Das neueste Familienmitglied

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Draco war genervt. Die beiden Chefheiler des St. Mungo, Mr Andrews und Mrs Dawson, saßen nun bereits seit zwei Stunden vor ihnen und machten keinen Hehl aus ihrer Abneigung gegen Draco. Sie hatten auf ein Treffen im alten Verwaltungsgebäude des St. Mungo bestanden und Draco würde jede Wette eingehen, dass sie einfach nur nicht mit ihm zusammen in der Öffentlichkeit gesehen werden wollten.

Jetzt saß er hier mit seinem Kollegen Jonathan Lewis, um die neuen Konditionen für ihre Kooperation auszuhandeln. Das St. Mungo bezog seit ein paar Monaten viele Tränke und Gegengifte bei ihrer Apotheke und als Leiter der Forschungsabteilung musste er leider bei solchen Terminen anwesend sein. Zähneknirschend überließ er das Reden seinem Kollegen und beließ es dabei, hin und wieder eine Anmerkung bezüglich der Herstellungsprozesse und deren Dauer einzustreuen. Dass dieser Termin überhaupt stattfand war immerhin ein Kompliment an seine Arbeit und das war ihm für den Moment genug, auch wenn er größere Pläne hatte. Bei diesen stand er allerdings gerade in einer Sackgasse, da er auf seine Studie alleine nicht fortsetzen konnte. Er ballte seine Hand zur Faust, als er an diese Verschwendung medizinischen Fortschritts dachte.

„Also dann, wir freuen uns über die weitere Zusammenarbeit." Heilerin Dawson stand auf, gab Lewis die Hand und nickte Draco kaum merklich zu, ohne ihn dabei direkt anzusehen, bevor sie zur Tür hinauseilte.

Draco erwiderte die Geste knapp und wandte sich ebenfalls Richtung Ausgang. Er wollte nur noch zu Hermine und seinem kleinen Sohn. Bei dem bloßen Gedanken an ihn, schlich sich ein Lächeln auf sein Gesicht. Seit drei Wochen hatten sie einen neuen Mittelpunkt im Leben.

„Mr Malfoy, einen Moment noch."

Draco musste sich zusammenreißen, seine Verwunderung nicht offen zu zeigen. „Gibt es noch ein Problem?", fragte er, immer noch erstaunt darüber, dass der Heiler ihn, das erste Mal an diesem Tag, direkt angesprochen hatte.

„So würde ich das nicht sagen."

Draco Verwirrung wurde noch größer. Ein Blick auf Lewis zeigte, dass es ihm wohl ähnlich ging, aber er hielt sich im Hintergrund und wartete vor der Tür des Meetingsraumes.

Draco wusste nicht, ob er sich wieder hinsetzen oder wo er überhaupt hinsehen sollte. Er hatte mittlerweile eine Ahnung, worum es gehen könnte und es ärgerte ihn. Nein, es machte ihn richtig wütend.

Andrews zeigt mit der Hand auf den Stuhl vor ihm. Da Draco weder Anstalten machte, sich zu bewegen, noch etwas zu sagen, ergriff er wieder das Wort.

„Bitte setzen Sie sich, Mr. Malfoy."

Draco atmete hörbar ein und aus. „Hören Sie, wenn sie wollen, dass ich mich aus dem Geschäft zurückziehe, nur weil mein Nachname Malfoy ist, dann können Sie das vergessen. Ich bin der Leiter der Forschungsabteilung, meine Produkte sind tadellos und ich erwarte, dass Sie ihre Arbeit ebenso professionell erledigen, wie ich meine." Seine Stimme war bestimmt, aber ruhig, weit ruhiger als er es innerlich war.

Andrews nahm diese Aussage zur Kenntnis ohne etwas zu erwidern und nahm stattdessen eine Mappe in die Hand, die am Rand des Tisches gelegen hatte, blätterte kurz darin und legte er sie anschließend vor sich. „Es geht um ihren Antrag für eine Studie an unserer Heilanstalt."

Draco merkte, wie ihm die Gesichtszüge entglitten. Unter normalen Umständen würde er sich über diesen Kontrollverlust maßlos ärgern. Er hätte mit allem gerechnet, aber nicht damit.

„Sie meinen den Wolfsbanntrank?" Diesen Antrag hatte er bereits vor acht Monaten eingereicht, direkt nachdem er seine Abteilung weitgehend zum Laufen gebracht hatte. Er wusste, dass so etwas Zeit brauchte, genau wie er wusste, dass die Bearbeitung normalerweise keine acht Monate dauerte. Ein weiterer Nachteil des Namens Malfoy. Also wo und wieso hatten sie das jetzt wieder ausgegraben?

HeimatgefühleWhere stories live. Discover now