Letzte Vorbereitungen

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Der Tag der ersten Aufgabe rückt näher und näher, kriecht auf mich zu wie eine bedrohliche Wolkenwand. Jeden Tag wächst meine Sorge um Cedric. Doch nach Außen hin bemühe ich mich, möglichst normal mit ihm umzugehen. Freundlich, aber auch etwas distanziert. Es ist schließlich nicht wie es vorher war - Also muss ich meine wahren Gefühle so gut wie möglich verstecken. Ich habe dennoch das Gefühl, dass Cedric meine Nähe sucht, obwohl ich noch immer nicht weiß warum. Doch unabhängig davon, dass er mich wahrscheinlich nur als gute Freundin sehen kann, würde ich in diesen Momenten am liebsten jede Tarnung aufgeben und versuchen ihn mit allen Mitteln davon abzuhalten, den Wettbewerb anzutreten. 

Seit dem Beginn des Turniers hat sich Hogwarts gespalten. Die eine Seite unterstützt Cedric, die andere Harry. Naja, um ehrlich zu sein, sind die wahren Unterstützer von Harry eine winzige Gruppe. Zählt man zu seinen 'Unterstützern' auch diejenigen, die seine Teilnahme am Turnier tolerieren und ihn nicht mithilfe von 'Potter-stinkt'-Abzeichen schikanieren, wächst die Zahl noch ein kleines bisschen. Und diejenigen, die ihm tatsächlich glauben, seinen Namen nicht in den Feuerkelch geworfen zu haben, kann man an einer einzigen Hand abzählen. Ich kann mir zwar keinen Reim darauf machen, aber ich glaube Harry. Er hat sich wirklich keinen Gefallen mit der Teilnahme am Turnier getan. Er braucht weder mehr Geld, noch mehr Ruhm. Welche Gründe hätte er sonst haben können? Den Drang, sein Leben zu riskieren und sich gegen Schüler zu behaupten, die weitaus älter und erfahrener sind als er? Klingt ziemlich wahnsinnig, denke ich. Sehen sie nicht, dass er sogar seinen besten Freund Ron Weasley verloren hat? Er tut mir ehrlich leid. Ich hoffe nur, er übersteht die erste Aufgabe ungeschoren. Leider hat Harry vor allem in meinem eigenen Haus - Hufflepuff - einige Gegner. Jeder ist über Nacht vollkommen fanatischer Cedric -Anhänger geworden. Sie haben das Gefühl, dass Gryffindor Hufflepuff den Ruhm stehlen will. Es ist zwar eine große Ehre, dass der Champion aus unserem Haus stammt... Aber trotzdem. Harry sollte deshalb auf keinen Fall ausgegrenzt werden. Von den Slytherins hätte ich dieses Verhalten erwartet. Schließlich hassen viele von ihnen Harry und Gryffindors sind ihre geschworenen Erzfeinde. Aber Hufflepuff? Ich bin wirklich enttäuscht von dem unehrenhaften Verhalten meiner Mitschüler.

Die letzten Tage vor der ersten Aufgabe verstrichen wie im Flug, ein halber Monat wurde zu einer Woche, die Woche zu einem letzten Tag. Der erste Wettkampf der Schulen wird morgen stattfinden und ich kann beim Abendessen kaum einen Bissen hinunterschlucken. Mein Hals scheint viel zu trocken, das Toast schmeckt nicht besser als ein steinharter Keks von Hagrid und mein Magen zieht sich bei jedem Schluck zusammen und droht seinen Inhalt über den gesamten Tisch zu entleeren. Nach einigen Minuten gebe ich auf und schiebe meinen kaum berührten Teller von mir. Mein Blick streift den Haustisch entlang, doch nirgends entdecke ich Cedric. Vielleicht ist er krank und kann morgen nicht teilnehmen, denke ich fast ein wenig hoffnungsvoll. Allerdings ist Cedric seit einer knappen Woche kaum noch auf dem Schlossgelände anzutreffen. Die meiste Zeit verbringt er in leeren Klassenzimmern, der Bibliothek oder dem Gemeinschaftsraum, und bereitet sich auf die morgige Herausforderung vor. Wahrscheinlich hat Cedric den ganzen Tag kaum etwas gegessen und verliert die Nerven... So würde es mir jedenfalls an seiner Stelle gehen. Hoffentlich hat er wenigstens ein bisschen Gesellschaft. Ich blicke mich in der Großen Halle um. Doch seine Freunde scheinen allesamt hier zu sein und auch Cho sitzt am Nachbartisch der Ravenclaws und plappert munter vor sich hin. Ich verdrehe instinktiv die Augen sobald ich sie sehe. Spontan greife ich nach einem großen leeren Teller und schaufle ihn mit allerlei verschiedenem Essen voll. Dann verabschiede ich mich von meinen Mitschülern und suche nach Cedric. Tatsächlich finde ich ihn ziemlich schnell, in einem der magischen Übungsräume für Verwünschungen und Hexereien, die sich hinter der Bibliothek befinden. Um Cedric verstreut liegt eine unendlich erscheinende Anzahl von Büchern. Und allesamt befassen sich mit... Drachen. Vor Schreck rutscht mir fast der Teller aus der Hand. In letzter Sekunde verhindere ich das Ungeschick, doch ein entsetztes Keuchen entfährt mir stattdessen. Cedric, der bis zu diesem Augenblick mit den Rücken zu mir stand und leise einige Zaubersprüche vor sich hin murmelte, wirbelt erschrocken herum. Als er mich erkennt, scheint sich sein schattiges Gesicht ein kleines bisschen aufzuhellen.

Twist In Fate || Cedric DiggoryWhere stories live. Discover now