rooftop talk

1.7K 90 3
                                    


Zufrieden legte ich mich auf mein Bett. Bruce war noch nicht da und Alfred war beschäftigt. In der Schule war nicht viel passiert, nicht einmal beim Essen mit den Jungs. Zwar hat mich Kyle einige Male angeschaut, aber er war auszuhalten und die Gespräche waren nichts Besonderes, auch wenn Madison natürlich halt gestorben war. Nach der Schule hatte ich beschlossen noch in den Robinson Park zu gehen, um was zu essen, aber mir war einfach zu viel los.

Inzwischen steckte ich mein Handy ans Ladekabel und legte mich zurück. Für die Schule musste ich nichts tun und so schweiften meine Gedanken ab und blieben schließlich beim Dach des Wayne Manors hängen. Von außen hatte ich mich schon öfter gefragt, ob es möglich war, sich in das Dachfenster zu setzen. Es war von außen nicht genau ersichtlich, aber es gab eins und man musste eine wunderschöne Aussicht von dort oben haben. So beschloss ich mich aus meinem Zimmer zu schleichen, damit mich Alfred nicht hörte und auf den Dachboden zu gehen, der ganz einfach über eine Treppe erreichbar war. Es war dunkel, nur durch das Fenster schien Licht, das ich im nächsten Moment öffnete, um mich hineinzusetzen. Die Luft war schön kühl und die Aussicht war wirklich klasse. Aus der Ferne konnte ich Gotham sehen. All die riesigen Hochhäuser mit den bunten Lichtern und alles verschwamm in der Ferne. Ich ließ meine Beine baumeln, unter mir war direkt das Dach und neben mir war ein kleiner Absatz auf dem man hätte laufen können, doch das wollte ich lieber nicht riskieren und so blickte ich weiter in die Ferne. Plötzlich knackte es neben mir, der Absatz wackelte leicht unter den Schritten, die auf mich zukamen. Ich fuhr zusammen und schaute zu ihm. Der Joker. Ich bekam leicht Panik und wollte gerade wieder durch das Fenster nach innen verschwinden, doch ich stoppte, als er grinsend anfing mit mir zu reden, „Hallo Süße. Ich dachte schon ich müsste erstmal ewig suchen in welchem Zimmer du bist, aber du machst es mir ja leicht." Ich war verwirrt, „Was machst du hier?", stotterte ich ein wenig unbeholfen, während ich, mal wieder, an seinen leuchtend grünen Augen hängen blieb. Mich faszinierte wie er immer in jeder Situation so durchweg cool bleiben konnte. „Sagen wir, ich war überrascht von dir", meinte er immer noch grinsend zu mir. Ich sah ihn nur fragend an und so fuhr er fort „Du hast nicht angefangen zu schreien... und beim zweiten Mal vorm Bluewale hast du nicht mal Angst vor mir gehabt." „Ich dachte, ich hab mir dich eingebildet." „Aber du hast keine Angst vor mir wie die anderen, warum?" „Deswegen bist du das Dach hochgeklettert? Um mich zu fragen warum ich nicht vor Panik vom Dach springe wenn ich dich sehe? Woher weißt du eigentlich wo ich wohne?" Er hatte Recht, ich hatte keine Angst vor ihm. „Ach, ich hab einen meiner Männer geschickt, aber egal. Und zu deiner Frage: ja, ich will wissen wer du bist." „Kelsey", antwortete ich nur. „Wer du bist, nicht wie du heißt. Warum hast du keine Panik, wenn ich neben dir stehe?", er wirkte wirklich interessiert, auch wenn ich mich wunderte warum, er war der Joker, ich war irgendein Mädchen, dem er zufällig mal über den Weg gelaufen war. Ich dachte weiterhin über seine Frage nach. Ja, warum hatte ich keine Panik vor ihm? „Sollte ich?", fragte ich ihn. „Ich hätte dich töten können?", fragte er zurück, sein Grinsen wurde irgendwie kurz noch größer, aber dennoch schaute er fragend und interessiert. „Hast du aber nicht." Der Joker ließ sich neben mir, auf dem Absatz, nieder und redete weiter, „Hm. Heißt nicht, dass ich es nicht noch machen könnte." „Dann mach's doch." Sein Grinsen wurde breiter. „Bist du verwandt mit diesem Millionärstyp?", wechselte er das Thema. „Er ist mein Onkel." „Der Onkel...", er überlegte kurz: „Warum sagst du mir das so einfach? Ich könnte dich jetzt entführen und von deinem Millionärstypen Lösegeld fordern." „Du könnest mich auch einfach entführen, ohne mich zu fragen, weil du dir schon alleine durch meinen Aufenthaltsort denken kannst, dass ich zu Bruce gehöre. Aber das wäre dir zu langweilig. Außerdem würdest du sowas nicht wegen Geld machen. Ich habe für dich keinen nutzen und mich umzubringen würde dir auch nichts bringen", sagte ich einfach und musste selbst fast lächeln, als ich spürte wie mich der Joker von der Seite musterte, ich schaute wieder zu ihm, woraufhin er wieder zu sprechen begann: „Du bist intelligent." „Danke... sag das meiner Biolehrerin" antwortete ich leise lachend. Ich redete mit ihm wie mit einem Freund. Ich sprach mit ihm offen, hatte keine Angst, ja fast genoss ich seine Anwesenheit, er war anders als die anderen und genau das faszinierte mich. Er war ein guter und sowohl interessanter als auch interessierter Gesprächspartner. „Sie kann lachen!", rief er ironisch, „Du gefällst mir." Er lachte. Es war seine typische Lache, wenn auch nicht ganz so laut wie sonst. Trotzdem zu laut. Ich versuchte mein Lachen zu unterdrücken. Es war nicht richtig was ich hier tat, ich wusste das. „Nicht so laut, Alfred könnte dich hören." „Uuuund, wäre das schlimm?" „Außer du willst erwischt und wieder nach Arkham gebracht werden." Danach herrschte eine angenehme Stille zwischen uns beiden, in denen wir beide kurz unseren Gedanken nachhingen. Noch immer hallte seine Frage in meinem Kopf wider, warum hatte ich keine Angst vor ihm? Oder vielmehr, was fand ich an ihm so faszinierend? Natürlich wusste ich irgendwie warum, aber... er hatte einen Freund meines Onkels entführt. Aber vielleicht hatte er ja gute Gründe... aber gibt es Gründe, die eine Entführung rechtfertigen? Oder Mord? Ich verwirrte mich selbst mit meinen Gedanken, ich wusste selbst nicht wo sie mich hinführen oder mir was sie mir sagen wollten. „Was willst du später mal werden?", fragte er in die Stille. Ich musste wirklich überlegen. Er ließ meinen Kopf überfluten mit Gedanken und ich war überfordert. Jedes Kind und vor allem alle in meinem Alter hatten schon eine Idee. Wenn ich überlegte, war da nichts. Nichts was ich mir vorstellen könnte. „Weiß nicht." Die Stille kam wieder und ich zwang mich, nicht wieder der Frage auch noch zu viel Platz in meinem Kopf zu lassen. „Was wolltest du werden als du noch kleiner warst?", fragte diesmal ich ihn. Ich schaute ihn von der Seite an, er blickte in die Ferne. „Weiß nicht mehr. Träume sind schon was Seltsames. Wahrscheinlich wollte ich schon immer ein Entertainer werden", meinte er lachend. Darauf folgte erneut Stille. Entertainer. Ich wollte als kleines Kind Tierarzt werden. Jetzt nicht mehr. „Ich wette du würdest eine gute Partnerin abgeben", wendete er sich wieder grinsend zu mir, ich blickte zurück in seine Augen. „Brauchst du ein neuen Sidekick und das wird 'nen Bewerbungsgespräch oder was?", fragte ich ironisch, leise lachend. „Vielleicht." „Ich sollte reingehen und schlafen, ich hab morgen Schule", meinte ich darauf nur. „Das war kein nein zu der Bewerbung", bemerkte er. „Es war auch kein ja", sagte ich, bevor ich mich wieder umdrehte, aus dem Fenster hinaus, mit einem letzten Blick in sein grinsendes Gesicht, das mir hinterher schaute. Ich hatte nicht klar nein gesagt. Hatte ich nicht. Und neue Fragen entstanden in meinem Kopf: Würde ich das tun? Wie weit würde ich für ihn gehen? Und warum würde ich für ihn so weit gehen, wenn überhaupt? Wieder verwirrte es mich, er und auch ich selbst. Ich wollte einfach nur schlafen, um meine Gedanken zu verdrängen. Was ein seltsamer Abend.

Driving into madness (Gotham ff - german)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt