Which side are you on?

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Die Gasse war so dunkel, dass ich nur die Silhouette des Jokers und der Häuserwände um uns herum erahnen konnte. Noch zwei Mal bog er ab und jedes Mal schien der Weg enger zu werden. Wo auch immer wir hingingen, keiner hätte uns jemals gefunden, keiner würde sich wohl freiwillig hier hinten hinwagen. Die Tür vor der er schließlich anhielt lag am Ende der dritten Gasse. Eine kleine alte Holztür, die so verlassen aussah, dass es mich wunderte, dass es den Schlüssel, den der Joker im nächsten Moment hervorzog, überhaupt noch gab. Mit einem leisen Quietschen öffnete er sie und trat hinein. Ich folgte ihm natürlich unweigerlich. Warum? Keine Ahnung. Ich folgte ihm einfach. In dem Raum, der weder Türen, noch Fenster besaß, roch es nach Schimmel und toten Tieren. Eine winzige Glühbirne flackerte kümmerlich von der Decke, als der Joker gegen die Stelle an der Wand schlug, an der scheinbar ein kleiner Lichtschalter war. In der Mitte des Raumes stand ein Holztisch, der den halben Raum ausfüllte, darum acht Stühle. Ansonsten war der Raum leer. Tapete gab es schon nicht mehr, das Parkett schien sich vom Untergrund zu lösen und quietschte unter jedem unserer Schritte. Mein Gegenüber hatte sich bereits einen Stuhl geschnappt und setzte sich drauf. Ich setzte mich vor ihn. „Bist du dir sicher?", fragte er nun, ich war mit seiner direkten Art noch immer überfordert. „...Nein", stammelte ich, in der Hoffnung es nicht inständig zu bereuen. Aber er fragte unbeirrte weiter, „Weißt du was es heißt, bei mir im Team zu sein?" Ja, das wusste ich, deswegen wusste ich ja auch nicht, warum ich überhaupt hier war. Im Team eines Mörders, eines Einbrechers, eines Psychopathen, der keine Regel kannte. Oder sie zumindest gekonnt ignorierte. Der Zwiespalt in meinem Kopf bereitete mir Schmerzen und gleichzeitig merkte ich, dass mich nichts zurückhalten würde, dass der Gedanke daran, illegal zu handeln, vielleicht im Gefängnis zu landen, nicht gegen den Bann in Jokers Augen ankam, der mich ansog wie ein Magnet. „...Ja", antwortete ich ihm also, immer noch in seine Augen starrend, die mich intensiv und durchdringend studierten. „Das hier ist ein Versammlungsraum, beziehungsweise war er das, wir wechseln unsere Plätze, ist sicherer", erklärte er. Ich wusste nicht, was ich antworteten sollte. Noch einmal blickte ich durch den halbdunklen Raum, doch ich konnte nichts Neues entdecken und schwieg. „Kannst du mit Waffen umgehen?", fragte er also weiter. Waffen. Ich hatte noch nie eine in der Hand gehabt. Mein Vater hatte eine zuhause, aber nie durfte ich sie berühren, geschweige denn mit ihr schießen. Schießen... ich würde auf Menschen zielen müssen. Noch immer schien das Glänzen seiner Augen in meine und auf eine, mit Worten unerklärliche Weise, fühlte ich in ihnen Beruhigung, die mir sagte, es wäre nicht schlimm. Fast schien mein Kopf zu vergessen, warum ich nicht auf Menschen zielen oder sogar schießen sollte. Beruhigung, aber auch Angst machte sich in mir breit. „Nein", antwortete ich schnell, auf die Frage mit den Waffen und ich glaubte schon, der Joker hätte gemerkt, dass er vielleicht eine falsche Wahl getroffen hatte, mich hierher zu bringen, doch erneut machte er unbeirrt weiter und zog eine Pistole aus seinem dunkelvioletten Mantel. „Ok...", begann er, als er die Pistole zwischen uns hielt: „also...", er deutete auf die untere Stelle der Waffe: „... das ist das Magazin." Ich weiß nicht, was ich erwartet hatte, aber da war ein echtes Magazin drin, das hieß ich befand mich, spätestens jetzt, in eventuell ziemlich großer Gefahr. Wobei ich vorher nicht sicherer gewesen war, aber jetzt, im Angesicht der Waffe, realisierte ich es. Und es erinnerte mich an meinen Vater. Wie er seine Waffe in der Hand hielt, es in den Kasten legte. Und ich hatte jetzt genauso wenig Angst wie damals. „Sooo", er entfernte das Magazin und steckte es wieder hinein: „lädst du nach, und so...", er zielte an die Wand neben uns und entsicherte sie", ...so entsicherst du sie... schießen sollte klar sein", der Joker hatte seinen Finger im Anzug und drückte leicht dagegen, drückte aber nicht ab und sicherte sie wieder. Er hatte weder auf mich gezielt, noch auf mich geschossen und ein Teil von mir war erleichtert, der andere hatte gewusst, dass ich vor ihm keine Angst haben brauchte. Im Moment zumindest nicht. Er steckte die Waffe wieder ein, „Verstanden?" Ich nickte. Er klang ganz normal, weder sein angriffslustiges Funkeln in den Augen, noch sein intensives Grinsen hatte er aufgelegt. Er schaute einfach, nicht zornig, nicht lustig, nicht traurig, nicht fröhlich, nicht gleichgültig, er schaute einfach. „Bist du dir jetzt sicher?", fragte er. Mein Herz begann wieder zu rasen und all die Fragen schossen auf mich zu, doch ich wollte einfach nur bei ihm sein. Ich wollte mir es nicht eingestehen, doch ich genoss seine Anwesenheit, seine eigene Art, die sich von der langweiligen der anderen abhob, seine Art zu denken, es faszinierte mich, ich wollte wissen was in seinem Kopf vorging. „Ich...", ich stoppte, überlegte kurz, doch sagte einfach: „Ja", und im nächsten Moment erschien das typische Grinsen des Jokers wieder in seinem Gesicht und ein Teil von mir wusste schon, ich würde hier nicht mehr hinauskommen. Nicht aus dem Raum. Aus den Fängen des Jokers, denn er hatte mich und er hatte mich schon gehabte, als wir uns das erste Mal gesehen hatte und er hatte es gewusst. Und nun grinste er, denn er hatte Recht gehabt. Und ich war verwirrt und dennoch explodierte ein kleiner Teil in mir vor Glück. Ein anderer Teil fragte mich die ganze Zeit, ob ich verrückt sei und was ich hier verloren hätte. Doch ich blieb einfach sitzen, schaute sein Grinsen an und ignorierte den Krieg meiner Gedanken.

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Hey! Danke an alle die meine Geschichte bis hierhin gelesen haben :3 ich freue mich übrigens immer über konstruktive Kritik und eure Meinung <3

Driving into madness (Gotham ff - german)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt