Greetings from home

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Ich saß immer noch auf dem Sofa und las Berichte über den Joker auf meinem Laptop, weil ich sein Grinsen nicht mehr aus meinem Kopf bekam, als Bruce plötzlich hinter mir stand und mich ungewollt erschreckte. Ich klappte meinen Laptop zu, aber hatte schon gelesen worum es in den Artikeln ging und schaute nun nachdenklich auf das dunkle Licht des halb zugeklappten Laptops. „Hey, was liest du so?", fragte er mich, auch wenn ich wusste, dass er es schon gesehen hatte. „Ach... nur ein paar Artikel über den Joker... er kam vorhin in den Nachrichten..." Er schaute mich leicht lächelnd, aber nachdenklich an und wechselte einfach das Thema. Hatte ich was Falsches gesagt? Oder getan? „Ok... ach übrigens, ich wollte dich fragen, ob du am Samstag in zwei Tagen mit auf eine Jubiläumsfeier von der Firma eines Freundes von mir kommen willst. Es gibt hauptsächlich Musik und kostenloses Essen." „Kostenloses Essen ist immer gut", meinte ich lachend, „ich würde mitkommen, aber ich hab nichts Passendes zum Anziehen, denke ich." Bruce lächelte. „Dann müssen wir wohl noch einkaufen gehen", er saß inzwischen neben mir auf den Couch, „ich bezahl natürlich, hast du gerade Zeit?" Ich war ehrlichgesagt ein bisschen überfordert mit der Situation. Erst lud er mich auf eine wahrscheinlich große, wichtige Feier ein und dann wollte er mir noch ein Kleid kaufen... „Ähm... ja.... danke", antwortete ich nur verblüfft und lächelte als er aufstand und mir seine Hand reichte. Ich hoffte innerlich, dass er mich einfach in ein ganz normales Geschäft bringen würde, aber ich weiß auch nicht was ich mir bei dem Gedanken gedacht habe, natürlich hielten wir zehn Minuten später vor einem Designerladen, bei dem man sich schon pleite fühlte, wenn man nur in die Schaufenster sah.

Erstaunt schaute ich mich um. Überall an den Wänden hingen die schönsten Kleider und auf den Schaufensterpuppen waren etliche mit wundervollen Tüll-Rock. „Guten Tag, wir hätten gerne ein passendes Kleid für die junge Dame hier, es geht auf eine Jubiläumsfeier", wand sich Bruce an die Verkäuferin die sofort mit einem „Aber natürlich" in den Kleidern verschwand. Darauf folgte eine Modenshow. Circa zehn Kleider probierte ich an, bis endlich eins dabei war, mit dem ich UND Bruce komplett zufrieden waren. Die Entscheidung fiel auf ein halblanges schwarzes Kleid, mit tiefem Rückenausschnitt und ein paar silbernen Steinchen am Dekolletee. Den Preis bekam ich nicht mit, da Bruce extra dann bezahlte, als ich gerade in der Umkleidekabine war und auch später im Auto wollte er es mir nicht verraten, „Mach dir um den Preis keine Gedanken", antwortete er mir nur lächelnd.

Kaum waren wir zuhause angekommen und ich mich hingelegt hatte, rief meine Mutter mich über mein Handy an, um sich nach mir zu „erkundigen". „Hallo Kelsey, wie geht es dir?", fragte sie mich gleich und da ich ihr weder ein schlechtes Gewissen geben wollte, noch Lust auf eine Diskussion hatte, antwortete ich einfach, „Ja, ganz ok. Bruce ist nett und die Schule ist soweit in Ordnung." Sehr überzeugend klang meine Wortwahl wohl nicht, aber meine Mutter wollte wahrscheinlich einfach nicht zugeben, dass ihre Idee mich sonst wohin zu schicken, eventuell doch nicht ganz so toll gewesen ist, „Ach, es wird sicher alles gut, die Schule tut dir und deinen Noten sicher einen Gefallen, wie gefällt dir denn Gotham City so?" „Ach naja, abgesehen davon, dass andauernd überall Nachrichten über Morde und Überfälle sind, ist Gotham wie die meisten anderen überlaufenden Großstädte auch", wenigstens ein bisschen Wahrheit wollte ich ihr mitteilen, plötzlich hatte ich auch gar nicht mehr das Gefühl, ich wäre verpflichtet sie zufrieden zu stellen. Eigentlich musste ich das noch nie, ich hatte es einfach gemacht. Und ich kam mir dumm vor, aber im nächsten Moment merkte ich wieder, warum es eigentlich egal war, ob ich sie anlog oder ich ihr mein Herz ausschüttete, „Ach Kelsey Schatz...", das 'Schatz' machte mich auf irgendeine Art traurig und glücklich zugleich, „... sei nicht so negativ, dir wird schon nichts passieren, du hast ja deinen Onkel. Ich wette in ein paar Wochen sieht alles ganz anders aus", redete sie und wie zu erwarten endete das Gespräch anschließend relativ schnell. Aber vielleicht hatte sie ja Recht... vielleicht sollte in ein paar Woche wirklich alles ganz anders aussehen und ich reagierte nur über... vielleicht war ich auch einfach ein undankbares, trotziges Mädchen, dass ihre Eltern nicht versteht, obwohl sie nur das Beste für sie wollten... Ach wie ich diese Gedanken hasste.

