Die Quidditchweltmeisterschaft

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"Maaaaajaaaa! Aufwachen! " brüllt Hannah in mein Ohr. Ich zucke zusammen und falle vor Schreck fast aus dem Bett. Neben mir drückt sich Susan ein Kissen auf die Ohren. Hannah springt währenddessen im Zimmer herum und wirft uns pfeifend unsere Anziehsachen zu.

"Hannah, wir haben noch massig Zeit bis der Portschlüssel uns zur Weltmeisterschaft bringt." murmelt Susan.

"Ja, aber besser zu früh als zu spät! Außerdem können wir dann noch frühstücken!" trillert sie euphorisch. "Ich freue ich so! Ich kann es kaum erwarten, Viktor Krum zu sehen!"

In meiner erschöpften Verfassung gleicht Hannah's quietschende Stimme einem Tinitus in meinem Ohr. Mit halb geschlossenen Augen schlurfe ich ins Bad und stelle mich unter die Dusche. Das hilft. Aber wirkliche Lebenskraft kann mir das an diesem Morgen nicht einhauchen. Nach einem kleinen Frühstück, das für mich hauptsächlich aus Kaffee besteht, machen wir uns für die Ankunft von Susan's Tante bereit. Wir haben großes Glück. Da Madam Bones eine angesehene und ranghohe Ministeriumsangestellte ist, haben wir einen eigenen Portschlüssel erhalten. Sie wollte kein Risiko eingehen, indem sie mit uns allen gemeinsam appariert. Als Susan's Tante erscheint, ist es neun Uhr und wir haben noch zehn Minuten, bis der Portschlüssel uns zur Weltmeisterschaft bringt. Der Anblick von Madam Bones in legerer Kleidung ist mehr als ungewohnt. Auch der knallgrüne Irland-Schal um ihren Hals wirkt fehl am Platz. Ihre Ausstrahlung gleicht normalerweise nämlich eher der von Professor McGonagall. Schließlich stellen wir uns in einem Kreis um den Portschlüssel, bei dem es sich um einen alten Fahrradreifen handelt.

"In Ordnung, macht euch bitte bereit und legt eine Hand auf den Reifen." weist uns Madam Bones an.

Obwohl ich weiß, was mich erwartet, erschrecke ich mich vor dem Gefühl. Mit einer unbeschreiblichen Wucht werden einem die Füße weggerissen, während man in rasender Geschwindigkeit um den Portschlüssel gewirbelt wird. Selbst wenn ich den Portschlüssel hätte loslassen wollen, meine Hand scheint daran zu kleben, als würde sie magnetisch angezogen werden. Langsam wird mir übel. Um uns herum wirbeln undefinierbare Formen, Farben und Lichter, die man nicht genau ins Auge fassen kann. Grade als mir der Gedanke kommt, ich müsse mich bald übergeben, klatscht mein Körper auf den harten Boden. Der Geruch von Gras steigt mir in die Nase, und ich vergrabe meine Finger dankbar im Boden, zitternd vor Übelkeit. Ich bleibe einige Sekunden liegen, dann rappele ich mich langsam auf. Susan steht bereits aufrecht, allerdings stützt sie sich mit den Händen auf ihre Knie und sieht sehr zerzaust aus. Hannah liegt stöhnend neben mir.

"Nie wieder, nie nie wieder..." höre ich sie keuchen.

Madam Bones steht neben uns und reicht jeder eine kleine Tablette, wahrscheinlich gegen die Übelkeit, und einen Schluck Wasser. Ich fühle mich augenblicklich besser. Gestärkt machen wir uns auf den Weg durch ein kleines Waldstück. Als wir das Wäldchen hinter uns gelassen haben, streckt sich ein endlos scheinender Campingplatz vor uns aus. Zelte, wohin das Auge blickt. Und in weiter Ferne scheint ein riesiges Stadion in den Boden eingelassen zu sein. Mir bleibt vor Staunen der Mund offen stehen. Es scheint zwei Sorten von Besuchern zu geben: Diese, die sich mühevoll als Muggel tarnen, und diese, die mit Extravaganz prahlen. Während wir Madam Bones folgen, sehen wir uns sprachlos um. Mehrstöckige Zelte, Kinder auf Miniaturbesen, sich bewegende Bilder von Quidditchspielern auf den äußeren Zeltwänden, Massen von ausländischen Zauberern, die sich in fremden Sprachen unterhalten... Es gibt so viel zu sehen, dass ich hin und wieder ein gutes Stück zurückbleibe und mich beeilen muss, um aufzuholen. Schließlich finden wir unseren zugewiesenen Platz und Madam Bones baut das Zelt innerhalb einer Sekunde mit einem Zauber auf. Anschließend verabschiedet sie sich, um den Ministeriumsmitarbeitern unter die Arme zu greifen. Hannah und Susan krabbeln in das kleine Zelt, während ich unschlüssig stehen bleibe. Ich will mich ja nicht beschweren, aber das Zelt wirkt doch sehr klein.

Twist In Fate || Cedric DiggoryWhere stories live. Discover now