Angespannte Familienverhältnisse

2.5K 94 15
                                    

Leicht ungeduldig stand Draco im Wohnzimmer und wartete darauf, dass seine Freundin sich endlich von ihrem Spiegelbild löste, damit sie zum Manor aufbrechen konnten. Immerhin war es auf ihren Mist gewachsen, dass sie am Morgen eine Eule mit der Zusage zum Lunch losgeschickt hatten.

„Arrgh, diese verdammten Haare", hörte er Hermine schimpfen.

Grinsend ging Draco dem Gezeter nach und lehnte sich lässig an den Türrahmen des Badezimmers.

„Deine Haare? Meinst du damit das Gestrüpp auf deinem Kopf?", feixte er, wohlwissend, dass er seine Freundin damit auf die Palme brachte. Aber sie war einfach zu niedlich, wenn sie sich künstlich aufregte.

Hermine sah jedoch so aus, als würde sie ihm am liebsten die Bürste, mit der sie vergeblich versucht hatte, ihre widerspenstigen Haaren zu ordnen, an den Kopf werfen.

„Was ist das Problem? Du siehst doch gut aus." Das war nicht einmal gelogen, denn die halb hochgesteckte Frisur sah wirklich ganz ansprechend aus.

„Ich hab einen Mob auf dem Kopf", sagte Hermine genervt und zupfte einige Haarsträhnen zurecht.

„Na ja, wenigstens ist es nicht mehr so schlimm, wie in den ersten Schuljahren. Da warst du wirklich ein Wischmob auf zwei Beinen", sagte Draco grinsend und ging vorsichtshalber ein wenig in Deckung, als Hermine wieder zu der Bürste griff.

„Das ist nicht hilfreich, Draco", seufzte Hermine und ließ leicht die Schultern hängen.

Draco ging langsam auf sie zu und umfasste ihre Hüften. „Was soll der ganze Aufwand eigentlich? Es ist nur ein Mittagessen. Bei Tonks gestern hast du doch auch nicht so einen Stress veranstaltet."

„Bei Tonks weiß ich auch, dass sie mich mag. Es sind deine Eltern, auch wenn es sich dabei um Lucius Malfoy handelt, will ich einen halbwegs guten Eindruck machen."

„Hast du schon mal darüber nachgedacht, dass das absolut überflüssig ist und außerdem überhaupt nicht zu dir passt?"

„Auch nicht nach dem Motto: Dir zeig ich es erst recht?" Hermines Stimme verriet deutlich ihre Unsicherheit.

„Mit deinen Haaren? Hermine, hast du dir jemals die Haare meines Vaters angesehen? Du könntest dir Einhornhaar auf den Kopf setzen und würdest neben ihm trotzdem wie ein Wischmob aussehen", lachte Draco. „Ich sag dir, bei dem Thema ist er schlimmer als jede Frau."

„Jetzt übertreibst du", schmunzelte Hermine.

„Ganz und gar nicht. Als Kind hab ich mir mal seine Pflegetinktur in die Haare geschmiert, weil ich so aussehen wollte wie er. Er ist stinksauer gewesen, vor allem, weil ich die ganze Flasche geleert hab."

Hermines Gesicht wurde puterrot, bis sie es nicht mehr aushielt und laut loslachte.

„Du hast recht, das hier ist dämlich", sagte sie, sobald sie sich wieder ansatzweise beruhigt hatte.

Am Ende hatte Hermine ihre Haare einfach offen gelassen, sodass sie lockig und etwas wild auf ihre Schultern fielen.

Sobald die beiden einige Minuten später jedoch vor dem großen Eisentor des Manors standen, war von der guten Laune der jungen Hexe nicht mehr viel zu sehen. Ihre Hände zitterten und ihre Augen huschten vom Tor zu dem dahinterliegenden Herrenhaus.

Draco spürte ihre Unruhe und ergriff ihre Hand.

„Hermine, ganz ruhig. Ich bin die ganze Zeit bei dir, dir kann nichts passieren", redete er ihr gut zu. Hermine nickte schwach, konnte das Zittern aber nicht abstellen. Draco bemerkte, dass wie ihre Hände feuchter wurden, je näher sie an das Anwesen traten. Er verstärkte seinen Druck auf ihre Hand und zog sie sanft, aber bestimmt weiter.

HeimatgefühleOpowieści tętniące życiem. Odkryj je teraz