Die unerwünschte Besucherin

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*** Cedric's POV: ***

Ich sehe mich in meinem weitläufigen Zimmer um. Durch das große, offene Fenster dringen Sonnenstrahlen und ein leichter Luftzug herein. Man kann den Wind in den Blättern der Bäume rauschen und die Vögel singen hören. Trete ich an das Fenster sehe ich nichts als grüne Wiesen und den riesigen Garten um das Haus meiner Eltern. Für viele Zaubererfamilien bietet es sich an, entweder in einem Dorf ihresgleichen, oder auf dem Land zu leben. Es kann anstrengend sein, sich innerhalb der unmittelbaren Nähe von Muggeln niederzulassen - Der Aufwand, um die Geheimhaltung zu wahren, ist enorm. Abgeschiedenheit stellt keinesfalls ein Problem dar, schließlich sind fast alle Hexen und Zauberer fähig zu apparieren, oder ihr Kamin ist an das Flohnetzwerk angebunden.

Durch das Fenster kann ich die auffallend große Esche am äußersten Rand des Gartens sehen. Das war schon immer mein Lieblingsplatz. Im Sommer kann man wunderbar in ihrem Schatten liegen und ein Buch lesen. Als kleiner Junge bin ich jeden Tag auf den Baum geklettert. Ich habe die leise Vermutung, dass mein Zauberstab deshalb aus Esche gefertigt ist. Ich habe wohl eine starke Verbindung zu dieser Baumart aufgebaut. Aber heute verspüre ich nicht die geringste Lust, den Tag draußen zu genießen. Ziemlich ungewöhnlich für mich. Während der Sommerferien halte ich mich normalerweise von früh bis spät draußen auf. Ich übe stundenlang Quidditch, lese an meinem Lieblingsplatz, spaziere durch die nahen Wälder oder trinke im Garten mit meinen Eltern Tee. Ich wende mich vom Fenster ab. Die Wände meines Zimmers sind bedeckt von Bücherregalen oder Quidditchartikeln. Neu dazugekommen ist der Quidditchpokal des letzten Schuljahres. Doch er kommt mir vor wie ein Mahnmal. Es herrscht überall in meinem Zimmer Ordnung, außer auf meinem Schreibtisch. Dieser ist über und über von zerrissenen oder zerknüllten Briefpapieren bedeckt. Ich werfe einen schnellen Blick auf die unzähligen Zettel.

Maja, es tut mir unendlich leid. Doch es ist nicht so, wie du denkst

Ich vermisse dich

Nicht ich habe habe Cho geküsst, sondern sie mich. Ich hätte sie schneller davon abhalten müssen

Sicher hasst du mich

Ich bin verliebt in dich, nicht in Cho. Ich habe kein Interesse an ihr

Ich wünschte, ich könnte diesen Vorfall ungeschehen machen

Bitte sag mir, was du denkst

In meiner Hand spüre ich ein Ziehen vom vielen Schreiben. Doch ich finde nicht die richtigen Worte. Ich setze mich auf mein Bett und vergrabe das Gesicht in meinem Händen, verharre regungslos und denke an Maja. So wie jeden Tag seit Beginn der Sommerferien.

Vielleicht will Maja überhaupt nicht, dass ich ihr schreibe. Als ich mit ihr im Zug gesprochen habe und einen Brief ankündigte, hat sie nicht darauf geantwortet. Sie ist einfach gegangen und hat gesagt, dass es ihr leid tut. Was genau tut ihr leid? Kann sie mir nicht verzeihen? Aber ich konnte ihr noch nicht erklären, dass der Kuss nicht von mir gewollt war! War das vielleicht nicht wichtig? Bedeutete ihre Aussage vielleicht, dass sie meine Gefühle generell nicht erwidert?

In einem Brief kann ich meinen Gedanken niemals angemessen Ausdruck verleihen. Im schlimmsten Fall führt er zu neuen Missverständnissen und wir können die Differenzen nicht  überwinden. Dabei will ich doch nur sie!  Maja ist schlicht und ergreifend das Mädchen, das ich mir immer gewünscht habe. Sie ist bodenständig, zurückhaltend und intelligent. Abgesehen davon ist sie eines der hübschesten Mädchen aus ganz Hogwarts. Mehr könnte ich mir nicht wünschen. Das Problem, warum ich nicht persönlich mit ihr sprechen kann ist, dass sie aus einer Muggelfamilie kommt und zweitens so weit entfernt lebt. Andernfalls könnte ich mich auf den Besen schwingen und zu ihr fliegen, oder das Flohnetzwerk nutzen. Die Frage ist, ob sie mich überhaupt sehen möchte. Aber ich will mich unbedingt mit ihr versöhnen. Ich darf sie nicht verlieren.

Twist In Fate || Cedric DiggoryWhere stories live. Discover now