Traute Zweisamkeit

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Am Abend war Draco fix und fertig, denn Teddy hatte ihn ganz schön auf Trab gehalten. Nach dem Fliegen hatte der Kleine ihm unbedingt noch seine neue Spielzeugeisenbahn zeigen wollen, wobei Draco es anfangs ziemlich seltsam fand, dass man die einzelnen Schienenteile erst aneinandersetzen und den Zug selbst aus kleinen Steinen zusammenbauen musste. Allerdings sind die beiden Jungs dann, sehr zum Leidwesen von Tonks und Hermine, auf die Idee gekommen, die Schienen quer durch das Unterschoss, also Küche, Wohn- und Esszimmer, zu legen. Die fehlenden Teile wurden einfach mit dem Geminio-Zauber erschaffen, sodass für ihr Vorhaben auch genügend Streckenabschnitte vorhanden waren.

„Ich schätze, du gehst heute früh ins Bett." Hermine lachte, als Draco zum wiederholten Male ein Gähnen unterdrückte. Die beiden hatten es sich, jeder ein Buch in der Hand, auf ihrem Sofa im Wohnzimmer bequem gemacht.

„Ja, wahrscheinlich. Kinder in dem Alter sind echt anstrengend." Er strich sich über die müden Augen.

Hermine, die ihren Kopf in seinem Schoß gebettet hatte, sah zu ihm hoch. „Warte es ab, Babys sind genauso schlimm, vor allem, wenn sie dich nachts aus dem Bett holen", grinste sie, wohlwissend, dass Draco ein absoluter Morgenmuffel war. Wie wäre es dann erst, wenn er mitten in der Nacht aufstehen müsste?

„Wer sagt denn, dass ich aufstehen würde? Um die Uhrzeit wäre das dann dein Kind", sagte Draco.

„Das werden wir ja dann sehen", sagte Hermine mit einem breiten Grinsen. „Aber darüber diskutieren wir, wenn es mal soweit ist."

„Gute Idee", sagte Draco nur, legte seinen freien Arm um Hermine und widmete sich wieder seinem Buch, während er mit dem Finger kleine Kreise auf ihren Bauch malte.

Neugierig schaute Hermine auf das Cover, auf dem mehrere altägyptische Runen abgebildet waren. Es war eines der Bücher, die Severus Snape ihm vermacht hatte. Kurz vor der Schlacht hatte der Tränkemeister in weiser Voraussicht ein Testament aufgesetzt, in dem er seine wenigen Besitztümer den Malfoys, vermacht hatte. Wie es aussah, schienen sie doch so etwas wie Freunde gewesen zu sein. Snape hatte keine materiell wertvollen Dinge, aber dafür unzählige Zaubertrankbücher voller Notizen, die Draco mit Leichtigkeit durch das Studium gebracht hatten.

Zwar hatte Hermine noch immer eine tiefe Abneigung gegen diese Bücher, da es sie zu sehr an Harrys Buch aus dem sechsten Schuljahr erinnerte, aber sie musste leider zugeben, dass sie in vielen Bereichen sehr hilfreich waren. Severus Snape war ein Genie auf seinem Gebiet gewesen. Es war bedauerlich, dass er ein so unnötiges Opfer bringen musste. Aber er hatte nie damit gerechnet, diesen Krieg zu überleben, das hatte das Testament gezeigt.

Das brachte sie in Gedanken wieder zu den Malfoys. Lucius und Narcissa, mit denen Draco seit beinahe sechs Jahren so gut wie keinen Kontakt mehr hatte. Schon während des letzten Schuljahres in Hogwarts, hatte sich dieser nur auf das Nötigste beschränkt und nicht einmal an Weihnachten war er nach Hause gefahren, sondern in der Schule geblieben.

Sie selbst war zwar von Molly in den Fuchsbau eingeladen worden, allerdings wollte sie eine Konfrontation mit Ron lieber vermeiden. Er hatte es nie gut aufgenommen, dass Hermine die Beziehung mit ihm beendet hatte, bevor sie überhaupt richtig beginnen konnte und das hatte er sie auch lange danach noch deutlich spüren lassen.

Der Kuss damals während der Schlacht war eine Kurzschlussreaktion und Ron war halt einfach gerade da. Sie hatte es versucht, sie hatte wirklich geglaubt, sie wäre in ihn verliebt gewesen. Aber sie hatte sich schnell eingestehen müssen, dass es niemals funktionierten würde. Als Freunde ja, aber für mehr reichte es einfach nicht. Harry hatte ihr später verraten, dass Ron wohl selbst mit dem Gedanken gespielt hatte, mit ihr Schluss zu machen, weil er nicht das von ihr bekam, was er sich erhofft hatte. Aber sie war ihm zuvorgekommen und das hatte sein Ego vermutlich nicht verkraftet.

HeimatgefühleWhere stories live. Discover now