Das Ende

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Warmer, feuchter Atem auf meiner Haut. Kann das Sterben sein? Ein leises Winseln. Ich spüre meinen Körper. Die Schmerzen - Sollte sterben nicht einfach sein? Doch ich spüre mehr als nur Schmerz...Grashalme kitzeln meine nackten Beine. Ich versuche mich zu bewegen, drehe vorsichtig meinen Kopf. Ich zwinge meine Augen, sich zu öffnen. Eine riesenhafte, verschwommene Gestalt im Mondlicht. Neben mir ein felliges Wesen, das sich an mich schmiegt. Fang und Hagrid. Ich strecke meine müden Finger aus und berühre die erstarrte Hand von Cedric, der noch immer neben mir im Gras liegt.

„Bei Merlin's Barte, was is'n hier passiert? Maja, Cedric - Seid ihr okay?" die aufgewühlte, tiefe Stimme von Hagrid klingt in meinen Ohren wie das schönste Geräusch auf Erden.

„Moody?!" hörte ich mich krächzen. Meine Finger umklammern noch immer die von Cedric.

„Hab ich niedergeschlagen und seinen Zauberstab an mich genommen." Er schüttelt ungläubig den Kopf. „Hab die roten Funken am Himmel gesehen, aber keiner kam aus'm Irrgarten wieder raus. Dachte ich schau ma' nach." Hagrid hilft mir und Cedric mir erstaunlicher Behutsamkeit wieder auf die Beine.

Mit zitternden Händen führe ich den Zauber aus, der Cedric's Körper aus der Starre befreit. Er scheint selbst kaum sprechen zu können, deshalb zieht er mich in eine wortlose Umarmung, die mich beinahe zerdrückt. Tränen laufen über seine Wangen. Ich kuschele mich näher an ihn, doch dann fällt mir erneut Harry ein.

„Harry, er hat den Pokal berührt! Wir müssen sofort zu Professor Dumbledore!"

Hagrid's Gesicht wird bei der Erwähnung von Harry's Namen noch blasser, als es ohnehin schon ist. „Is Harry in Gefahr?"

Ich nicke und tätschele seinen großen Arm. „Uns bleibt nicht viel Zeit."

Ohne weitere Umschweife packt Hagrid den falschen Moody auf seinen Rücken, so als sei er ein Sack Kartoffeln, und übernimmt die Führung. Hagrid ist mindestens doppelt so groß wie ich und legt ein Tempo vor, bei dem ich kaum mithalten kann. Cedric hält den gesamten Weg über meine Hand und zieht mich mit sich, doch trotzdem muss Hagrid immer wieder auf uns warten. Schließlich erreichen wir einen der verborgenen Ausgänge aus dem grauenhaften Labyrinth.

Die Nacht außerhalb der hohen Hecken ist paradoxerweise ausgesprochen friedlich. Eine laue Sommerbrise wärmt meine erstarrten Glieder, die sternenklare Mondnacht beleuchtet die Ländereien um uns herum und die Vögel singen noch immer zwitschernd. Cedric und ich zwingen uns zu einem Endspurt um den Irrgarten herum zu den Tribünen. Wir müssten bald da sein, doch keine fröhliche Musik begrüßt uns. Ich ahne Schreckliches, als ich die letzte Abbiegung nehme und auf den Zuschauerplatz renne.

In der Mitte des Platzes, direkt vor den Eingängen des Labyrinthes, hat sich ein großer Kreis gebildet, in dem alle aufgeregt durcheinander zu schreien scheinen. Zwischen den Menschen kann ich den hohen Spitzhut von Dumbledore unter seinem silbrig leuchtenden Haar emporragen sehen. Hagrid hält sich nicht zurück und schiebt die Menschen, die uns den Weg versperren, unsanft beiseite. Cedric und ich schlängeln uns in seinem Windschatten hinterher.

Und da sitzt er - Harry. Mitgenommen, aber dennoch lebend und weitestgehend unversehrt. Ich stoße einen Seufzer der Erleichterung aus. Als Harry uns schließlich erblickt, scheint er genauso erleichtert wie wir. Wahrscheinlich hat er auch geglaubt, dass uns das Unaussprechliche zugestoßen sei. Doch ein paar Sekunden später ist seine Miene erneut dunkel und ernst.

„Voldemort... Er ist zurück!"

***

Die verbleibende Schulwoche vor den Sommerferien war zurückblickend schrecklich und wundervoll zugleich. 

Schrecklich, weil ich die ersten Tage mit Cedric zusammen im Krankenflügel verbringen musste und jede Nacht schreiend aus meinen Albträumen erwachte. Voldemort war zurückgekehrt und ich wusste nun besser als je zuvor, was das zu bedeuten hatte. 

Twist In Fate || Cedric DiggoryWhere stories live. Discover now