon wieder angelaufen kam. Teddy saß ganz oben auf dem Kletterturm und winkte den Erwachsenen zu.

„Maman, hast du meine Puppe?"

„Quoi? Je ne te comprends pas, Victoire. S'il vous plaît parlez france avec moi", sagte Fleur, woraufhin ihre Tochter sie böse ansah.

„Aber Papa verstehst du auch immer", schmollte sie.

„Pardon?"

„Maman!", motzte Victoire und stampfte mit dem Fuß auf. Tonks konnte ihr ansehen, wie es in ihrem Kopf ratterte, während Bill sich im Hintergrund hielt und breit grinste.

„Je veux ma poupée. Je t'en prie", fügte sie dann leise hinzu, als Fleur eine Augenbraue hob, ehe sie nickte und die Lieblingspuppe ihrer Tochter aus der mitgebrachten Tasche holte und ihr in die Hand drückte.

HeimatgefühleWhere stories live. Discover now