Gespräche über die Vergangenheit

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„Ja, nur mit dem Unterschied, dass man mit gekochtem Essen niemanden vergiften oder umbringen kann."

„Das kommt ganz auf den Koch an", widersprach Hermine sofort und musste an ihre eigenen ersten Versuche zurückdenken, als ihre Mutter ihr das richtige Kochen beibringen wollte. Sie hatte sich stets haargenau an die Rezepte aus dem Kochbuch gehalten und dennoch waren ihre Aufläufe ein wenig versalzen, das Fleisch zäh und ihre Kuchen geschmacklich langweilig gewesen. Draco dagegen improvisierte und trotzdem schmeckten seine Sachen besser. Es hatte sie so frustriert, dass sie ihm Herrschaft über die Küche überlassen hatte.

Hermine ließ ihren Blick durch die Küche schweifen und blieb dann an einem Bild hängen, das am Kühlschrank aufgehängt war. Es zeigte zwei kleine Strichmännchen, die wild über das Papier flogen. Mit viel Fantasie konnte man erkennen, dass die Männchen auf Besen sitzen sollten.

„Das hat Teddy für Harry gemalt", erklärte Tonks. „Er hat das Bild ganz alleine verzaubert und war Tage danach noch unglaublich stolz auf sich."

„Das glaube ich gern. Harry freut sich sicher auf das Bild", sagte Hermine leise und strich über eines der Strichmännchen.

„Du vermisst ihn, hab ich recht?"

Hermine sah erstaunt auf. „Wie kommst du darauf?"

„Na ja, ihr seid - wie hat die Hexenwoche noch gleich getitelt? - das Goldene Trio. Ihr habt so viel zusammen erlebt, das schweißt zusammen."

„Pah, oder auch nicht", schnaubte Hermine. „Weißt du, Tonks, ich habe in den letzten fünf Jahren immer mal wieder darüber nachgedacht. Über das, was passiert ist." Sie schüttelte leicht den Kopf. „Gerade weil wir so viel zusammen durchgemacht haben, hat es so weh getan. Bei Ron kann ich es ja noch verstehen, ich hab ihn verletzt, indem ich ihn zurückgewiesen habe. Aber Harry?"

Das war alles andere als leicht gewesen. Nach dem Krieg hatten die Jungs die Ausbildung zum Auror angefangen, während sie selbst nach Hogwarts zurückgekehrt war. Es war nicht wirklich verwunderlich, dass weder Harry noch Ron sich damit aufhielten, ihr Briefe zu schreiben. Es war okay, sie kannte die Schreibfaulheit ihrer beiden Freunde und trug es ihn auch nicht nach.

Aber das hatte sich geändert, als sie davon Wind bekommen hatten, dass sie sich mit einigen Slytherins angefreundet hatte. Von Ron hatte sie gleich einen Heuler bekommen, der ihr noch heute die Röte ins Gesicht trieb, so peinlich war der gewesen. Und vor allem unnötig.

„Harry hat damals gesagt, dass er hinter mir steht, auch wenn er es nicht versteht, dass ich mich mit Schülern aus Slytherin abgebe."

Tonks verdrehte bei diesem Satz dezent die Augen und Hermine erzählte weiter.

„Ron hat rumgeschmollt und den Kontakt abgebrochen, Harry hat wenigstens hin und wieder einen kurzen Brief geschrieben, aber das hat sich auch schnell wieder erledigt. Und dann kam die Abschlussfeier."

Hermines Stimme war beim letzten Satz leiser geworden und sie hatte angefangen, mit ihrem Armband zu spielen.

„Sie haben dich vor die Wahl gestellt, richtig?", fragte Tonks.

Hermine lachte spöttisch auf. „Wenn es nur das gewesen wäre. Ron hat eine riesige Szene veranstaltet, als er mitgekriegt hat, dass Draco meine Begleitung ist. Er hat ihn beschimpft, mich beschimpft und alle Slytherins als Feind und Todesser bezeichnet. Und sturzbetrunken war er am Ende auch noch."

„Ja, ich hab davon gehört. Hat sich schnell rumgesprochen bei uns in der Abteilung", meinte Tonks und Hermine meinte, ein leichtes Schmunzeln erkennen zu können.

„Wie auch immer. Das Schlimmste war Harrys Blick. Er hat mich angesehen, als hätte ich ihn verraten. Er kann doch nicht wirklich geglaubt haben, dass ich nach Hogwarts zurückgehe und genauso weitermache wie vor dem Krieg. Die Vergangenheit hat uns doch gezeigt, dass es nicht nur Schwarz und Weiß gibt. Es gibt nicht nur gute Menschen und Todesser."

HeimatgefühleWhere stories live. Discover now