Tonks legte die Akte zur Seite und seufzte. Warum musste nur alles so kompliziert sein?

Und als sie dachte, dass das Schlamassel nicht größer werden konnte, hörte sie Personen vor ihrer Bürotür reden. Harry und Ron.

Tonks schloss die Augen und stöhnte innerlich auf. Dafür hatte sie jetzt definitiv keinen Nerv.

Ohne zu klopfen, stürmte Ron auch schon in den Raum und baute sich vor ihrem Schreibtisch auf.

„Du hast es gewusst. Die ganze Zeit hast du gewusst, dass sie noch immer unter dem Einfluss von diesem Frettchen steht", wütete er sofort los.

Tonks lehnte sich lässig zurück, verschränkte die Arme vor der Brust und schaute ihren Gegenüber beinahe spöttisch an.

„Bist du fertig? Ich bin eigentlich davon ausgegangen, dass Molly dir beigebracht hat, dass man anklopft, bevor man einen Raum betritt und nicht einfach hereinstürmt wie ein wildgewordener Schrumpfkröter"

„Du ... du Verräterin", rief Ron und zeigte drohend mit dem Finger auf sie, aber Tonks zuckte nicht einmal mit der Wimper.

„Ron, beruhige dich bitte", versuchte Harry seinen Freund zu besänftigen und zog ihn ein Stück zurück, bevor er sich selbst an Tonks wandte.

„Ron hat recht. Warum hast du uns nichts gesagt? Und warum hast du ihn auch noch verteidigt? Er ist ein-"

„Wag es nicht, das auszusprechen", fauchte Tonks. „Draco gehört zu meiner Familie, akzeptiert das endlich."

„Wow, eine Familie voller Todesser und darauf bist du auch noch stolz", motzte Ron gleich wieder los.

Tonks musste sich wirklich zusammenreißen, um einigermaßen ruhig zu sein. „Ron, darf ich dich daran erinnern, dass der Krieg seit sechs Jahren vorbei ist? Und dass Narcissa und Draco ihren Anteil daran haben, dass er gut ausgegangen ist?"

„Er hat uns Hermine weggenommen", versuchte Ron es wieder, aber Tonks schnitt ihm das Wort ab.

„Er hat sie euch weggenommen?!", fragte sie ungläubig. „Wie wäre es, wenn ihr mal anfangen würdet, die Schuld bei euch selbst zu suchen und nicht immer bei den anderen. Das mit euch beiden hat nicht funktioniert und Hermine hat das einzig Richtige gemacht, indem sie es sofort beendet hat, anstatt dir etwas vorzuspielen. Und du hast nicht Besseres zu tun, als sie von dir wegzustoßen, eure Freundschaft wegzuschmeißen und alle auf deine Seite zu ziehen, weil dein Stolz verletzt wurde!"

„Was? Aber ... Darum geht es doch jetzt gar nicht. Ich will doch nur-", stammelte Ron, und bevor Harry, der schon den Mund aufgemacht hatte, sich einmischen konnte, war Tonks aufgestanden. Ihre Haare färbten sich langsam von Bonbonrosa zu Flammenrot.

„Doch, Ron, genau darum geht es hier. Dein Stolz ist verletzt und deswegen gönnst du Hermine ihr Glück nicht. Sie war fünf Jahre weg und du hast in der ganzen Zeit kaum halbherzige Versuche unternommen, sie zu kontaktieren. Ihr beide nicht! Und jetzt seid ihr ernsthaft der Meinung, ihr hättet ein Mitspracherecht? Wie alt seid ihr? Zwölf? Fangt endlich an, euch wie Erwachsene zu benehmen. Das gilt auch in Bezug auf Draco. Ja, er ist alles andere als ein Unschuldslamm, aber ich denke, er wurde genug bestraft und zwar für Sachen, an denen er kaum Schuld hat. Und das nur, weil die Leute zu faul sind, ihre dummen Vorurteile zu hinterfragen."

Tonks setzte sich langsam wieder hin, ohne die Jungs dabei aus den Augen zu lassen, die da stumm wie Fische vor ihr standen. Rons Gesicht war puterrot, während Harry den Anstand hatte, wenigstens ein bisschen schuldig dreinzublicken.

„Ron, vielleicht solltest du draußen warten", sagte Harry leise zu seinem Freund und schob ihn sachte Richtung Tür.

Tonks hatte sich in der Zwischenzeit wieder einem Bericht gewidmet. Sie hörte die Tür ins Schloss fallen und kurz darauf ein leises Räuspern.

HeimatgefühleTempat cerita menjadi hidup. Temukan sekarang