Der Weihnachtsball - Teil 1

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Nun ist es endlich soweit. Der Weihnachtsballs findet heute Abend statt. Die Hauselfen und Lehrer haben das Schloss kräftig herausgeputzt und es wirkt nun prächtiger und tadelloser als je zuvor. Einzig und allein Fleur Delacour findet noch Kleinigkeiten, über die sie sich beschweren kann. Seit Tagen wuseln die Lehrer aufgebracht über das Schlossgelände, schwingen die Zauberstäbe und korrigieren jeden noch so kleinen Fehler; die Rüstungen sind allesamt poliert, die Gemälde geschrubbt und ausgebessert, die Fenster geputzt, die Bücher entstaubt und der Boden gewienert. Doch Hogwarts ist nicht nur um einiges sauberer und ordentlicher als sonst, sondern gleicht einer verwunschenen Winterlandschaft. Von den Decken und Treppen hängen magische 'taufeste Eiszapfen', überall sind Mistel - und Tannenzweige angebracht, die mit silbernem Weihnachtsschmuck dekoriert sind. Verzauberte, sich selbst ausbreitende Eisblumen ranken an den Steinwänden empor und Hagrid hat - wie jedes Jahr - gigantische Weihnachtsbäume in der großen Halle und den hohen Korridoren aufgestellt. Mein persönliches Lieblingsdetail sind Professor Flitwick's kleine Feenlichter, die im gesamten Schloss herumschwirren. Sie erinnern an große Glühwürmchen, doch strahlen heller und fliegen hin und wieder in Formationen. Die Feenlichter treiben sich mittlerweile überall herum und lassen Korridore, Gemeinschaftsräume und Klassenzimmer in einem romantischen Dämmerlicht erstrahlen. Sogar die Kerker wirken in diesem malerischen Glanz idyllisch.

Da die Weihnachtsferien nun begonnen haben, findet heute kein Unterricht satt und die Schüler können die Zeit vor dem Ball frei nutzen. Aber auch das Mittagessen musste leider ausfallen, da die Lehrer die Große Halle für den Ball vorbereiten. Glücklicherweise haben die ein oder anderen Hufflepuffs Essen aus der Küche stibitzt und in den Gemeinschaftsraum geschummelt, wo wir gemeinsam ein kleines Haus-Weihnachtsfest abhielten und gemeinsam unsere Geschenke auspackten. Anschließend verabredeten sich alle Häuser für eine enorme, gemeinsame Schneeballschlacht auf dem Gelände - Hagrid entschied sich kurzerhand mitzuspielen und verschaffte den Gryffindors einen ordentlichen Vorteil. Seine Hände sind schließlich so groß wie Schneeschaufeln und ein Hagrid-Schneeball kann einen Schüler komplett unter einer Schneewehe begraben. Die Schlacht endete damit, dass ein paar besonders einsatzfreudige Schüler abrutschten und in den eiskalten See fielen. Nach einem fairen Unentschieden zwischen den vier Häusern verzogen sich alle nach und nach wieder in das warme Schloss. 

Schnellstmöglich sause ich anschließend mit schlitternden Schuhen die Korridore entlang, denn ich habe mich nach der Schneeballschlacht mit Hermine, Ginny, Hannah und Susan im Badezimmer im vierten Stock verabredet, damit wir uns gemeinsam für den Weihnachtsball fertig machen können. Um den Schülermassen auszuweichen, biege ich in einen entlegenen Korridor nahe der Bücherei ab. Doch als ich grade eine weitere Abkürzung durch ein Klassenzimmer nehmen will, biegt eine hochgewachsene Gestalt um die Ecke. Cedric. Sein Haar ist verstrubbelt und sein Wollmantel voller Eis von der vorherigen Schneeballschlacht. Ich bereite mich innerlich darauf vor, dass Cedric in alte Muster verfällt und mich - wie sonst zuvor auch - keines Blickes würdigt. Während des letzten Zusammentreffens hat er schlussendlich schließlich keine sehr vielversprechenden Signale mehr gesendet. Aber sobald Cedric mich erblickt, stockt er in der Bewegung. Ein entschlossener Ausdruck tritt auf sein Gesicht und dann läuft er gradewegs auf mich zu - ohne den Blick ein einziges Mal abzuwenden. Ich starre fassungslos zurück und bleibe wie festgewurzelt stehen. Ich habe das Gefühl, dass das Armband, das er mir geschenkt hat, zu glühen beginnt. Sein Blick ist nicht wieder eisig wie zuvor; er wirkt viel eher besorgt und nahezu sehnsüchtig. Als Cedric mich erreicht, bleibt er vor mir stehen und sieht mir tief in die Augen. Es kann keine schöneren Augen auf der Welt geben als diese.

Seine unverhoffte Anwesenheit benebelt mich nahezu, so dicht steht er bei mir... Und sein Geruch ruft wundervolle Erinnerungen wach, welche mir einen angenehmen Schauer den Rücken herunterjagen. Ich atme flach und schnell und es kribbelt in meinem Bauch, während ich drauf warte, dass er etwas sagt. Cedric zögert und scheint zwar sprechen zu wollen, aber nicht die richtigen Worte zu finden. Er öffnet stumm den Mund, besinnt sich dann eines besseren und schließt die Lippen wieder. Einige Sekunden verstreichen, und wir stehen in kompletter Stille voreinander und sehen uns an. Plötzlich greift Cedric nach meinem Arm und zieht mich hinter sich her. Ich könnte mich wehren, sollte es vielleicht, aber tue es dennoch nicht. Benommen stolpere ich einfach hinter ihm her und versuche seinen langen Schritten nachzukommen. Er führt mich in einen einsamen Korridor, den ich nichtmal kenne. Er endet vor einer kleinen Holztür - wahrscheinlich einer Besenkammer. Der Gang ist dunkel und fensterlos; einzig und allein die Feenlichter, die sich hierher verirrt haben, erhellen ihn und tauchen die Umgebung in ein schummriges Licht. Auf der gefrorenen Oberfläche der Eisblumen auf den Steinwänden erkenne ich unser schwaches Spiegelbild.

Twist In Fate || Cedric DiggoryWhere stories live. Discover now