Bitte!

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Ertappt und erschrocken zuckte ich zurück und drehte mich um.

Phoenix sah mich verwirrt an. Er hatte wohl doch nicht geschlafen. Er stand auf und kam zu mir rüber.

Phoenix war ungefähr so klein wie ich. Seine rotbraunen Haare waren zu einer Spitze gegelt und verlief bis in den Nacken.

Das ich ihn jetzt das letzte Mal sehen würde, ...

Ich schluckte schwer und musste die Tränen zurück halten. Phoenix war mir mit dem Tag und dem Vertrag mehr ans Herz gewachsen, als ich gedacht hatte.

Ich konnte ihm vertrauen, dass fühlte ich.

Also schloss ich die Augen und ließ mich von Phoenix Armen umarmen.

Wärme.

Ich konnte die Tränen nicht mehr zurück halten. Er streichelte vorsichtig meinen Rücken. Wie ein großer Bruder.

Ich vergrub mein Gesicht in seinem T-Shirt.

Phoenix redete mir sanft zu und ich beruhigte mich.

Als mein Weinausbruch beendet war, sah ich hoch in Phoenix' braune Augen.

"Danke.", hauchte ich.

Er streichelte mir über das Gesicht und sah mich prüfend an.

"Du kannst es nicht, stimmt's? Du liebst ihn nicht genug um das hier durchzustehen. Du liebst ihn nicht mehr so wie früher. Es tut mir so Leid, Scar. Es tut mir so Leid.", flüsterte er und zog mich wieder fest in seine Arme.

Er hatte den Nagel auf den Kopf getroffen.

Er hatte meine Gedanken erfasst und ausgesprochen.

Ich habe Mike so verletzt.

Ich brach wieder in Tränen aus. Heute war wirklich nicht mein Tag.

Ich stieß mich vorsichtig von Phoenix schützender Brust weg und bedankte mich. Für alles.

Dann drehte ich mich um und ging.

Ich betrat die weite Wiese. Die Sonne schlich gerade über die Wipfel der Häuser und ein kühler Nebel lag über dem Gras.

Ich sah zurück. Da stand Phoenix und sah mir nach. Ich winkte ihm ein letztes Mal und heiße Tränen flossen über meine Wange.

Dann drehte ich mich weg und lief schnellen Schrittes über das Gras.

"SCAR!"

Ich ignorierte Mikes Ruf und ging schneller.

Ich fühlte, dass er zu der Tür, bei der Phoenix stand gerannt war und dass Phoenix ihn gewaltsam daran hinderte, zu mir zu kommen.

Die Anderen mussten auch wach geworden, denn Chaz und Brad kamen Phoenix zur Hilfe.

Mike wehrte sich verbissen.

Bis Phoenix etwas ruft.

"Sie liebt dich nicht mehr wie früher, Mike! Versteh das doch!"

Die Rufe Mikes verstummten.

Ich blieb stehen und drehte mich angstvoll um, was war passiert?

Mike sah mich mit hängenden Schultern an, seine Augen mit Tränen gefüllt und die Haare vollkommen durcheinander.

Er öffnete den Mund, schließt ihn aber sofort wieder.

Phoenix, Brad und Chaz lassen ihn los und sehen zu mir.

Phoenix sieht mich mit diesem bestimmten Blick an, der mir Mut gibt, meinen Weg fort zu setzen.

Ich nickte und drehte mich weg von Mike und machte mich auf den Weg weiter über die Wiese.

Ich hörte Rufe, Schläge, realisierte sie aber nicht. Ich weinte.

Wie konnte ich Mike nur so verletzten?

Plötzlich packte jemand meine Schultern.

Ich sah hoch in Mikes verweinte Augen.

"Das ist nicht wahr, oder? Du... du liebst mich doch noch... Oder Scar? Du hast nicht vergessen, was wir zusammen hatten? Du-"

Ich unterbrach ihn mit trauriger Stimme.

"Mike, es tut mir so Leid. Ich... ich weiß nicht, aber in all der Zeit hab ich aufgehört, dich so zu lieben wie früher. Ich sehr dich als einen sehe vertrauten und guten Freund aber nicht mehr. Es tut mir so Leid. Wirklich."

Ich klang verzweifelt.

Mike nahm die Hände von meinen Schultern, schluckte und seine Augen glänzten durch die Tränen.

"Okay. Wenn du es so siehst. Du musst wissen, ich liebe dich immer."

"Nein, tu das nicht! Vergiss mich bitte. Ich will nicht, dass du ohne eine Frau stirbst. Ich werde das selbst nicht tun. Bitte suche dir auch so eine tolle Frau wie Brad. Vergiss mich. Es ist schwer, aber tu es. Bitte!"

Mike nickte und blinzelte.

"Aber wir bleiben in Kontakt? Über die Kristallwelt?"

Ich nickte. "Immer."

Dann drehte ich mich um und nahm den Zug um halb fünf morgens nach Hause.

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