Acht

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- Hanna -

Als ich vor der weißen Tür mit dem Schild ‚Harry Styles' stehe, beschließe ich schnell ein Foto davon zu machen und es Jenny zu schicken.

„Jep.", höre ich von drinnen als ich klopfe.

Harry sitzt noch immer im Sessel, nur das er jetzt sein Handy in der Hand hält und nicht mehr die Zeitung.

„Hier.", sage ich und gebe ihm den Kaffee.

„Danke."

Ich schnappe mir die Tüte mit meinem Donut vom Tisch und drehe mich wieder zur Tür.

„Bleib doch?"

„Okaaay.", sage ich gedehnt. Warum? Langsam setzte ich mich auf das Sofa zu seiner rechten und öffne die Tüte.

Harry sagt nichts sondern tippt nur auf seinem Handy herum, während ich einen ersten Bissen nehme. Mein Blick ruht noch immer auf ihm. Er wirkt entspannt während seine Finger schnell über den Bildschirm huschen. Ein paar Strähnen seiner braunen Haare fallen ihm ins Gesicht. Wenn ich ihn so ansehe muss ich zugeben, dass er sehr attraktiv ist.

„Ist was?", fragt Harry und schaut auf.

„Ähm...", ich verschlucke mich beinahe an meinem essen, „Nein, also ja....eigentlich schon... ich frage mich nur warum du gesagt hast... d-das ich hier bleiben soll."

Warum muss ich mich in seiner Gegenwart immer total dämlich verhalten? Ich stottere und dehne Wörter unnötig aus um Zeit zu schinden und erst recht keine Antwort zu finden. Wird das irgendwann besser?

Harry grinst. Seine Augen strahlen mich dabei in ihrem schönen grün an.

„Ich bin doch sowieso gleich weg.", antwortet er, „Außerdem müssen wir wohl eine Weile miteinander klar kommen."

Ich nicke und Senke den Blick auf den Donut in meiner Hand. Müssen? Wie viel lieber wäre es mir, wenn er das nicht so gesagt hätte. Er sieht es also als Pflicht mich kennen zu lernen und vielleicht sogar zu mögen. Schade, das es nicht sein Wunsch ist. Schnell beiße ich auf meine Unterlippe. Was denke ich denn da? Warum stört mich das so?

„Tut mir leid, dass du das so siehst."

„Was?", ich spüre seine Blick noch immer auf mir und konzentriere mich auf meinen Donut. Warum kann ich meine Gedanken nicht einfach wie jeder normale Mensch für mich behalten?

Ich seufze und schaue ihn an. Sein Gesicht zeigt keine Emotion und ich kann nicht deuten was er gerade denkt.

„Das wir..."

Die Tür fliegt auf und Alex kommt ins Zimmer. Vor lauter Schreck hätte ich beinahe den Rest meines Donuts fallen lassen.

„Was habe ich dir übers klopfen gesagt?", Harry schüttelt den Kopf und steht auf.

„Sorry Mann, aber wir sind spät dran!", Alex verschwindet wieder durch die Tür.

„Kommst du mit?", fragt Harry und schaut mich noch einmal an.

—-

Die Proben laufen so wie Proben wahrscheinlich laufen. Sie spielen Songs und ein großer, blonder Typ versucht Harry die Choreografie beizubringen und hüpft vor der Bühne herum.

Dieser Harry mit der Gitarre in der Hand, dem lässigen Shirt, der Jeans und seinen braunen Boots, gefällt mir viel besser als der Harry von gestern Abend. So natürlich und ehrlich, als würde er eine Geschichte erzählen und für sich selbst spielen. Die Abneigung gegenüber der Choreografie ist ihm anzusehen, denn er ignoriert das meiste davon.

Irgendwann zwischen dem zweiten und dritten Lied stellt mir Natalie dann endlich Matt, den Assistenten des Tontechnikers vor. Matt ist groß, gutaussehend und zu allem Überfluss auch noch hilfsbereit und nett. Seine braunen Augen sind fesselnd und die braunen Haare umrahmen sein perfektes Gesicht. Er sieht aus wie ein Model.

Nat instruiert ihn, das ich ihr heute und morgen leider nicht helfen kann und Matt ist sofort bereit mir alles zu zeigen.

Matt's Aufgabe besteht darin, die Kabel alle richtig anzuordnen und einzustöpseln. Er zeigt mir wohin welches Kabel gehört und erklärt mir wofür sie verwendet werden.

Anschließend kommt Chad vorbei, der witzigerweise starke Ähnlichkeit mit Chad Kroeger hat, um alles anzuschauen und schickt uns dann los den Klang im Raum überprüfen.

Gemeinsam schlendern wir also die Reihen des Theatersaals ab und hören auf die Musik. Ein Unterschied von Reihe zu Reihe kann ich nicht feststellen. Matt nickt nur immer wieder und gibt ab und zu über ein walkie talkie Infos an Chad durch.

„Sie hat echt nen Stock im Arsch.", sagt Matt irgendwann mit einem nicken in Nats Richtung und wackelt dann vor mir in die nächste Reihe. Den Walk von Natalie kann er wirklich sehr gut nachmachen. Mit der rechten Hand verdecke ich meinen Mund und versuche so leise wie möglich zu lachen.

Nat gestikuliert vor der Bühne wild mit den Händen in der Luft herum, während sie mit einem der Männern spricht und hält ihren Körper dabei kerzengerade. Es sieht wirklich aus als wäre sie total steif.

„Bitte zieh ihn raus.", sagt Matt nun wieder direkt neben meinem Kopf mit gespielt weiblicher Stimme.

„Oh Gott hör auf!", leise lachend boxe ich ihm gegen die Schulter, „Und zu deinem eigenen Schutz, Versuch bloß nie wieder wie Natalie zu klingen!"

Matt stimmt in mein lachen mit ein und langsam laufen wir weiter in die hintere Ecke.

So viel wie in der letzten Stunde mit Matt habe ich seit meiner Ankunft in Amerika nicht mehr gelacht und der Gedanke daran, dass er die ganze Tour über dabei sein wird freut mich sehr. Es könnte tatsächlich Spaß machen.

Ich versuche so gut es geht zu vermeiden Harry anzuschauen, doch über manche seiner gesungenen Töne bin ich so überrascht, das ich hinschauen muss. Zweimal treffen sich unsere Blicke dabei. Es ist seltsam, aber auch gut. Ich meine einen fragenden Blick auszumachen. Als würde er noch darüber nachdenken, was ich vorhin sagen wollte.

Ein unbekanntes Gefühl tief in meiner Magengrube durchfährt mich, als ich seinem Blick standhalte. Die Zeit bleibt stehen und meine Beine werden zu Gummi. Im nächsten Moment verfinstern sich seine Augen schon wieder und ich blinzle zweimal um diese komischen Gefühle loszuwerden.

Okay, Mr. Styles Where stories live. Discover now