Am nächsten Tag saß ich unmotiviert in Bruce' Wagen und hoffte der Tag würde schnell vorbei gehen. Wir hatten auf der Fahrt nicht viel geredet, nur als ich ausstieg fragte mein Onkel mich, ob alles in Ordnung sei. „Ja...klar...", antwortete ich ihm. Von ihm kam ein wenig überzeugtes „ok...", aber ich drehte mich schon mit einem „tschüss" lächelnd um.

Viel passierte nicht bis zur Mittagspause und als es endlich soweit war, lief ich hungrig und daher voller Vorfreude auf Essen zur Mensa, in der Hoffnung, sie könnte eventuell besser sein als die meiner alten Schule. Und es sah sogar ganz danach aus. Es roch zumindest wie etwas Essbares. Ich stand gerade mit meinem Tablett vor den Tischen und sah glücklicherweise, dass Madison und Janson auch Mittagspause hatten und mich zu ihrem Tisch winkten. Ein Tisch hinten in der Ecke von dem aus man einen sehr guten Überblick über alle hatte. „Hey! Komm, setz dich zu uns! Hast du schon gehört? Kyle hat mit seiner Freundin Schluss gemacht und er wurde letzte Woche in meinen Biokurs verlegt!", plapperte sie aufgeregt, wie immer, vor sich hin. Janson war nun auch aufgeregt und ich hatte keine Ahnung von wem Madison sprach. „Wer... ist Kyle?" „Ach so, du kennst ihn ja noch gar nicht! Er ist so ungefähr der heißeste Junge an der Schule! Und süß ist er auch noch!", antwortete Madison, „Ich weiß ja immer noch nicht, wieso du Kyle am hübschesten findest...", ergänzte Janson, noch bevor ich irgendetwas sagen konnte. „Ach, bleibt du doch bei deinem Alec, hab ich weniger Konkurrenz!", protestierte Madison lachend. „Und deswegen flippt ihr so aus?", ich wusste, dass ich darauf keine richtige Antwort bekommen würde, aber ich wollte mich auch mit einmischen. „Ach, wenn du ihn siehst wirst du wissen was ich meine!", schwärmte sie weiter und ich beschloss einfach stumm mit dem essen anzufangen. (Oh und ja, es war besser als das in meiner alten Schule, nur so als Randnotiz)

Eineinhalb Stunden später saß ich im Chemieraum und starrte hoffnungsvoll auf die Uhr, deren Uhrzeiger sich gefühlt in Zeitlupe bewegten. Unser viel zu über motivierter Lehrer sprach gerade über irgendwelche Kräfte und Chemikalien, aber ich hatte schon nach dem Wort „Aluminiumkaliumsulfat-dodecahydrat" die Aufmerksamkeit verloren, da ich, statt aufzupassen was der Lehrer erzählte, versucht hatte, den Namen auswendig zu lernen. Und ich hatte es geschafft, das war ja wohl genug Anstrengung für eine Doppelstunde. Zum Glück erlöste mich im nächsten Moment auch schon die Glocke und ich stürmte erschöpft aus dem Zimmer. Draußen war so gut wie nichts mehr los, nur noch eine Gruppe von Jungs in Lederjacken stand dort. Einer aus der Gruppe sah auffällig hoch, als ich an ihm vorbeiging, aber ich versuchte es einfach zu ignorieren. Er war der größte der Gruppe und trug eine Sonnenbrille, wir hatten September, wenn ich das mal so anmerken darf. Ich musste bei seinem Anblick irgendwie an Johnny Depp in dem Film „Cry Baby" denken, sie sahen sich verblüffend ähnlich. Er starrte mir noch siegessicher hinterher bis ich aus dem Tor draußen war. Keine Schule ohne Badboys...

Zuhause angekommen hatte ich mich gerade fünf Minuten hingelegt, als Madison mich anschrieb.

Madison: Heyy hast du Lust später mit Janson und mir beim Bluewale was essen zu gehen? Ist unser Lieblingslokal.

Madison: Und Kyle ist manchmal hier *zweideutig lächelnder Emoji*

Kelsey: Ja ok, wann? Und wo is das?

Madison: Komm so 18 Uhr. Das ist so in der Mitte der Stadt, schau einfach auf Google Maps.

Madison: Das findest du schon.

Kelsey: Ok

Kelsey: Bis dann

Madison: Bis daaaaaann *Herzemoji*

Driving into madness (Gotham ff - german)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt