Kyle

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Ich wollte mich gerade auf den Weg in das Café machen, als Bruce nach Hause kam. „Hey Kelsey, wo gehst du hin?", begrüßte er mich erschöpft. Ich hatte generell das Gefühl er hatte ein wenig Schlafmangel. „Ich geh mit Freunden im Bluewale essen." „Ah, schön, dass du schon Freunde gefunden hast. Viel Spaß, aber es ist schon relativ spät, sag später Bescheid, dann hole ich dich ab, du solltest hier nicht alleine rumlaufen." Süß wie er sich sorgte. Ich stimmte zu bevor ich aus dem Haus, in Richtung Straßenbahn lief. Es stellte sich raus, dass das „Bluewale" ein kleines Bistro an einer Straßenecke mitten in Midtown war. Es war echt schon ziemlich dunkel und kühl geworden, ein Glück, dass Bruce mich später abholen wollte. Im Bistro war zum Glück geheizt. Ich setzte mich zu Madison und Janson an einen Tisch am Fenster und machte es mir erstmal bequem, bevor Madison wieder anfing zu reden. „Heyy rate mal wer hier ist!", trällerte sie leise mit einer leichten Kopfbewegung in Richtung eines Tisches in der Mitte des Lokals. Erst jetzt bemerkte ich, dass die Gruppe Jungs, die ich vorhin auf dem Schulhof gesehen hatte, dort saßen. Natürlich saß auch der schwarzhaarige da, der mich angestarrt hatte, nur einer fehlte. „Na toll... der Typ der mich angestarrt hat, nice", ich überlegte kurz, „jetzt sag nich der mit den schwarzen Haaren is dein Kyle." „Omg, was?", Madison musste sich bemühen leise zu sein, sodass die Jungs uns nicht hörten, aber so wie Madison rüber starrte und flüsterte, hatten sie es wahrscheinlich eh schon längst bemerkt., „Kyle hat dich angeschaut?" Ich verdrehte die Augen. „Was is' daran so toll? Der hat mich angeschaut, als wäre er sich sicher, dass ich ihm zu Füßen liegen würde." „Jetzt sei mal nicht so, Kyle ist ein Checkpot! Wen findest du denn hübscher?" Ich schaute nochmal kurz hin, aber ich konnte nicht verstehen, wie man so oberflächlich sein konnte. Wahrlich, Kyle sah gut aus und der Junge nebendran mit den dunkelblonden Haaren war auch nicht schlecht, aber ich hatte schon nach dem Blick von Kyle und dem Zigarettengeruch genug. Noch bevor ich antworten konnte, kam der letzte der Gruppe herein und setzte sich neben seine Freunde. „Omg, Alec ist auch endlich da", Jansons Grinsen machte mir fast Angst. Und auch danach hatte ich keine Chance mehr Madison auf ihre Frage zu antworten, denn im nächsten Moment kam die Bedienung und danach schien sie die Frage schon wieder vergessen zu haben.

Als wir aus dem Lokal gingen saßen die Jungs immer noch da. Mein Handy vibrierte und ich schaute kurz drauf 'Bin gleich da', hatte mein Onkel mir geschrieben und im nächsten Moment bog der Lamborghini auch schon um die Ecke. „Mein Onkel kommt gerade", sagte ich zu Madison und Janson. Ihnen war ihre Erstaunen über den Lamborghini aus dem Gesicht zu lesen, aber sie verabschiedeten sich einfach nur lächelnd und ich ging zum Auto. „Hi, waren das sie das eben? Also deine Freunde?", fragte mich Bruce lächelnd als wir losgefahren waren. „Ja, Madison und Janson."

Zuhause angekommen verabschiedete sich Bruce auch schon wieder, mit der Entschuldigung noch etwas erledigen zu müssen, wofür er, zu meiner Verwunderung in Richtung Keller ging. „Ach so, ich dachte du müsstest nochmal arbeiten", sagte ich, ein wenig erleichtert, denn Bruce sah immer noch sehr überarbeitet aus. „Nein, nein, also beziehungsweise arbeite ich noch an was anderem, ich muss dann los, tut mir Leid." „Ok... bis morgen, schlaf später gut." „Danke, du auch", und schon war er im Keller verschwunden. Ein wenig verwundert und besorgt lief in mein Zimmer und hörte nur wenige Minuten später ein Auto wegfahren. Es klang nicht wie ein Lamborghini, aber es hätte mich eh gewundert, hätte er nur ein Auto, mich machte eher stutzig, dass er nochmal rausging.

Am nächsten Tag sah Bruce, wie erwartet, nicht viel besser aus, aber ich beschloss ihn erstmal noch nicht darauf anzusprechen. Ich hoffte erstmal, dass ich den Schultag überleben und nicht nochmal auf Kyle treffen würde.

„Habt ihr schon gehört? Batman soll letzte Nacht wieder Penguin geschnappt haben!", begrüßte Madison mich und Janson. „Wer ist Penguin?", fragte ich nur, während ich meinen Collegeblock auskramte. „Einer der größten Schwerverbrecher Gothams! Oswald Chesterfield Cobblepot, er gründete „Cobblepot crime family" und tötete schon etliche Menschen!", berichtete Madison. „Woher weißt du das alles? Weißt du zu jedem so viel?", fragte ich sie lachend. „Madison weiß alles, über jeden und alles", antwortete Janson. „Am meisten weißt du wahrscheinlich über Kyle oder?", spekulierte ich und wie aus der Pistole geschossen ratterte Madison alle mögliche Informationen runter: „Ich bin eine eins-a Stalkerin, wenn du mal jemanden ausspionieren willst, frag mich, ich mach das! Hm... er ist 1,80 groß, er hat braune Augen, er wohnt in der Nähe des Hauptbahnhofs, er hat kein Facebook, auf Twitter ist er nicht aktiv, hat aber ein Account, auf Instagram ist er privat, er spielt Dienstags und samstags Basketball, von 16 bis 18 Uhr ungefähr, er hat eine Schwester, die in New York Jura studiert..." „Ok, ok, ich glaube sie hat's verstanden, Mad", unterbrach Janson sie und kurze Zeit später kam auch schon der Lehrer rein.

Soweit war der Schultag überlebt, doch als ich das Schulgelände verlassen wollte kam mir Kyle entgegen. Am liebsten wäre ich einfach umgedreht und weggerannt, aber natürlich verwickelte er mich in ein Gespräch. „Hey, du bist neu hier oder?", fragte er mich und ich wusste nicht was ich hätte antworten sollen, „Äh... hey, ja", meinte ich nur und wünschte mir einfach, dass er von nahem das Interesse an mir verlieren würde, aber leider schien der Fakt, dass ich nicht wusste was ich sagen sollte, einfach nur sein Selbstbewusstsein zu stärken. „Ich bin Kyle", grinste er mir entgegen und gab mir die Hand. „Kelsey", antwortete ich, während ich seine Hand nahm. „Kelsey also... und was treibt Kelsey in unsere Stadt?" Diese Ausdrucksweise, ich hätte kotzen können. „Meine Eltern..." „Ach so, seid ihr umgezogen?" Ähm nein, die sind nicht hier, die sind noch in Montana... ich wohn' bei meinem Onkel... ich glaub ich muss dann mal los, er wartet sicher auf mich...", warum erzählte ich ihm das eigentlich alles? „Du musst nicht nervös werden in meiner Gegenwart." Spätestens jetzt wollte ich definitiv kotzen. Ich verdrehte die Augen und wollte mich gerade mit einem „tschüss" umdrehen, doch natürlich hielt er mich auf, „Hey! Ich wollte dich noch fragen, ob du mal was mit mir essen gehen willst." Er war offen und ehrlich, immerhin etwas, allerdings war ich nicht scharf darauf noch länger sein dämliches Lächeln ertragen zu müssen „Leider keine Zeit, sorry", ich versuchte ihn so nett wie möglich abzuwimmeln. Den Gesichtsausdruck jetzt dagegen hätte ich mir wohl ewig anschauen können, er war es definitiv nicht gewohnt abgewimmelt zu werden und schaute mich richtig verwirrt an, es brachte mich zum Grinsen und ich konnte mich kaum zurückhalten. „Dann halt wann anders, ich melde mich nochmal", sagte er nur und diesmal hielt er mich nach einem zweiten „tschüss" nicht mehr auf.

Auf eine seltsame Art und Weise war ich noch zuhause stolz auf mich. Mein Handy vibrierte und ich sah, dass Mad mich angeschrieben hatte.

Madison: Hey, was machst du so?

Kelsey : Hi, bin gerade erst nachhause gekommen, hatte noch Psychologiekurs.

Madison: Ah ok... gibt's was Neues? Hast du Kyle nochmal gesehen?

Kelsey: Er hat mich vorhin angesprochen...

Madison: Omg, gut, dass ich gefragt habe, sowas musst du mir doch gleich erzählen!!

Madison: Omg

Madison: Was hat er gesagt? Ich will alles wissen.

Kelsey: So Smalltalk

Kelsey: Und er hat mich gefragt, ob wir zusammen was essen gehen wollen...

Madison: Omg

Madison: Omg

Madison: Wann??

Kelsey: Ich hab gesagt, ich hab keine Zeit.

Madison: Was?

Kelsey: Naja, is ja fast nicht gelogen... am Wochenende hat mich Bruce zu einer Feier eingeladen...

Madison: Wer ist Bruce??

Madison: Ach so... dein Onkel...

Madison: Sorry... ok

Kelsey: :)

Kelsey: Ich hab aber echt kein Interesse an dem.

Madison: ...

Madison: Na dann halt nicht, aber Girl, du wirst es bereuen!

Kelsey: Glaub nich.

Madison: Muss Schluss machen, bis Montag.

Kelsey: Bis dann.

Driving into madness (Gotham ff - german)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt